Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
Mami und Marco, damit ich die Sache mit der Piercing-Erlaubnis in Gang bringen konnte, ‘tough love’ hin oder her. Doch Mami war schon weg und Olivia mit ihr.
“They went to the Scala ”, sagte Pamela und schob uns den Brotkorb hin. “Olivia wanted Carina to show her around.”
Jamie begrüßte Cathy mit einem Guten-Morgen-Kuss.
Marco legte sein Besteck hin und starrte reglos auf den leeren Teller. Mami hätte ihn ohne Weiteres in einem Museum zurücklassen können, man hätte ihn für ein Ausstellungsstück gehalten und hin und wieder abgestaubt.
“I feel → incomplete ”, beschwerte sich Opa Lila.
Ich wurde sofort hellhörig. Waren das die ersten Anzeichen einer Depression?
“I need a bandana”, ergänzte er. “I → urgently need one, or I only feel half human.”
“Why do you need a banana to feel human?”, fragte Pamela, die etwas geistesabwesend war, weil sie bei Mahlzeiten immer die Aufschriften auf den Marmeladengläsern und Müslipackungen studierte.
Marco grinste wissend. “I know where we can get you a bandana. I saw a shop yesterday with …” Den Rest flüsterte er Opa Lila ins Ohr, dessen Augen daraufhin sofort aufleuchteten.
“A bandana is something you tie around your head”, erklärte Jamie Cathy und mir, als wir etwas später zusammen mit Pamela auf dem Weg zum Optikergeschäft waren.
“Another wig?”, fragte ich wenig begeistert.
“No, rather a kind of → handkerchief . A → headscarf , you know, but cooler. Rock stars often wear one. Bandanas have designs like tattoos.”
Sofort sah ich Raffaello vor meinem geistigen Auge: gespaltene Zunge, tausend Piercings und Tattoos und ein Kopftuch mit Stacheldrahtmuster. Opa Lila hatte wohl ein Vorbild gefunden, dem er nacheifern konnte. Nun, wenigstens hatte es nichts mit Tod und Beerdigungen zu tun, also beschloss ich, mir keine weiteren Sorgen zu machen. Ich freute mich lieber auf Cathys neue Brille.
Das Optikergeschäft mit seiner eleganten Einrichtung hatte auf mich dieselbe Wirkung wie beim ersten Besuch. Ich verspürte den unwiderstehlichen Drang, verrückte Gestelle aufzusetzen.
Auch Pamela reagierte vorhersehbar. Sie stürmte auf den Verkäufer zu, der heute einen hellblauen Anzug trug und noch knapper nickte als beim letzten Mal.
Nur Cathy hatte sich verändert. Sie versteckte sich nicht hinter dem Ständer mit Sonnenbrillen, sondern beobachtete amüsiert, wie Pamela einen ihrer peinlichen Sprüche abließ.
“Your eyes”, himmelte sie den Verkäufer an, “are like → laser beams that cut a → glacier into → ice-cubes .”
“ Buon giorno ”, erwiderte der Verkäufer ohne sichtliche Gefühlsregung und holte Cathys neue Brille unter dem Tresen hervor. “ Ecco, signorina .”
“I have to work on that line a bit more”, murmelte Pamela.
“He doesn’t speak English”, erinnerte ich sie. “He’s not able to understand your slogans.”
Das Gestell musste noch etwas zurechtgebogen werden, dann saß es perfekt auf Cathys Nase. So perfekt, dass es nicht mal mehr runterrutschte und Cathy ins Leere griff, als sie es hochschieben wollte, wie sie es mit ihrer alten Brille laufend getan hatte.
Sie betrachtete sich hingerissen in einem Wandspiegel. “What do you think, Jamie?”
“Looks nice”, sagte er.
Cathy runzelte die Stirn. “Just nice?”
“Well, nicer than nice. Really, really super-nice.”
Sie grinsten sich an. Keine Spur von Verschlossenheit auf beiden Seiten. Marco und ich hatten da noch reichlich Nachholbedarf.
Ein Handy klingelte. Pamela, Jamie und ich griffen automatisch in unsere Taschen. Sieger war Jamie.
“Hi, mum”, sagte er. “Yes. Why?” Er rollte mit den Augen. “I’m busy here. Oh, if you absolutely insist. No, I refuse to put on my suit. Yes, we’ll find it. Bye.”
Er steckte das Handy wieder ein.
“She wants me to come to the theatre, the Scala . I wonder what she’s up to now.”
“Don’t worry”, sagte ich. “We’ll all come along and → defend you.”
Um zur Scala zu gelangen, musste man durch die Galleria Vittorio Emanuele II gehen, eine der schönsten und edelsten Einkaufspassagen Europas. Zwischen all den Designerboutiquen, Antiquariaten und Nobelrestaurants gab es einige Fast-Food-Läden, die sich hier so fehl am Platz fühlen mussten wie ich mich in unserem schicken Penthouse.
Pamela bewunderte das Bodenmosaik und das Glasdach und war ausnahmsweise mal sprachlos. Cathy zeigte mir das SÌ , indem sie und Jamie gestern gespeist hatten.
Als
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