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Love Story: Roman (German Edition)

Love Story: Roman (German Edition)

Titel: Love Story: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erich Segal
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weitermachen mußt.»
    «Wer um Gottes willen sagt denn, daß ich damit aufhören will! Ich werde sogar bei Nadia Boulanger studieren!»
    Was redete sie da eigentlich? Verdammt noch mal. An der Art, wie sie sofort verstummte, merkte ich, daß sie sich verplappert hatte.
    «Bei wem?» fragte ich.
    «Bei Nadia Boulanger. Einer berühmten Musiklehrerin. In Paris.» Die letzten zwei Worte sagte sie ganz schnell.
    «In Paris?» fragte ich, ganz langsam.
    «Sie nimmt nur ganz wenige amerikanische Schüler an. Ich hab Glück gehabt. Ich hab auch ein gutes Stipendium gekriegt.»
    «Jennifer – du gehst nach Paris?»
    «Ich war noch nie in Europa. Ich kann es kaum erwarten.»
    Ich packte sie an beiden Schultern. Vielleicht war ich zu grob, ich weiß es nicht.
    «Hör mal – wie lange weißt du das schon?»
    Zum erstenmal in ihrem Leben konnte Jenny mir nicht frei ins Auge sehen.
    «Ollie, sei doch vernünftig», sagte sie. «Es ist doch nicht zu ändern.»
    «Was ist nicht zu ändern?»
    «Daß wir unsere Examen machen und daß unsere Wege sich trennen. Du wirst Jura studieren …»
    «Moment mal, worüber redest du eigentlich?»
    Diesmal sah sie mir ins Auge. Und ihr Gesicht war traurig.
    «Ollie, du bist ein Internatszögling und Millionärssohn, und ich bin gesellschaftlich eine Null.»
    Ich hielt mich immer noch an ihren Schultern fest.
    «Was, zum Teufel, hat das damit zu tun, daß unsere Wege sich trennen sollen? Wir sind jetzt zusammen, und wir sind glücklich.»
    «Sei doch nicht so blöd, Ollie», wiederholte sie. «Harvard ist wie der große Sack vom Nikolaus. Man kann das tollste Spielzeug reintun, aber wenn die Feier vorbei ist, dann kippt man ihn um und schüttelt einen raus …» Sie hielt inne.
    « … und dann muß man wieder dorthin, wo man hingehört.»
    «Willst du damit sagen, daß du in Cranston, Rhode Island, Plätzchen backen willst?»
    Ich sagte die furchtbarsten Sachen.
    «Torten», sagte sie. «Und bitte mach dich nicht über meinen Vater lustig.»
    «Dann verlaß mich nicht, Jenny. Bitte. »
    «Und was ist mit meinem Stipendium? Und was ist mit Paris? Schließlich bin ich noch nie dort gewesen, verdammt noch mal!»
    «Und was ist mit unserer Heirat?»
    Ich war es, der diese Worte aussprach, obwohl ich den Bruchteil einer Sekunde nicht sicher wußte, daß ich es war.
    «Wer spricht vom Heiraten?»
    «Ich. Ich spreche jetzt davon.»
    «Du willst mich heiraten?»
    «Ja.»
    Sie senkte den Kopf. Sie lächelte nicht, sie fragte bloß: «Warum?»
    «Darum», sagte ich.
    «Oh», sagte sie. «Das ist allerdings ein Grund.»
    Sie nahm mich am Arm (diesmal nicht bloß am Ärmel), und wir wanderten den Fluß entlang. Mehr gab es eigentlich nicht zu sagen.

7
    Ipswich, Massachusetts, liegt rund vierzig Autominuten hinter der Brücke von Mystic River, je nachdem wie das Wetter ist und wie man fährt. Tatsächlich habe ich es manchmal schon in 29 Minuten geschafft. Ein gewisser prominenter Bostoner Bankier behauptet, er habe eine noch bessere Zeit rausgeholt, aber wenn man über eine Fahrzeit von weniger als einer halben Stunde von der Brücke bis zum Barrett-Anwesen spricht, dann ist es schwer, Wahrheit und Dichtung auseinanderzuhalten. Für mich sind 29 Minuten nun mal die äußerste Grenze. Ich meine, man kann doch nicht die Ampeln auf der Route I überfahren, oder?
    «Du fährst wie ein Verrückter», sagte Jenny.
    «Wir sind in Boston», erwiderte ich. «Hier fährt jeder wie ein Verrückter.» Damals mußten wir bei Rot auf der Route I halten.
    «Du wirst uns umbringen, ehe deine Eltern uns umbringen können.»
    «Hör mal, Jen, meine Eltern sind reizende Leute!»
    Die Ampel wurde grün. Der MG war in weniger als zehn Sekunden auf neunzig.
    «Auch der alte Schweinehund?» fragte sie.
    «Wer?»
    «Oliver Barrett III.»
    «Oh, das ist ein patenter Kerl. Der wird dir bestimmt gefallen …»
    «Woher weißt du?»
    «Der gefällt jedem», erwiderte ich.
    «Und warum dir nicht?»
    «Weil er jedem gefällt», sagte ich.
    Warum brachte ich sie überhaupt zu denen? Ich meine, hatte ich den Segen vom «Alten Steingesicht» oder so was wirklich nötig? Teilweise war es deswegen, weil sie es gern wollte («Es ist so üblich, Oliver!»), und teilweise war ja Oliver III im weitesten Sinne mein Bankier. Er zahlte mir die verdammten Studiengelder.
    Es mußte zum Abendessen am Sonntag sein, nicht wahr? Sonntag, wo alle lausigen Fahrer die Route I verstopfen und mir im Wege waren. Ich bog vor dem schlimmsten Stau in

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