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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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ist nichts verloren«, versuchte Felix, mich aufzubauen. »Okay, du hast Angst.«
    Â»Eine Riesenmegaangst habe ich«, fiel ich ihm ins Wort.
    Â»Gut, Riesenmegaangst, in Ordnung.« Sachte schob er mich mit der Hand auf dem Rücken weiter in Richtung des Krans. Unwillig setzte ich mich in Bewegung. »Ob du es glaubst oder nicht, ich habe auch Angst. Angst ist gut. Sie verhindert, dass wir etwas tun, das lebensgefährlich ist. Aber das da«, er wies auf den Kran, an dem bereits wieder der gelbe Käfig nach oben gezogen wurde, »ist nicht wirklich gefährlich. Die müssen endlose Sicherheitsauflagen erfüllen, um das anbieten zu dürfen. Im Cabrio über die Autobahn zu brettern, ist gefährlicher, vor allem mit Tobias am Steuer.« Er lachte, doch leider konnte ich dem Ganzen noch immer nichts Lustiges abgewinnen.
    Â»Es sind bereits Leute beim Bungee Jumping in den Tod gesprungen«, erklärte ich entschieden.
    Â»Trotzdem kommen bei Autounfällen deutlich mehr Menschen ums Leben als beim Bungeespringen.«
    Â»Und wenn schon.« Ich war weit davon entfernt, mich von Felix’ Argumentation überzeugen zu lassen. Mittlerweile waren wir am Fuße des Krans angekommen, wo Juli und Tobias uns auf Plastikstühlen erwarteten, die dort für die Zuschauer aufgestellt waren. Beide hatten den Kopf in den Nacken gelegt und verfolgten den nächsten Sprung. Ich überwand mich und blickte ebenfalls nach oben.
    Aus dieser Perspektive sah der Kran überwältigend hoch aus und sein Stahlgerüst beängstigend fragil. Der gelbe Käfig, der da in luftiger Höhe baumelte, wirkte hingegen winzig klein. Der nächste todesmutige Springer streckte gerade die Arme aus der Kabine, jemand schien ihn von hinten zu schubsen und mit einem durchdringenden Schrei fiel er in die Tiefe. Ich schloss die Augen.
    Â»Also, wollen wir?« Tobias klatschte tatendurstig in die Hände. »Wer ist der Erste? Niemand? Gut, dann ich!« Er sprang auf und lief zu einem der Mitarbeiter, der offensichtlich für die Organisation zuständig war. Kurz darauf kam er zu uns zurückgeschlendert. »Ich hab das schon mal für uns alle klargemacht, das Geld könnt ihr mir später geben. Es geht gleich los.«
    Der gelbe Käfig schwebte auf den Boden zu, der Typ, der eben noch gebrüllt hatte, als ginge es um sein Leben, hing an einem Seil herab und wurde unten von einem Crew-Mitglied mit einem großen gelben Polster in Empfang genommen, auf dem er sich abrollte. Sofort umringten ihn seine Kumpels und klopften ihm begeistert auf die Schulter.
    Kaum war der Typ von den Gurten befreit, legten die Helfer sie schon Tobias an. Der winkte uns lässig mit einer Hand zu, formte das Victoryzeichen und kletterte in den Käfig, der umgehend seine Fahrt nach oben antrat. Wie magisch angezogen folgten meine Augen dem gelben Kasten, ich konnte sie dieses Mal einfach nicht losreißen, obwohl ich es wollte. Es war derselbe Ablauf wie zuvor. Zuerst sah man Tobias aus dem Käfig kommen, dann streckte er die gefalteten Hände nach oben und nur Sekunden später stürzte sein Körper herab. Mein Magen machte einen Salto. Auch Tobias schrie, aber es klang mehr wie »Jipppie!« und »Yeah!«. Er schaukelte hin und her und seine Arme schwangen in der Luft. Das muss sich anfüh len, als würde man wirklich fliegen, dachte ich vage, aber ich hatte nicht das geringste Bedürfnis, es auszuprobieren.
    Auf Tobias folgte Juli. Sie schenkte mir ein schiefes Lächeln, bevor sie in den Käfig stieg, und ich klammerte mich so fest an die Lehnen des Plastikstuhls, auf den ich mittlerweile gesunken war, dass meine Fingerknöchel weiß hervortraten. Das Schauspiel war genau das gleiche wie zuvor, doch es verlor nichts von seinem Schrecken, im Gegenteil. Julis spitzes Kreischen ging mir durch und durch, und die Übelkeit, die von mir Besitz ergriffen hatte, wurde auch nicht besser, als ich meine Schwester laut lachen hörte.
    Â»Ich habe auch Angst«, flüsterte Felix mir ins Ohr, als Juli wieder auf dem Boden gelandet war. »Aber ich gehe jetzt und bringe es hinter mich. Und du kannst das auch.« Ich fand es ungeheuer süß von ihm, dass er so ehrlich zu mir war, aber ich hatte trotzdem Zweifel, dass seine Angst auch nur annähernd so groß war wie meine. Ich bekam kaum mit, wie Felix in den Käfig stieg. Seinen Schrei im freien Fall nahm ich wie aus

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