Love Train
Geständnis ab: »Ich wollte auch nicht auf den Eiffelturm.« Ich atmete tief durch und schob schnell hinterher: »Ich habe nämlich Höhenangst.«
Ich zuckte zusammen, als Felix lachte. Hatte ich mich zu weit vorgewagt? Machte er sich etwa lustig über mich? Aber ich merkte schnell, dass das Lachen freundlich gemeint war, es klang höchstens ein bisschen erleichtert.
»Na, das ist doch wenigstens ein nachvollziehbarer Grund«, stellte er fest. »Warum hast du das deiner Schwester nicht einfach gesagt, anstatt riesiges Interesse an Buchläden vorzuschützen?«
»War das so auffällig?«, fragte ich kleinlaut.
»Ja, ziemlich.« Wieder lachte er. Ich mochte sein Lachen wirklich gern, es klang so warm. Er hatte mich also von Anfang an durchschaut, dachte ich und war ihm dankbar, dass er mich nicht mit einer blöden Bemerkung verraten hatte.
»Nachdem wir uns also beide erfolgreich um den Eiffelturm gedrückt haben, sollten wir überlegen, was wir mit dem Rest des Tages anfangen.« Mit neuem Appetit und enormem Tempo hatte Felix kurz darauf seinen Salat vernichtet und sah mich erwartungsvoll an. Ich beeilte mich, der köstlichen Crêpe ein würdiges Ende in meinem Magen zu bereiten.
»Sag du«, nuschelte ich mit vollem Mund. »Du kennst dich hier besser aus.«
»Dann gehen wir in den Jardin du Luxembourg «, schlug Felix vor. »Das ist einer meiner Lieblingsplätze in Paris.« Mit einem Handzeichen bedeutete er dem Kellner, dass wir zahlen wollten, und dieser brachte erstaunlich schnell die Rechnung. Geschockt betrachtete ich die kleinen Zahlen auf dem Kassenbeleg. So teuer? Meine Crêpe war mit Schokolade gefüllt, nicht mit Gold! Mist! Mit wachsender Verzweiflung kramte ich in meinem Portemonnaie, während der hochnäsige Kellner genervt neben unserem Tisch auf und ab wippte â so viel Bargeld hatte ich nicht mehr.
»Tut mir leid, ich muss erst Geld holen«, erklärte ich Felix schlieÃlich. »WeiÃt du, wo hier ein Automat ist?«
»Ich lad dich ein«, entschied Felix, zog einen zusätzlichen Schein aus der hinteren Hosentasche und knallte ihn dem Kellner auf das runde Tellerchen, auf dem die Rechnung lag. Dabei rutschte ihm eine kleine Plastikkarte heraus und fiel hinter seinen Stuhl. Ich wollte mich bücken und sie aufheben, doch Felix war schneller. Eilig griff er nach dem Kärtchen und steckte es zurück in die GesäÃtasche. Trotzdem war ich mir fast sicher, dass es eine ungewöhnliche Farbe hatte.
»Eine Platinkreditkarte?«, hakte ich nach, als der Kellner mürrisch mit dem Geld abzog. »Ich dachte, die bekommen nur GroÃverdiener.«
»Hm«, machte Felix; es war ihm sichtlich peinlich, dass ich die Karte bemerkt hatte. »Das Konto gehört meiner Mutter. Sie besteht darauf, dass ich sie mitschleppe, aber ich benutze sie eigentlich nie, weil ich jede Abbuchung vor meiner Mutter rechtfertigen muss!«
»Okay.« Schnell lieà ich das Thema wieder fallen. »Dann los.«
»Das hab ich früher total gern gemacht.« Felix zeigte auf die rot-weiÃ-blauen Segelbötchen, die auf einem groÃen Wasserbecken gleich hinter dem Eingang zum Jardin du Luxembourg wild durcheinandertrieben. Die kleinen Kapitäne, die die Boote vom Rand des Bassins aus mit Stöcken abzustoÃen versuchten, waren mit solcher Begeisterung bei der Sache, dass ich Sorge hatte, sie könnten ins Wasser stürzen. Die dazugehörigen Eltern beobachteten ihre Sprösslinge jedoch mit unerschütterlicher Gelassenheit von den Metallstühlen aus, die rund um das Becken verteilt waren.
GroÃfamilien machten ihr Picknick auf den weiten Rasenflächen, Studenten hingen faul in der Sonne und dazwischen tobten Hunde herum. Touristen mit Reiseführern in den Händen erkundeten die zahllosen Statuen und Brunnen der Grünanlage und eine Gruppe Kinder kam uns auf Ponys entgegen. Ziellos, wie mir schien, bummelten Felix und ich über die Schotterwege zwischen farbenprächtigen Blumenbeeten und durch baumbestandene Alleen, vorbei an einem Sandplatz, auf dem alte Herren mit Käppis auf den Köpfen Boules spielten. Von Schritt zu Schritt fühlte ich mich zufriedener. Felix hatte recht gehabt: Dies war ein besonderer Ort.
»Magst du?«, fragte Felix, als wir an einem Eiswagen vorbeikamen. Obwohl mein Mittagessen bereits hauptsächlich aus Schokolade bestanden
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