Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
worse than my mum. She’d never ask me to do something so → outrageous .”
“Oh, but it’s no problem at all to do things in front of people. They won’t laugh at you, I promise. I’ll show you what I mean.”
Ich begann mit Aikido-Übungen. Niemand beachtete mich. Ich trat etwas weiter auf die Straße hinaus und machte raumgreifendere Bewegungen und dazu ein paar Soundeffekte in Form von Kampfschreien. Ein kleiner Junge blieb stehen und sah mich mit offenem Mund an. Seine Mutter drückte mir eine Münze in die Hand, lächelte knapp und zog den Jungen weiter.
Ich zeigte Jamie meine Beute. “20 cents, and I didn’t even play an instrument. Imagine what you can earn when you play the cello.”
“I don’t know what to play”, versuchte er sich immer noch rauszureden.
“Start with the piece you played in the living room. It was so beautiful and → touching .”
“Really?”
“Absolutely.”
“I thought you were totally unmusical.”
“I can’t sing and dance, but I can tell the difference between good and bad music.”
Widerstrebend öffnete Jamie den Cellokasten. “Oh, I haven’t got anything to sit on. Pity.” Er schien zufrieden, doch noch um die Aktion herumzukommen.
Tja, er kannte mich nicht, die Meisterin der Improvisation. Das hatte ich von Opa Lila gelernt. Geht nicht gibt’s nicht.
Ich ging nach nebenan in das Straßencafé und lächelte einen Kellner an, der singend ein Tablett balancierte. Lächeln und Flirten, darin war ich richtig gut geworden.
“Scusa, may → I borrow one of the chairs for my friend? He’s a talented cello player.”
“ Sí sí, bellissima signorina ”, war die freundliche Antwort.
Ich nahm einen Stuhl von einem freien Tisch und trug ihn zum Bogengang. “Will this do?”
Jetzt gab es für Jamie keine Ausrede mehr, dachte ich. Doch er fand noch eine.
“I’m sure we need permission to make music on the street.”
“I don’t think so.”
Ich hatte keine Ahnung, ob Straßenmusikanten eine behördliche Genehmigung brauchten, und wollte mich auch nicht länger mit solchen Details aufhalten. Sollte ein Polizist auftauchen, konnte ich immer noch den Promijoker ausspielen und erzählen, dass ich die Tochter von Carina Klapdor war.
“I just can’t do this”, gestand Jamie. “I’m too shy.”
“Remember, it’s for a → good cause . It’s for Cathy.”
Er sah mich zögernd an oder vielmehr durch mich hindurch.
“All right, I’ll do it for Cathy”, gab er schließlich nach und ließ sich seufzend auf dem Stuhl nieder, um sein Cello zu stimmen.
Es dauerte keine fünf Minuten, da war er schon wieder so in seine Musik vertieft, dass er nicht mal mitbekam, wie die Münzen in den offenen Cellokasten klimperten.
Mein Job bestand darin, dekorativ danebenzustehen, die Leute aufmunternd anzulächeln, wenn sie unsicher wirkten, ob sie stehen bleiben sollten, und mich überschwänglich zu bedanken, wenn jemand etwas in den Kasten warf.
Nach etwa einer Stunde kam der Kellner von nebenan. Ich fürchtete schon, er wollte uns verscheuchen, weil seine Gäste sich beschwert hätten, aber er fragte nur: “You must be thirsty. Shall I bring you something?”
“ Sí, molto thirsty.” Mein Italienisch wurde immer flüssiger, stellte ich zufrieden fest. “ Aqua minerale would be great.”
Er verschwand und kam kurz darauf mit zwei Gläsern Mineralwasser wieder, jeweils mit einer Limettenscheibe garniert, auf Kosten des Hauses.
Das Leben als Assistentin eines Straßenmusikanten war gar nicht übel.
Während Jamie das Cello bearbeitete, hatte ich reichlich Zeit zum Nachdenken. Wenn Sean mich jetzt sehen könnte! Bestimmt würde er mich sofort engagieren. Ich würde seinen Lederbeutel herumreichen, während er dudelte wie ein Weltmeister. Danach würden wir bei Daria einen ‘ethpretho’ trinken und uns von Raffaello ein Partnertattoo entwerfen lassen.
Ich erschrak vor meiner eigenen Fantasie. Warum hörte ich nicht endlich auf, an den Kerl zu denken? Lächeln hin oder her … ich wusste doch fast nichts über ihn.
Vielleicht hätte ich lieber mit Sven und Ronny ins Abenteuercamp fahren sollen, anstatt in Mailand meine Hormone solchen Gefahren auszusetzen. Tom und ich waren früher auch jeden Sommer im Camp gewesen und hatten uns keine Sekunde gelangweilt.
Tom war damals noch nicht so ein Schnarchzapfen gewesen wie heute. Womöglich war er schlauer als ich und verschlief die Pubertät mit all ihren Gefahren. Wenn er eines fernen Tages aufwachte,
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