Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
verteilte Ravioli auf die Teller.
“Where are you going?”
“To the cemetery.”
“But you said you needed something refreshing.”
“It is going to be refreshing. At least, it’s → outdoors . Would you like to come along?”
Ich willigte ein, weil Mami uns allen vor der Reise eingeschärft hatte, Opa Lila nie allein losziehen zu lassen. Sie hatte in Mailand schließlich einen Ruf zu verlieren.
Den Cimitero Monumentale als Friedhof zu bezeichnen wäre so, als würde man den Mailänder Dom eine Kirche nennen.
Auf diesem Friedhof war alles gigantisch. Anstelle von Grabsteinen standen hier riesige Skulpturen und Statuen. Es gab Engel in allen Variationen: stehend, sitzend, liegend, schwebend, weinend, singend, betend, mit ernstem, trauerndem oder entrücktem Gesichtsausdruck, in wallenden Gewändern, dünnen Schleiern oder nackt. Hin und wieder entdeckte man einen kleinen Tempel. Obelisken ragten zwischen den Bäumen hervor. Treppen führten in Gruften hinab.
Hier lagen nicht irgendwelche unbekannten Leute verbuddelt, sondern Staatsmänner, Komponisten, Dichter, Philosophen, Adlige, reiche Familien und sogar ein Formel-1-Fahrer.
Opa Lila war voll in seinem Element. Ich versuchte, ihn so ganz nebenbei darüber auszufragen, was Marco von Mami gewollt hatte, aber er hörte mir überhaupt nicht zu. Mit seiner Digitalkamera machte er Aufnahmen von den Gräbern, die ihm gefielen, also von fast allen.
“Ich glaube nicht, dass du auf unserem Friedhof daheim so ein Monstrum aufstellen darfst”, gab ich zu bedenken, als er einen besonders großen Engel fotografierte.
“Man kann das Motiv ja auch verkleinern. Was hältst du zum Beispiel von diesem Totenschädel? Oder ne, warte mal, dieses moderne Teil da drüben, das aussieht wie eine verbogene Carrera-Rennbahn, das wäre doch was.”
Er schleifte mich kreuz und quer über den Friedhof, bis ich mich völlig ermattet auf einem kantigen Etwas aus weißem Marmor niederließ, das im Schatten einer hohen Pinie stand.
Opa Lila setzte sich neben mich.
“Ein toller Friedhof, findest du nicht?“, schwärmte er. „Wer hier begraben wird, braucht sich nicht mit einem Dudelsackspieler zufriedenzugeben, der bekommt bestimmt ein ganzes Orchester.”
“Erinnere mich nicht an Sean”, bat ich. “Der hat mein Leben genug durcheinandergebracht.”
“Ach”, sagte Opa Lila wegwerfend, als wäre mein Problem völlig unbedeutend, während es mir so groß vorkam wie der Mailänder Dom und die Scala zusammen. “Eigentlich streikt Marco gar nicht mehr, er weiß nur nicht, wie er es dir sagen soll.”
Ich sah Opa Lila zweifelnd an. Er war zwar alt genug, um eine gewisse Menschenkenntnis zu besitzen, aber vielleicht zeugte seine Einschätzung der Situation auch nur von beginnender Senilität.
“Das kapier ich nicht. Marco braucht mich doch nur in den Arm zu nehmen und alles ist wieder gut.”
“Das sagt sich so leicht.”
Er packte die Kamera in die Gürteltasche und hob ein großes, schon etwas trockenes Blatt vom Boden auf. Nachdenklich drehte er es zwischen den Fingern.
“Jungs sind manchmal etwas verschlossen”, erklärte er. “Das weiß ich aus eigener Erfahrung.”
“ Du warst mal verschlossen? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen.”
Ein Hauch von Wehmut zog über sein faltiges Gesicht.
“Du hättest dabei sein sollen, als ich Lilly den Heiratsantrag gemacht habe. Meine Kehle war so ausgedörrt, dass ich kein Wort herausbekommen habe. Sie musste mich abfragen. ‘Willst du mir etwas sagen? Hat es mit unserer Zukunft zu tun?’ Und so weiter. Ich konnte nur nicken und trocken schlucken, bis sie endlich gefragt hat: ‘Sag mal, machst du mir gerade einen Heiratsantrag?’ Da habe ich erleichtert Ja geschrien und sie geküsst.”
Ich kicherte. “Also hat Oma Lilly sich den Heiratsantrag selbst gemacht.”
“Könnte man so sagen.”
“Wie lange wart ihr verheiratet?”
“44 Jahre.”
Das kam mir unendlich lang vor. Ich war mit Marco gerade mal vier Wochen zusammen.
“Hattet ihr denn auch Krisen in eurer Ehe?”
“In Hülle und Fülle. Aber jede einzelne hat uns etwas mehr zusammengeschweißt. Siehst du, das ist der Unterschied zwischen Paaren, die sich wirklich lieben, und solchen, die keine tiefen Empfindungen füreinander haben. Die echten Liebesbeziehungen werden durch Krisen gefestigt, die oberflächlichen werden ins Wanken gebracht und letztlich zerstört.”
“Dann ist Marcos Streik also zugleich ein Test, wie ernst es uns
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