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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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streckte wieder den Fremdenführerzeigefinger aus.
    Â»Guck.«
    Da war er: der Eiffelturm. Gelb beleuchtet erstrahlte die riesige und doch filigrane Stahlsilhouette vor dem dunklen Nachthimmel. Das Gebilde sah beeindruckend aus von hier, gar nicht angsteinflößend, zumal mir jetzt klar war, dass Felix mich nicht zwingen wollte, mit ihm hinaufzusteigen.
    Â»Und, was meinst du?«, fragte Felix.
    Â»Nicht schlecht«, sagte ich.
    Genau in diesem Moment begannen Abertausende von winzigen weißen Lichtern auf dem Turm zu funkeln. Es sah aus wie ein Feuerwerk, nur dass die Funken nicht in die Luft stiegen, sondern über das schwarze Bauwerk tanzten. Die Lichter waren so hell, als wollten sie den milchigen Sternen am Himmel Konkurrenz machen, was ihnen problemlos gelang. Nur der volle Mond thronte unbeeindruckt über dem Spektakel. Es war … perfekt!
    Â»Okay, ziemlich gut«, verbesserte ich mich. Felix knuffte mich in die Seite.
    Als er sich eine ganze Weile später vor der Eingangstür unseres Hostels von mir verabschiedete – er hatte mich begleitet, damit ich nachts nicht allein durch Paris laufen musste –, stellte ich ein bisschen verwundert fest, dass ich mich darauf freute, ihn am nächsten Tag wiederzusehen. Auch wenn es mich bei dem Gedanken schauderte, dass das Treffen um Mitternacht auf einem Friedhof stattfinden würde.

Memo an mich selbst: Wenn du singen willst, tu es unter der Dusche!
    aus Lenas Tagebuch
    Â»Er ist so süß! Und es war so aufregend!« Julis Stimme triefte vor Verzückung.
    Â»Ja, ja.« Am liebsten hätte ich mir die Ohren zugehalten und laut »Lalalala« vor mich hin gesungen, um dem verliebten Gequatsche, das meine Schwester in Endlosschleife abspulte, seit wir aufgestanden waren, nicht mehr zuhören zu müssen.
    Â»Und wie er küsst … einfach phä-no-me-nal!« Juli schien sich an meinem offen zur Schau getragenen Desinteresse nicht im Mindesten zu stören. Tobias hatte sie geküsst. Auf dem Eiffelturm. Das musste sie der Welt kundtun, oder zumindest mir, und zwar so lange, bis ich die Bedeutung dieser Tatsache wirklich verstanden hatte. »Er hat echt weiche Lippen«, fuhr sie unbeirrt fort, obwohl ich angeekelt das Gesicht verzog. »Und so starke Arme. Er hat mich hochgehoben, und es war, als könnte ich fliegen …«
    Ich fragte mich, wie es kam, dass Juli mit all ihrer Erfahrung von diesem Kuss so überwältigt war. Oder hörte sie sich jedes Mal so an, wenn sie einen neuen Lover hatte? Wahrscheinlich waren mir ihre Beschreibungen bisher erspart geblieben, weil sich unter ihren Freundinnen willigere Opfer fanden, die begeistert zuhörten?
    Ãœberhaupt: Wieso war Juli eigentlich überrascht, dass Tobias mit ihr geknutscht hatte? Bereits als wir im Zug nach Amsterdam saßen, war mir klar gewesen, dass es dazu früher oder später kommen musste. Ohne Luft zu holen, philosophierte meine Schwester weiter über die Vorzüge von Tobias’ Kusstechnik, doch ich blendete sie aus und sah mich um.
    Den Friedhof Père-Lachaise von der Metrostation aus zu finden, war nicht besonders schwierig, denn er war gut ausgeschildert. Bald standen wir vor dem imposanten steinernen Eingangsportal, doch eine rot-weiße Schranke versperrte Autos den Weg. Für Fußgänger stellte sie aber kein Hindernis dar: Jetzt, am späten Nachmittag, konnten wir einfach daran vorbeigehen. Die Mauern neben dem Eingang waren allerdings mehrere Meter hoch. Um wie viel schwieriger würde es werden, wieder aus dem Friedhof herauszukommen, wenn die Tore in gut einer Stunde geschlossen wurden, dachte ich, sagte aber nichts. Juli schien bislang keinen Gedanken an dieses Problem verschwendet zu haben, und ich wollte nicht, dass sie über meine Ängstlichkeit lachte. Vielleicht verursachte meiner Schwester die Vorstellung, eine Nacht auf dem Friedhof verbringen zu müssen, im Gegensatz zu mir ja keine Magenschmerzen.
    Das Gefühl der Übelkeit wurde allerdings etwas besser, als wir die Schranke passiert hatten, denn die breite Allee mit den üppig grünen Bäumen, die sich vor uns erstreckte, hatte kaum Ähnlichkeit mit dem, was ich mir unter einem Friedhof vorstellte. Klar, auf beiden Seiten der Straße befanden sich Grabstätten, doch die meisten davon waren Mausoleen oder Statuen aus hellem Stein, die im orangefarbenen Licht der Nachmittagssonne so freundlich aussahen, dass meine

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