Love Takes a Detour - Liebe auf Umwegen
Klapdor?”
“Call me Rüdiger”, bot Papi an, während er sich hinters Lenkrad klemmte.
“Ruuu-diger”, versuchte Chris. “What a difficult name.”
Ich holte mein Handy raus und schrieb Annika eine SMS. “Es ist 1000mal schlimmer als erwartet. Du hattest recht. Grottig beschreibt es nicht mal annähernd!”
“Tell me about your family”, hörte ich Papi sagen.
Ich klappte das Handy zu und meinte verwirrt: “But you know us, you → belong to our family.”
Papi lachte schallend. “I was asking Chris.”
“Nike’s got a great sense of humour.” Chris zwinkerte mir zu. “Oh, you forgot → to fasten your seatbelt . May I?”
Er beugte sich zu mir rüber. Ich hielt die Luft an. Er langte über mich hinweg. Ich unterdrückte einen Protestschrei. Er erwischte den Gurt, zog ihn knapp vor meiner Brust vorbei und ließ das Schloss mit sattem Klick einrasten. Ich traute mich endlich auszuatmen. So nah war mir noch kein männliches Wesen gekommen, mit dem ich nicht verwandt war – außer Marco natürlich.
“Thank you”, murmelte ich, während meine Nase vom Leuchten allmählich ins Glühen überging. “Sorry, it’s my private Red Nose Day.”
Chris kriegte sich nicht mehr ein. “You’re hilarious.”
Schön zu wissen, dass ich die totale Lachnummer war.
Daheim stand Opa Lila vor der Haustür. Er hatte sich “fein” gemacht und die grünen Haare mit Gel zu kleinen Spitzen modelliert. Er trug ein Muskelshirt, das nicht nur sein Tattoo, sondern auch die schlaffe Haut seiner Oberarme bestens zur Geltung brachte, dazu eine knallenge Lederhose und Cowboystiefel. Eine bessere Ablenkung von meiner roten Nase hätte ich mir nicht wünschen können.
“Rüdiger, du hast den falschen Fluggast mitgebracht.” Opa Lila deutete auf Chris. “Das da ist weder ein Mädchen noch durchschnittlich.”
“It’s all right”, sagte Papi. “This is Chris, our au pair.”
“I see. Chris, are you homosexual?”, fragte Opa Lila. Hinter ihm tauchten meine drei Brüder im Türrahmen auf.
Ronny fragte: “Was bedeutet homosensationell?”
Sven ermahnte ihn: “You must speak English or Chris won’t understand you.”
Und Tom gähnte. Womöglich ist er der Klügste von uns allen. Wenn man gähnt, kann man wenigstens nichts Peinliches sagen.
Liebe auf den ersten Blick
Ich hatte Annika seit Ewigkeiten nicht mehr lachen gesehen. Jetzt lag sie auf dem Boden und wieherte wie ein rossiges Pferd. Ich war zu ihr geflohen und hatte ihr mein Herz ausgeschüttet. Und was war der Dank?
“Ein Kerl”, schnaubte sie. “Ein richtiger, echter Kerl!” Sie trommelte mit den Händen auf den Boden, bis der schlimmste Teil des Anfalls vorbei war. Sie setzte sich auf und wischte die Lachtränen weg, doch es flossen sofort neue nach. “Erzähl noch mal, wie du ihm zur Begrüßung fast um den Hals gefallen wärst. Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.”
Ich kaute an meinen Fingernägeln. “Sag mal, geht’s dir gut? Brauchst du einen Arzt?”
“Mir ging’s noch nie besser. Und meine Mutter ist Ärztin, falls du’s vergessen hast.”
“Sie hat gewusst, dass Chris ein Kerl ist”, sagte ich bitter.
“Wieso hat meine Mutter das gewusst?”
“Nein, nicht deine. Meine. Sie hat Chris engagiert. Wie konnte sie mir das antun?”
“Und dein Vater dachte echt auch, da kommt ein Mädchen, oder hat er euch verarscht?”
“Er war genau so überrascht wie ich, als Chris sich als Junge entpuppte, aber nicht annähernd so entsetzt.” Ich rutschte zu Annika auf den Boden und packte sie bei den Schultern, um ihr den Ernst der Lage klar zu machen. “Annika, du musst mir helfen. Ich will Chris umtauschen lassen gegen ein Au-pair-Mädchen. Meinst du, das geht?”
Annika deutete auf eine selbst genähte, schwarze Stoffpuppe, die auf ihrem Nachttisch saß und deren Zweck mir bisher nicht klar gewesen war.
“Wie wäre es mit einem Voodoo-Zauber? Du machst ein Foto von Chris und wir heften es der Puppe aufs Gesicht. Wenn ich die Puppe dann in Juckpulver wälze, bekommt Chris einen Ausschlag und reist ab, weil er denkt, er wäre hier gegen irgendwas allergisch.”
Ich nagte an meiner Unterlippe. “Also, antun will ich ihm eigentlich nichts, dazu ist er zu nett.”
“Wie wäre es dann mit Schocktherapie? Ich könnte dir Honey und Darling leihen.” Das waren Annikas Spinnen, beide von der großen, haarigen, extragruseligen Sorte.
“Dann wäre ich zwar Chris los, aber Opa Lila käme garantiert auf die Idee, sich auch
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