Lovers (German Edition)
dran.
“Aber du musst reisen, Bettina. Das musst du unbedingt.”
“Ich weiß. Und ich hoffe ja, dass ich es schaffe.” Ich rutsche auf dem Sitz herum. Meine Hand berührt das kühle Glas der Scheibe, und ich lasse meine Fingerspitzen dort ruhen.
“Nein, nicht nur hoffen. Du musst dafür sorgen, dass es passiert.” Seine Stimme ist selbstsicher und voller Leidenschaft. Er schaut zu mir rüber, und seine Augen funkeln grün, doch dann richtet er den Blick wieder auf die Straße. “Wir sollten zusammen irgendwo hinfahren. Wir sollten einfach Ende des Sommers gemeinsam aufbrechen und uns irgendeinen Ort aussuchen. Wo würdest du gerne mal hin?”
Ich bin überzeugt, dass er das nicht ernst meint. Also spiele ich mit.
“Eigentlich würde ich unheimlich gerne mal New Orleans sehen. Ich höre, das Essen soll dort fantastisch sein.”
“Das ist es auch. Und die Architektur ist einfach unbeschreiblich. Über dieser Stadt liegt eine Aura, die es sonst an keinem Ort auf der Welt gibt. Diese Stadt ist traurig, tragisch und voller Romantik.”
Warum pocht mein Herz nur so laut, als er das letzte Wort ausspricht?
Ich verhalte mich wirklich total lächerlich. Nur weil ein Mann wie Jack das Wort Romantik ausspricht, muss das nicht heißen, dass er romantisch ist. Nur dass dieser Gedanke wirklich romantisch ist.
Verdammt.
Die Leidenschaft, mit der er von seinen Reisen erzählt, und die unerschütterliche Liebe zu seinen Schwestern verraten mir, dass er nicht unfähig ist, zu lieben. Warum kann er dann keine Frau lieben, außer auf diese zerfahrene Art, mit der er Audrey liebt?
Bei diesem Gedanken bildet sich ein schrecklicher Knoten in meinem Magen. Aber ich will jetzt mehr wissen. Ich muss.
“Wie lange kommen Audrey und du eigentlich schon zu den Sommerzufluchten?”, frage ich. Natürlich wünsche ich mir sofort, ich hätte den Mund gehalten.
“Ich komme jetzt seit sechs Jahren. Audrey seit drei Jahren.” Er schweigt einen Augenblick. Dann: “Aber du willst eigentlich wissen, wie lange Audrey und ich schon miteinander schlafen. Ist es das, Bettina?”
Der Knoten in meinem Magen zieht sich fester zusammen. Ich will ihm das nicht gestehen, denn irgendwie will ich es mir ja nicht mal selbst eingestehen. Aber jetzt ist es zu spät, oder?
“Ja, ich vermute schon. Ich weiß, es geht mich eigentlich nichts an.”
“Stimmt, es geht dich nichts an”, sagt er, doch er klingt nicht unfreundlich. “Mir macht es aber auch nichts aus, es dir zu sagen. Wir waren immer mal wieder zusammen, seit wir uns begegnet sind. Es wurde irgendwann einfach zur Gewohnheit. Ich frage mich langsam, ob es im Moment überhaupt mehr ist als schiere Gewohnheit.”
Er wirkt nachdenklich und zieht die Brauen zusammen. Ich muss mich zwingen, nicht zu viel in seine Reaktion zu interpretieren.
Ich bin einfach nur überrascht, weil er mir gegenüber so offen ist. Er scheint wirklich mit mir reden zu wollen. Das bin ich von Männern nicht gewohnt. Aber ich sollte wirklich aufhören, darüber nachzugrübeln und mich lieber fragen, ob ich mir gegenüber nicht offen und ehrlich war, wenn ich niemanden wie ihn in mein Leben gelassen habe. Vielleicht war ich einfach nur damit beschäftigt gewesen, mich zu beschützen.
Bis jetzt.
Was hat sich für mich geändert? Liegt es an Jack? Liegt es daran, dass ich schon so lange in Therapie bin und schon so gute Fortschritte gemacht habe, die ich mir bisher nicht bewusst gemacht habe?
Ich glaube, hier kommt alles zusammen. Aber ich glaube, zum Teil liegt es auch an Audrey. Sie hat mir einen neuen Weg gezeigt, und mit ihrem Zauber – wenn man das denn so nennen will, und mir fällt kein Begriff ein, der besser passt – hat sie mich irgendwie geknackt. Und nicht nur in sexueller Hinsicht, sondern auch innerlich. Etwas an ihr hat mir beigebracht, einfach mal ein paar Risiken einzugehen.
Ich bin immer noch ziemlich sicher, dass es keine gute Idee wäre, sich in Jack zu verlieben. Früher oder später würde ich im Staub liegen und er würde verschwinden. Und ich kämpfe immer noch dagegen an. Ich weiß einfach nicht, ob ich mich davon abhalten soll oder nicht. Oder ob ich das überhaupt könnte.
“Du bist so still”, sagt Jack.
“Ich denke nach.”
“Worüber?”
Ich lache. “Machst du das immer so? Bestehst du drauf, zu wissen, was im Kopf deines Gegenübers vor sich geht?”
Er wendet sich mir zu und lächelt. Jack ist einfach so verdammt schön, und seine Augen haben im Nachmittagslicht
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