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Love Train

Love Train

Titel: Love Train Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Lankers
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weiter Ferne wahr, es fühlte sich an, als sei ich in Trance. Erst als Felix nach seinem Sprung zu mir kam und mir die Hand auf die Schulter legte, kehrte ich in die Wirklichkeit zurück.
    Â»Du bist dran.« Sanft, aber bestimmt schob er mich aus dem Stuhl. »Und soll ich dir was sagen: Es ist viel geiler, als ich es für möglich gehalten hätte. Los, Lena, nur Mut, du schaffst das.« Auch Juli lächelte mir aufmunternd zu, sie konnte ja nicht ahnen, welche Panik ich ausstand, denn von meiner Höhenangst hatte ich ihr immer noch nicht erzählt. Es war mir trotz allem viel zu peinlich gewesen, ihr diese Schwäche zu gestehen.
    Ich war mir nicht sicher, ob meine Beine mich tragen würden, aber es ging besser als erwartet. Schritt für Schritt näherte ich mich dem gelben Käfig. Der Weg erschien mir unendlich weit und trotzdem viel zu kurz.
    Der Mitarbeiter, der mir den Sicherheitsgurt umlegte und das Seil an meinen Füßen befestigte, erklärte nebenbei auf Englisch, wie ich mich zu verhalten hatte, was ich mit meinen Händen tun sollte und wie ich mich abrollen musste, wenn wir später wieder am Boden ankamen. Ich hörte kaum zu. Ich sah nur das Seil, das viel zu dünn wirkte, und den Karabinerhaken auf meiner Brust, der meine einzige Lebensversicherung war.
    Â»Say goodbye to your friends«, forderte der Kerl mit dem Crew-T-Shirt mich freundlich auf, aber meine Hand, mit der ich winken wollte, ließ sich nicht bewegen. Dann fuhr der Käfig ruckelnd an.
    Nur Mut, wiederholte ich stumm Felix’ Worte, immer und immer wieder, wie ein Gebet. Die Übelkeit drohte überwältigend zu werden, sodass ich Angst hatte, dem netten Mitarbeiter gleich mein Frühstück auf die Turnschuhe zu spucken. Ich machte die Augen zu, um nicht sehen zu müssen, wie wir nach und nach an Höhe zulegten. Nur Mut!
    Mit einem Ruck kam der Käfig zum Stehen, und ich hörte, wie das Gitter quietschend geöffnet wurde. Ich riskierte einen Blick in die Tiefe und zog scharf die Luft ein. Das hätte ich nicht tun sollen. Sofort brach mir wieder der kalte Schweiß aus und ich begann zu zittern.
    Â»Are you ready?« Der Mann zwinkerte mir aufmunternd zu. Wahrscheinlich erlebte er häufiger Kunden, die sich zuerst vor Angst fast in die Hose machten und ihm hinterher dankten, dass er sie aus seinem Käfig geschubst hatte. Aber ich schüttelte den Kopf.
    Â»Wait, please.« Ich schloss die Augen wieder und atmete tief durch. Dachte an das Konzert. Dachte an Joey. Dachte an Felix und an seine aufmunternden Worte. Nur Mut!
    Â»Ready?« Die Frage klang eine Spur ungeduldig.
    Ich stand auf und trat an die Öffnung der Kabine. Ich musste wieder nach unten schauen und spürte meinen Magen rebellieren. Am liebsten hätte ich jetzt schon geschrien. Mit beiden Händen klammerte ich mich an den Stäben links und rechts fest. Nur Mut! Und dann tat ich es.
    Ich trat einen Schritt zurück und erklärte leise, aber entschieden, dass ich wieder nach unten fahren wollte. Der Mann schüttelte den Kopf.
    Â»Are you sure?«
    Â»Absolutely.« Ich war mir so sicher wie selten in meinem Leben. Ich würde nicht springen. Stattdessen ließ ich mich auf den Sitz in der Kabine fallen und atmete erst mal tief durch, während der Käfig sich wieder in Bewegung setzte. War ich ein Versager, fragte ich mich. Ein Feigling? Nein! So fühlte es sich nicht an. Es fühlte sich richtig an. Und, zu meiner eigenen Überraschung, auch mutig.
    Erst als der Käfig stoppte und ich mit immer noch zitternden Knien hinauskletterte, erst als ich Juli unter lautem Protest auf mich zulaufen sah, begriff ich, dass es unter Umständen mutiger ist, nicht das zu tun, was alle anderen von einem erwarten. Und dass eine Menge Mut dazu gehört, zu seinen eigenen Ängsten zu stehen.
    Â»Sorry«, sagte ich, als Juli bei mir ankam. »Aber ich habe höllische Höhenangst.«

Manchmal wünscht man sich, dass etwas nicht passiert. Und wenn dann nichts passiert, ist man enttäuscht.
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    Â»Wir müssen reden.« Den ganzen Nachmittag hatte ich über die richtigen Worte gegrübelt. Ich wollte Felix klipp und klar erklären, dass ich nicht vorhatte, mit ihm ins Bett zu gehen. Aber ich wollte ihn auch nicht verletzen. Er sollte nicht glauben, dass ich ihn nicht leiden konnte, nur, ach, das war alles so kompliziert.
    Ein bisschen neidisch schaute

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