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Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe

Titel: Love Goes on Strike - Auszeit fuer die Liebe
Autoren: Christine Spindler
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Busen. “Es scheint ja schlimmer zu sein, als ich dachte.” Sie ließ mich los, fasste mich an den Schultern und sah mir in die Augen.
    “Wie war er denn auf dem Friedhof? Wirkte er sehr verstört?”
    Ich hielt im Schluchzen inne.
    “Wie, auf dem Friedhof? Ich dachte, Marco wäre die ganze Zeit mit euch im Museum gewesen.”
    “Wie kommst du denn jetzt auf Marco? Hast du mir vorhin nicht zugehört? Also, noch mal von vorn”, sagte Mami geduldig. “Ich mache mir Sorgen um meinen Vater. Ich fürchte, er könnte depressiv werden.”
    Ich brauchte eine Sekunde, bis ich begriff. Es ging gar nicht um Marco. Es ging um Opa Lila.
    “Opa Lila und depressiv? Nie und nimmer!”, sagte ich fast fröhlich.
    “Weißt du, er hat Lillys Tod noch lange nicht überwunden. Sein ganzes verrücktes Getue wirkt auf mich unheimlich aufgesetzt. So als würde er überspielen, wie schlecht er sich in Wirklichkeit fühlt. Auf diese Weise kann er seine Trauer aber nicht aufarbeiten, sondern verdrängt sie nur. Irgendwann kommt dann unweigerlich der totale Zusammenbruch.”
    Ich ließ Mamis Sorgen etwas auf mich wirken, bevor ich antwortete. Vor meinem geistigen Auge sah ich Opa Lilas ‘Fußpilz’, seine von Altersflecken übersäten Hände, seine knackigen Jeans und seine schlaffen Wangen.
    “Ich glaube, er trauert auf seine Art. Er hat mir erzählt, er hätte Oma Lilly zuliebe angefangen, Unfug zu treiben, damit sie im Jenseits etwas zu lachen hat. Aber ich wette, er selbst hat auch reichlich Spaß daran. Ich könnte mir vorstellen, dass es ihm höchstens leid tut, dass er nicht schon zu Lillys Lebzeiten so ausgeflippt war, dann hätten sie vieles davon gemeinsam erleben können.”
    Mami lächelte zärtlich und strich mir über die Wange.
    “Ich wusste nicht, dass du so einfühlsam sein kannst, mein Mäuschen. Was bin ich nur für eine Rabenmutter, dass ich meine eigenen Kinder kaum kenne!”
    “Mach dir keine Sorgen, das ist die Pubertät, weißt du.”
    Mami grinste. “Jetzt, wo du’s sagst, merke ich es auch.”
    “Im Ernst, ich kenne mich selbst kaum.”
    “Du entdeckst deine weibliche Seite.”
    “Was meinst du, was für eine Art Frau ich mal werde?”, überlegte ich. “Grazil und damenhaft oder sportlich und flippig?”
    “Ich vermute, du wirst so wie deine Großmutter. Du hast viel mit ihr gemeinsam, nicht nur das Aussehen.”
    „Seh ich schon so alt aus?“, fragte ich entsetzt und fasste mir reflexartig an die Nasenspitze.
    Mami lachte. “Nein, natürlich nicht. Aber du hast nicht nur deine Nase von Lilly, auch die Augen, das Kinn, die Ohrläppchen, deine ganze Statur und deine Frechheit. Wenn Lilly uns tatsächlich aus dem Jenseits zuschauen kann, dann hat sie bestimmt nicht nur an Opa Lilas Eskapaden ihren Spaß, sondern auch an dir.”
    “Wenn sie mich und Marco sieht, vergeht ihr der Spaß bestimmt.”
    Mami trommelte mit den Fingerspitze auf ihrer Wange.
    “Tja, mit dir und Marco, das ist ein ganz schönes Krisengebiet.”
    “Will er nach Hause fliegen?”, fragte ich besorgt.
    “Nach Hause fliegen? Nein, i wo, es gefällt ihm super hier. Er hat sogar Geschmack an Museen gefunden.”
    “Was wollte er dann von dir? Cathy hat nur mitbekommen, dass du strikt dagegen warst. Aber gegen was?”
    “Gegen dein Bauchnabelpiercing.”
    “Was hat das mit Marco zu tun?”
    “Er wollte dich überraschen, indem er mir die Erlaubnis dazu abluchst. Er dachte, du würdest ihm dann sein blödes Benehmen verzeihen.”
    “Ich dachte, er wartet darauf, dass ich mich ordentlich bei ihm entschuldige.”
    “Das auch. Aber er wollte den ersten Schritt machen. Er ist ein lieber Kerl.”
    “Ja”, sagte ich und seufzte. “Das ist er.”
    “Trotzdem werde ich das nicht erlauben. Du bist noch zu jung für so ein Piercing. Er wird schon einen anderen Weg finden, sich mit dir zu versöhnen. Ich halte mich da raus.”
    Ich ließ den Oberkörper rückwärts aufs Bett fallen und verschränkte die Arme unter dem Kopf. Die Decke war mit dunklen Holzpaneelen verkleidet. Scheußlich!
    “Lass mich mal nachdenken. Marco braucht diesen Schrieb von dir ja nur, weil es ihm hilft, seine Verschlossenheit zu überspielen. Das ist bei Jungs in dem Alter ein echtes Problem. Wie wäre es, wenn du Marco gibst, was er will, und ich verspreche dir, dass ich von der Erlaubnis keinen Gebrauch machen werde.”
    Mami kitzelte mich am Bauch. “Du ausgekochtes Luder. Und wenn dich dann doch der Teufel reitet?”
    “Ich geb’s dir schriftlich.
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