Lovers (German Edition)
beruhigt Viviane sie.
Kenneth kommt herein. Er sieht zerzaust und verschlafen aus in seinem karierten Morgenmantel, den er nur locker über einer Shorts und einem T-Shirt zugebunden hat. Sid folgt ihm dicht auf den Fersen.
“Da bist du ja, Sid”, sagt Viviane. “Verräter.” Sie wendet sich an mich. “Er schläft immer in Kenneths Zimmer.”
“Keine Sorge, am Ende des Sommers bekommst du ihn zurück. Er wird mich nicht mal vermissen.”
“Ha! Wir werden dich beide vermissen. So ist es immer.”
Kenneth sieht zufrieden aus. Er schenkt sich Kaffee ein und schlendert nach draußen auf den Patio.
“Ist Audrey schon wach?”, frage ich und wünsche im selben Moment, ich hätte die Klappe gehalten.
“Sie ist eine, die gern bis mittags schläft”, erklärt mir Patrice.
“Ach was, das macht sie nicht, Patty!”
Patty? Nur Viviane konnte mit so was davonkommen …
Patrice schnaubt nur und trinkt schweigend ihren Kaffee. Sie starrt ins Feuer.
“Sie wird gegen zehn aufstehen”, versichert Viviane mir. “Ich habe überlegt, ob wir heute an den Strand gehen und eine Runde brainstormen. Hast du einen Block dabei? Wenn nicht, habe ich bergeweise Notizblöcke hier. Ich lege mir immer einen Vorrat zu, wenn der Sommer kommt.”
“Ja, gerne. Klingt super. Ich könnte ein paar neue Ideen echt gut gebrauchen.”
“Gut. Zieh dir aber bloß den Badeanzug drunter. Ich bringe eine Decke, Handtücher und was zu trinken mit. Keine Bange, es wird bald wärmer. Okay, wer von euch hat Frühstückshunger?”
“Kenneth hat immer Hunger”, bemerkt Patrice. “Wir können genauso gut schon anfangen.”
“Kann ich helfen?”, frage ich.
“Wir kriegen das schon hin. Du entspannst einfach.”
Viviane lächelt mich an. Sie und Patrice stehen auf und beginnen, aus einem großen, edelstahlgebürsteten Kühlschrank lauter Herrlichkeiten zu holen: Eier, Milch, Brot, eine Speckschwarte. Schon bald ist die Küche von neuen, warmen Düften erfüllt. Der Speck brutzelt auf der Grillplatte neben dem Herd. Ich fühle mich hilflos und irgendwie dumm, weil ich herumsitze und nichts mache, während alle anderen genau wissen, was sie zu tun haben. Aber ich bin zu schüchtern, um Einspruch zu erheben oder einfach zu helfen.
Ich beobachte Viviane und Patrice bei ihrer Zusammenarbeit. Es erinnert mich an einen Tanz, wenn sie sich umeinander bewegen. Sie reden nicht viel. Viviane summt leise vor sich hin, und Patrice ist ganz in ihre Aufgabe vertieft, Eier, Käse und Champignons zu einem Omelette zu verrühren. Sie hat die Aufsicht über die Pfanne und dreht die Omeletts wie ein Profikoch. Wieder mal überrascht sie mich.
Ich stehe auf und nehme mir noch mehr Kaffee. Als ich an ihr vorbeigehe, umarmt Viviane mich kurz. Sie ist so lieb!
Als ich mich wieder setze, muss ich mich unwillkürlich fragen, wieso ihre Berührung sich so grundlegend von Audreys unterscheidet. Sie ist auf ihre Art genauso schön. Aber mein Körper reagiert auf sie anders. Nur mit einer warmen Zärtlichkeit. Einem Gefühl der Sicherheit. Mit Audrey ist es ganz anders.
Alles ist mit Audrey anders.
Und als spürte sie, dass ich an sie denke, kommt sie barfuß in den Raum geschlurft. Ihre Haare sind zerzaust, das Gesicht im Morgenlicht noch etwas bleich. Ihre Wimpern sind so dunkel auf der Haut, dass ihre Augen funkeln. Das blasse, diesige Blau hat einen verschlafenen Schimmer, der unter halbgeschlossenen Lidern hervorblitzt.
“Kater, Viv”, murmelt sie und wirft sich neben mir in den freien Sessel.
Sie trägt ein weißes Baumwoll-Babydoll. Ihre gebräunten Beine sehen unter dem kurzen Saum sehr braun aus, und den pinkfarbenen Morgenmantel trägt sie offen, was nicht gerade hilft, den fast durchsichtigen Stoff dieses Nachthemdchens zu verstecken. Ich kann die rosigen Höfe ihrer Nippel ebenso sehen wie den dunklen Streifen ihres Schamhaars. Und sofort wird mir wieder heiß, und meine Muschi wird feucht.
Ich setze mich auf und nehme betont gelassen einen Schluck Kaffee. Der frische Kaffee verbrennt meine Zunge, und ich huste.
“Alles okay mit dir, Bettina?”, fragt Audrey.
“Ja, klar. Ich hab nur … Ich hätte warten sollen, bis er abkühlt.”
Nein. Ich muss abkühlen.
“Armes Baby”, murmelt Audrey. Sie nimmt mir den Becher aus der Hand und bläst hinein. Nach einer Weile hört sie auf und nimmt einen Schluck. “Jetzt ist es besser”, sagt sie und lächelt mich an. Sie nimmt noch einen Schluck. “Hmmm, das ist gut. Wie eine Süßigkeit.”
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