Lotte, Motte und ich
Wahrscheinlich las er. Oder er war noch im Bett.
Aber dann klingelte das Telefon. Lottes Mutter ging ran und kurz darauf hörten wir sie rufen: »Fabian, für dihich!«
Jetzt mussten wir schnell weg!
Wir flitzten in Lottes Zimmer. Die Tür ließen wir einen Spalt offen, und als Fabian – im Schlafanzug! – vorbeigetappt war, öffneten wir sie noch ein bisschen weiter, damit wir das Telefongespräch mithören konnten.
»Hallo«, sagte er. »Nee ...«, und dann: »Meinetwegen.«
Ich schrieb alles in mein Notizbuch.
»Holst du mich ab?«, und dann: »Bis gleich.«
Lotte und ich sahen uns an. Wir verstanden uns ohne Worte. Wir zogen uns die Schuhe an, weil es ja klar war,dass wir jetzt rausmussten und ihn verfolgen. Da streckte Fabian seinen Kopf ins Zimmer. »Lotte?«
»Ja?«
»Ich brauch ’nen Zauberspruch!«
»Wie?« Lotte sah ihren Bruder völlig verdattert an.
»Ja wie? Wie immer, ich geh Fußball spielen und will einen Zauberspruch, damit wir gewinnen!«
»Aber, du hast doch ...«
»Was hab ich?«
»Hast du nicht die Zauberspruchmaschine geklaut?«
»Was redest du denn für Käse«, sagte er, machte die Tür zu und ging.
Lotte und ich sahen uns an.
»Er hat die Maschine nicht geklaut«, sagte ich enttäuscht und wollte meine Chucks wieder ausziehen.
Lotte war auch enttäuscht. Sie schlang die Arme um ihre Beine, legte das Kinn auf die Knie und machte ihr knautschiges Gesicht. So schaute sie eine Weile ärgerlich vor sich hin. »Das war nur Tarnung«, sagte sie dann und standentschlossen auf. »Und außerdem: Denk an den Fußball!«
Da freute ich mich, dass wir Fabian doch beschatten konnten, ließ meine Schuhe an und flitzte mit Lotte in den Hof.
Hier warteten wir, bis Fabians Freund Ben kam. Er würdigte uns keines Blickes. Aber immerhin sagte er auch nicht so doofe Sachen wie gestern. Er klingelte, Fabian kam runter, einen Fußball unterm Arm, und schlenderte neben Ben aus dem Hof. Ich fragte mich, warum er einen Fußball klaute, wenn er sowieso schon einen hatte, aber ich sagte nichts.
Als Ben und Fabian um die Ecke verschwunden waren, rannten Lotte und ich hinterher. In der Hofeinfahrt versteckten wir uns und spähten die Straße hinauf. Ben und Fabian waren schon zwei Häuser weiter.
Wir warteten noch ein bisschen und rannten dann in die nächste Hofeinfahrt. Das ging auch gut. Aber ich war ein bisschen nervös, weil ich nicht wusste, wie weit ich eigentlich von zu Hause weggehen durfte. Mama dachte schließlich, ich sei im Hof. Aber dann sagte ich mir, dass man eine dringende Ermittlung nicht einfach so abbrechen darf. Und schließlich hatte ja sie zu mir gesagt, dassich den Fußball zurückbringen musste. Als der Abstand zu Ben und Fabian größer wurde, flitzten wir wieder in die nächste Hofeinfahrt.
Aber da wären wir dann beinahe aufgefallen. Da saß nämlich ein Hund und der erschrak, als wir kamen, und bellte laut.
»Psssst!«, machte ich. Aber dem Hund war das egal.
Und Lotte auch.
Sie rief: »Ist der aber süß!«
Die Beschattung hatte sie von einer Sekunde auf die andere vergessen! Ich spähte um die Ecke, um zu sehen, ob Fabian etwas gemerkt hatte. Hatte er aber nicht.
»Sei leise!«, flüsterte ich Lotte zu. Aber ich glaube, sie hörte mich gar nicht. Sie ging langsam auf den Hund zu, der mit einer Leine neben der Haustür festgebunden war.
»Du süßer, kleiner Hund«, säuselte sie. »Bist du ganz alleine?«
Der Hund war nicht besonders groß. Seine Schnauze war in Höhe von Lottes Knien. Sein Fell war weiß mit braunen und schwarzen Flecken und er hatte ein schwarzes Ohr und ein weißes. Das sah süß aus, das fand ich auch. Lotte kniete sich jetzt zu ihm.
Ich spähte wieder um die Ecke. Fabian war fast vornean der Kreuzung, und wenn wir nicht gleich hinterherrannten, würde er uns entwischen.
»Komm!«, zischte ich. »Sie sind schon ganz vorne!«
Aber Lotte kam nicht. »Du bist ein ganz Süßer«, sagte sie und streckte vorsichtig ihre Hand in seine Richtung. Der Hund stand auf, wedelte mit dem Schwanz und schnupperte an Lottes Handflächen.
Ich schaute noch einmal die Straße entlang. Von Fabian und Ben war nichts mehr zu sehen. »Jetzt sind sie weg«, meckerte ich.
»Das ist doch egal«, rief Lotte. »Komm her, schau, der Hund mag mich!«
Ich bin zwar nicht so hundeverrückt wie Lotte, aber jetzt, wo Fabian sowieso entwischt war, hatte ich ja nichts anderes zu tun. Ich kniete mich neben Lotte und sah zu, wie sie den Hund am Hals kraulte. Er rieb
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