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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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anrufen …»
    «Nein», unterbrach ich in blitzschneller Reaktion. «Bitte nicht, Vater.»
    «Nicht um ihn zu beeinflussen», sagte O. B. III – rechtschaffen, wie es sich gehört, «nur um mich zu erkundigen.»
    «Vater, ich möchte den Brief kriegen, wenn ihn alle anderen auch kriegen. Bitte!»
    «Ja. Natürlich. Schön.»
    «Danke, Sir.»
    «Nebenbei bemerkt, besteht kaum Zweifel, daß du zugelassen wirst», sagte er.
    Ich weiß nicht wieso, aber O. B. III hat eine Art, mich herabzusetzen, selbst wenn er lobt.
    «So scharf sind die auch nicht auf mich», erwiderte ich. «Schließlich haben sie dort keine Hockeymannschaft.»
    Ich weiß nicht, warum ich mich so klein machte. Vielleicht weil er anderer Meinung war.
    «Du hast noch andere Qualitäten», sagte Oliver Barrett III, ging aber nicht ins Detail. (Ich bezweifle, daß er das gekonnt hätte.)
    Das Essen war genauso mies wie das Gespräch, nur daß ich hätte voraussagen können, wie altbacken die Brötchen waren, wohingegen ich nie voraussagen konnte, welches Thema mein Vater mir gütigst auftischt.
    «Es bliebe ja immer noch das Friedenskorps», bemerkte er gänzlich aus heiterem Himmel.
    «Wie bitte?» fragte ich, weil ich nicht sicher war, ob das eine Feststellung oder eine Frage sein sollte.
    «Ich halte das Friedenskorps für eine ausgezeichnete Sache, du nicht?» fragte er.
    «Na ja», erwiderte ich, «es ist bestimmt besser als das Kriegskorps.»
    Es stand null zu null. Ich wußte nicht, was er meinte und umgekehrt. War das Thema damit abgetan? Würden wir jetzt zu anderen, aktuellen Fragen übergehen oder zum Regierungsprogramm? Nein. Ich hatte einen Augenblick lang vergessen, daß unser Gespräch sich hauptsächlich um meine Pläne drehte.
    «Ich hätte bestimmt nichts dagegen, wenn du mal zum Friedenskorps gingst, Oliver.»
    «Das ist durchaus gegenseitig, Sir», erwiderte ich. Ich wollte mich genauso großzügig zeigen wie er. Ich bin überzeugt, daß «Altes Steingesicht» mir ohnehin nie zuhört, und daher nie überrascht, wenn er auf meine kleinen, leisen sarkastischen Bemerkungen nicht reagiert.
    «Und wie denken denn deine Mitstudenten so darüber?» fuhr er fort.
    «Wie bitte?»
    «Nun, glaubst du, daß das Friedenskorps etwas ist, dem sie in ihrem Leben eine gewisse Bedeutung einräumen?»
    Ich glaube, meinem Vater sind Phrasen so unentbehrlich wie dem Fisch das Wasser. «Jawohl, Sir.» Sogar der Apfelkuchen war altbacken.
    Ungefähr um halb zwölf begleitete ich ihn zum Wagen.
    «Kann ich noch irgend etwas für dich tun, mein Junge?»
    «Nein, danke. Gute Nacht, Vater.»
    Und er fuhr weg.
    Da gibt es nun Flugzeuge zwischen Boston und Ithaca im Staate New York, doch Oliver Barrett III fuhr lieber Auto. Nicht daß die vielen Stunden am Steuer als eine Art väterliche Geste zu werten wären. Mein Vater fährt ganz einfach gern . Und schnell. Und um diese Nachtzeit kann man in einem Aston Martin DBS so schnell fahren wie der Teufel. Ich habe keinerlei Zweifel, daß Oliver Barrett III sich vornahm, den Geschwindigkeitsrekord auf der Strecke Ithaca–Boston zu brechen, den er selber voriges Jahr aufgestellt hat, nachdem wir Cornell geschlagen und den Meistertitel gewonnen hatten. Ich weiß es, weil ich sah, wie er auf die Uhr schaute.
    Ich ging zurück ins Motel und rief Jenny an.
    Es war das einzige Gute an diesem Abend. Ich erzählte ihr alles über die Rauferei (den präzisen Anlaß für den casus belli ließ ich weg) und merkte, daß es sie freute. Nicht viele ihrer murkeligen Musikerfreunde konnten Boxhiebe austeilen oder bekamen welche verpaßt.
    «Hast du es dem Burschen, der dich vermöbelt hat, wenigstens gezeigt?» fragte sie.
    «Ja. Und wie. Dem hab ich’s gegeben.»
    «Ich wollte, ich wär dabei gewesen. Verdrisch doch beim Yale-Spiel auch jemand, ja?»
    «Ja.»
    Ich lächelte. Wie sie die schlichten Freuden des Alltags genoß!

4
    «Jenny ist unten am Telefon!»
    Diese Mitteilung machte mir die Telefonbiene, obwohl ich mich nicht ausgewiesen hatte und nichts über den Zweck meines Besuches in Briggs Hall an diesem Montagabend hatte verlauten lassen. Ich schloß daraus blitzfix, daß ich gut angeschrieben war. Offenbar las diese Radcliffe-Schnepfe den Crimson und wußte, wer ich war. Nun ja, das war schon öfters vorgekommen. Bezeichnender war, daß Jenny über ihre Verabredungen mit mir gesprochen haben mußte.
    «Danke», sagte ich. «Ich warte hier.»
    «Zu blöd, das mit Cornell. Der Crime sagt, daß die zu viert über Sie

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