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Lotte, Motte und ich

Lotte, Motte und ich

Titel: Lotte, Motte und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meike Haas
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blieb uns ja nichts anderes übrig, als reinzugehen. Wir konnten die Frau ja nicht ewig so in der geöffneten Tür stehen lassen, wo sie doch so freundlich gewesen war.
    »Macht es gut!«, sagte sie, als wir an ihr vorbeigegangen waren, und verschwand in der Erdgeschosswohnung. Lotte und ich waren wieder allein.
    Es roch ein bisschen muffig, fand ich, und ziemlich dunkel war es auch. Mir war ein klein wenig unheimlich. Aber ich ließ es mir nicht anmerken. Sonst dachte Lotte noch, ich hätte zu viel Schiss, um eine gute Detektivin zu sein.
    Lotte ging ganz dicht neben mir die Treppen hinauf.Die Stufen knarrten ganz laut, das fand ich auch ein kleines bisschen unheimlich.
    An der Tür von Frau Hellmann hing ein Namensschild aus Blech mit blauer Schrift drauf. Darunter war die Klingel. Ich sah Lotte an und sie sagte: »Wir zählen bis drei und dann drücken wir.«
    Ich nickte.
    »Eins, zwei, drei.«
    Bei »drei« schubsten sich unsere Zeigefinger fast gegenseitig von dem Knopf. Aber es gab einen Klingelton.
    Es dauerte ziemlich lange, dann hörten wir Schritte hinter der Tür, ganz langsame Schritte, und dazu noch so ein Tocken, bei dem ich nicht wusste, woher es kam. Dann öffnete sich die Tür, aber nur einen Spalt. Denn Frau Hellmann hatte die Kette vorgelegt. Durch den Spalt konnten wir ein kleines faltiges Gesicht sehen. Es war nicht viel höher als unsere Köpfe. Frau Hellmann musste sehr alt sein. Jedenfalls habe ich noch nie so viele Falten in einem einzigen Gesicht gesehen.
    »Guten Tag, was wollt ihr denn?«, fragte sie.
    Lotte erklärte gleich, dass wir wegen Fridolin da waren und dass wir ihn so süß fanden und ihn ausführen wollten.
    Das fand Frau Hellmann nett von uns. »Ach, da freut sich Annette bestimmt«, sagte sie. »Ruft sie einfach an oder geht vorbei. Ich schreibe euch die Nummer auf.«
    Sie ging, und als sie wiederkam, machte sie die Kette von der Tür und öffnete sie weiter. Jetzt sah ich, warum es so getockt hatte. Frau Hellmann hatte nämlich einen Stock. In der anderen Hand hielt sie den Zettel mit der Telefonnummer. »Am besten ruft ihr morgen Vormittag an, jetzt ist sie bei der Arbeit.«
    Wir nickten. Lotte nahm den Zettel und faltete ihn zusammen. Und dann gab uns Frau Hellmann noch etwas. Eine Tüte Gummibärchen!
    Lotte und ich sahen uns an, denn normalerweise ist es ja verboten, Süßigkeiten von fremden Menschen anzunehmen. Aber Frau Hellmann war so klein und verhutzelt, dass sie uns bestimmt nicht in ihre Wohnung ziehen und einsperren konnte, und außerdem war die Tüte mit den Gummibärchen noch zu, also konnten sie auch schlecht vergiftet sein.
    Wir sagten freundlich »Danke« und dann rannten wir schnell weg.
    Den Rest des Tages spielten wir wieder Hindernislauf. Aber statt »Jippijea« riefen wir jetzt immer »8 84 97!«. Daswar die Telefonnummer. Manchmal riefen wir auch: »Morgen rufen wir an!« oder: »Fridolin wir kommen!« Bei jedem Schrei lief es ganz heiß durch mich hindurch. Ich fand es so toll, mit Lotte eine echte Telefonnummer ermittelt zu haben! Und ich freute mich so wild auf den nächsten Tag, dass ich die ganze Zeit hüpfen musste – auch wenn Lotte gerade mit Hindernislauf dran war.

8
Motte
    Aber dann war alles anders. Als ich nämlich am nächsten Tag über den Hof lief, um bei Lotte zu klingeln, fuhr gerade ein Auto in die Einfahrt. Es war ein großes Auto mit Gepäck auf dem Dach und drei Kindern drin. Ich blieb kurz vor Lottes Tür stehen und sah zu, wie das Auto parkte. Das war ja etwas Besonderes, normalerweise durften keine Autos in den Hof fahren.
    Als das Auto stand, ging sofort die hintere Tür auf und ein Kind sprang heraus. Es war ein Mädchen. »Lotte!!!!!«, rief es und rannte so knapp an mir vorbei, dass die langen wehenden Haare meine Nase kitzelten. Es sauste zur hinteren Eingangstür, blieb stehen und drückte auf Lottes Klingel.
    Da wusste ich, dass es Motte war.
    Sie hatte ganz gerade braune Haare und keine Frisur. Jetzt, wo sie stand, hingen die Haare an allen Seiten wieFäden herunter, sodass man gar nicht wusste, wo vorne und wo hinten war. Nur ab und zu schüttelte sie ihren Kopf so, dass sich die Nase aus dem Haarvorhang herausbohrte. Dann konnte man kurz ihr Gesicht sehen. Es war sehr hübsch. Motte hat ganz große dunkle Augen und die glänzen so besonders. Ich konnte mir gut vorstellen, dass sie eine Zauberin war.
    Als der Türsummer ging, stürmte Motte ins Treppenhaus. Ich hörte, wie sie die Treppe hinaufrief: »Wir sind zwei

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