Love me, angel (Junge LIebe ) (German Edition)
ich leider nicht ..."
„Nicht nur einfach so, Steph hat sich gerade langgelegt und jetzt kann er nur noch humpeln. Eigentlich wollte ich ja schon 'nen Arzt rufen, aber wenn Sie schon mal hier sind ..."
Der Dornfels sieht mich prüfend an. Wieder habe ich das Gefühl, dass er geradewegs in mich hineingucken kann. Richtig gruselig. Und meiner Gesichtsfarbe hilft das natürlich absolut nicht zur Normalität zurück. Aber was ist schon normal?
„Na gut", sagt Herr Dornfels schließlich und nickt uns zu.
Bastian schlägt mir auf den Rücken. Ich weiß schon jetzt, dass er mir die nächste Zeit vorhalten wird, wie toll er das doch geregelt hat. Am liebsten würde ich einfach weiterhumpeln.
„Soll ich euch zu einem Arzt fahren?", fragt der Dornfels auch schon, als wir im Wagen sitzen.
„Nein!", antworte ich sofort. „Ich hab mir nur den Fuß umgeknickt. Nichts weiter."
„Ach so", macht der Lehrer und schaut mich durch den Rückspiegel an. Natürlich hat sich Bastian den Beifahrersitz geschnappt. Soviel zur Rücksicht auf mich und meinen Fuß.
„Steph wohnt ja nicht weit von hier. Wenn's Ihnen keine Umstände macht ..."
„Nein", sagt der Dornfels, „das ist kein Problem." Dann sieht er wieder durch den Spiegel zu mir. „Aber wenn es nicht besser wird, würde ich schon einen Arzt aufsuchen."
„Klar", antworte ich artig. Ich weiß doch, was Lehrer hören wollen. Und da bildet der Dornfels keine Ausnahme, auch wenn er noch einer der jüngeren Lehrer ist. Der Blick entgeht mir dennoch nicht. Irgendwas ist ihm an mir aufgefallen. Aber was bloß? Ist er vielleicht selbst schwul und kann das bei anderen erkennen? Davon habe ich ja schon öfter gehört. Aber mindestens genauso oft wird das auch wieder dementiert. Homosexualität kann man nicht einfach so erkennen, wenn die Betreffenden ganz normal aussehen. Und ich sehe doch normal aus, oder nicht? Ich meine, ich hab mich doch erst heute morgen im Spiegel gesehen. Nichts, was mich jetzt total umhauen würde, aber trotzdem - ganz normal eigentlich. Im Grunde kann ich mit mir zufrieden sein. Bin ich natürlich trotzdem nicht, logisch. Aber ich könnte. Und da kann der Dornfels jetzt denken was er will, wissen kann er es einfach nicht. Erst recht nicht, dass ich ihn mir ab und zu nackt vorstelle, wenn ich im Bett liege.
Bastian hat in der Zwischenzeit tatsächlich wieder angefangen von Maike zu schwärmen. Ich glaub das einfach nicht. Kennt dieser Typ eigentlich keine Gnade? Wenn es eine Sache gibt, die mich an Bastian wirklich stört - abgesehen von seinem Gelaber über Mädchen -, dann ist es sein Verhalten gegenüber Lehrern. Irgendwie tut er ständig so, als stünde er mit ihnen auf einer Stufe. Das jetzt gerade ist wieder der beste Beweis. Niemand außer ihm würde vor dem Dornfels seine heimlichen Gefühle für jemanden breittreten. Aber Bastian, der schafft so was. Und womöglich ist ihm das nicht mal bewusst.
„Du bist so ruhig, Stephen", sagt der Dornfels plötzlich und beobachtet mich wieder im Rückspiegel.
„Einfach nur Steph", antworte ich sofort. Ich kann meinen richtigen Namen nämlich nicht leiden. Weiß auch nicht, was meine Eltern sich dabei gedacht haben. Bei Amerikanern klingt Stephen ja vielleicht noch okay, aber in Deutschland? Mit Steph komme ich dafür ganz gut klar.
„Gut, Steph, du bist trotzdem recht still." Der Dornfels lässt nicht locker. Wahrscheinlich geht ihm gerade durch den Kopf, dass mich Bastians Gerede über Maike tierisch nerven muss. Recht hat er, wenn er das denkt. Aber äußern werde ich mich dazu bestimmt nicht.
„Mein Fuß tut weh, da habe ich jetzt nicht gerade das Bedürfnis, den Clown zu spielen", sage ich und merke sofort, dass es ein wenig patzig klingt.
„Entschuldige", gibt der Dornfels zurück und schaut auch nicht mehr zu mir nach hinten. Irgendwie ahne ich aber trotzdem, dass er es nicht dabei bewenden lässt. Zumindest nicht auf lange Sicht. So jung der Dornfels auch ist, er gehört zu den Lehrern, die sich gleich über alles Sorgen machen müssen. Eigentlich ist das ja nicht schlecht, wenn jemand so aufmerksam ist. Aber es kann auch leicht nerven. Als ich zweimal meine Hausaufgaben nicht hatte, musste ich tatsächlich nach der Schule zu ihm ins Büro, um mit ihm über meine Probleme zu reden. Für ihn ist es ganz selbstverständlich, dass man Mathe nicht nur aus Faulheit sausen lässt, sondern ein wichtiger Grund dahinterstecken muss. Jetzt fällt mir wieder ein, dass ich ihm damals gesagt habe,
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