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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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ungewohnter Verlauf, denn ich bin ziemlich impulsiv, ungeduldig und rasch im Handeln. Wenn man einem von den Dutzend Mädchen im Tower Court, Wellesley, erzählt hätte, daß Oliver Barrett IV drei Wochen lang täglich mit einer jungen Dame zusammen war, ohne mit ihr zu schlafen, hätten sie gelacht und die weiblichen Reize der Betreffenden ernsthaft in Frage gestellt. Aber die wahren Hintergründe lagen natürlich ganz anders.
    Ich wußte nicht, was ich machen sollte.
    Verstehen Sie das nicht falsch und nehmen Sie es nicht zu wörtlich. Die einzelnen Schachzüge wußte ich alle. Aber ich war mir über meine Gefühle nicht im klaren und unternahm nichts. Jenny war so gescheit, daß ich Angst hatte, sie würde über das, was ich bisher für die romantische (und unwiderstehliche) Masche des Oliver Barrett IV gehalten hatte, vielleicht lachen. Ich hatte Angst vor einer Abfuhr, jawohl. Außerdem hatte ich Angst davor, aus den falschen Gründen akzeptiert zu werden. Was ich da stammelnd auszudrücken versuche, ist dies: Bei Jennifer empfand ich anders, wußte nicht, was ich sagen sollte, oder auch nur, wen ich deswegen fragen sollte. («Mich hättest du fragen sollen», sagte sie später.) Ich wußte nur, daß ich so empfand. Für sie. Für sie ganz allein.
    «Du wirst noch durchrasseln, Oliver.»
    Wir saßen gerade in meinem Zimmer und lasen. Es war Sonntag nachmittag.
    «Oliver, du wirst noch durchrasseln, wenn du bloß immer dasitzt und zusiehst, wie ich studiere!»
    «Ich schau nicht zu, wie du studierst. Ich studiere.»
    «Quatsch bloß nicht, du schaust auf meine Beine!»
    «Nur ab und zu. Bei jedem Kapitel einmal.»
    «Das Buch hat aber sehr kurze Kapitel.»
    «Hör mal, du eitle Ziege du, so toll siehst du nun auch wieder nicht aus!»
    «Ich weiß. Aber kann ich dafür, daß du es dir trotzdem einbildest?»
    Ich schmiß das Buch hin und ging durchs Zimmer zu ihr hin, wo sie saß.
    «Jenny, zum Kuckuck noch mal, wie soll ich John Stuart Mill lesen, wenn ich die ganze Zeit an nichts anderes denke als daran, wie gern ich mit dir schlafen möchte!»
    Sie zog die Augenbrauen hoch und runzelte die Stirn.
    «Aber Oliver, ich bitte dich!»
    Ich ging neben ihrem Stuhl in die Hocke. Sie schaute wieder in ihr Buch.
    «Jenny …»
    Sie klappte das Buch behutsam zu, legte es hin und schlang die Arme um meinen Hals.
    «Oliver, ich bitte dich …»
    Auf einmal passierte es. Alles auf einmal.
    Unsere erste körperliche Begegnung war das genaue Gegenteil von unserem ersten Wortgeplänkel. Alles war so geruhsam, so weich, so zärtlich. Ich war mir nie darüber klargeworden, daß die wirkliche Jenny so sein könnte: so sanft, mit so leichten und liebevollen Berührungen. Was mich aber noch mehr verblüffte war, wie ich darauf reagierte. Ich war behutsam, ich war zärtlich. War das der wahre Oliver Barrett IV?
    Wie bereits erwähnt, hatte bei Jenny nie auch nur ein Pulloverknopf zuviel offengestanden. Ich war daher etwas überrascht, daß sie ein kleines goldenes Kreuzchen um den Hals trug. An einer von diesen Ketten, die man nicht aufmachen kann. Ich meine, während wir uns liebten, hatte sie das Kreuzchen immer noch um. Während einer Ruhepause an diesem himmlischen Nachmittag, zu einem Zeitpunkt, an dem alles und nichts wichtig war, faßte ich nach dem Kreuzchen und fragte, was wohl ihr Geistlicher dazu sagen würde, daß wir miteinander im Bett lagen und so weiter und so fort. Sie antwortete, sie habe keinen Geistlichen.
    «Bist du denn nicht ein braves, katholisches Mädchen?»
    «Na ja, ein Mädchen bin ich», sagte sie. «Und brav bin ich auch.»
    Sie sah mich an, ob ich das bestätigen könnte, und ich lächelte.
    «Also von den drei Dingen immerhin zwei.»
    Dann fragte ich, wieso das Kreuz, und auch noch zugeschweißt.
    Sie erklärte mir, daß es ihrer Mutter gehört habe; sie trage es aus sentimentalen, nicht aus religiösen Gründen. Die Unterhaltung wandte sich wieder uns selber zu.
    «He, Oliver, hab ich dir schon gesagt, daß ich dich liebe?» fragte sie.
    «Nein, Jen.»
    «Warum hast du mich nie danach gefragt?»
    «Offen gestanden, ich hatte Angst.»
    «Frag mich jetzt.»
    «Liebst du mich, Jenny?»
    Sie sah mich an, und es war keine Ausflucht, als sie fragte:
    «Was meinst du wohl?»
    «Na ja. Ich meine – vielleicht.»
    Ich küßte sie auf den Hals.
    «Oliver?»
    «Ja?»
    «Ich liebe dich, aber das ist nicht alles …»
    Himmel, was kam jetzt?
    «Ich liebe dich sehr , Oliver.»

6
    Ich mag Ray Stratton riesig

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