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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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aus. »Gib her.«
      Carter schüttelte den Kopf und
setzte eine bauernschlaue Miene auf. »Darf ich nur der Contessa
persönlich geben. Sie weiß, daß ich komme. Sagen Sie
ihr, Ciccio ist da.«
      Der Butler zuckte die Achseln.
»Na schön, komm herein. Ich will sehen, was sich machen
läßt.«
      Carter trat ins Haus und blieb in der
Halle stehen, der Regen triefte aus seinen Kleidern auf die
schwarzweißen Keramikflie sen. Der Butler warf noch einen
tadelnden Blick auf ihn, durchquerte die Halle und verschwand durch
eine grüne Pol stertür in die Küche. Sofort hinter der
Tür blieb er stehen, nahm eine Walther-Automatic aus der Tasche,
prüfte sie rasch und öffnete dann einen Wandschrank neben dem
altmodischen eisernen Herd. Er nahm ein Feldtelefon heraus, drehte die
Kur bel und wartete. Er pfiff leise vor sich hin und schlug sich mit
der Walther rhythmisch ans Bein.
      Am anderen Ende der Leitung
hörte er eine undeutliche Stimme, und er sagte auf deutsch:
»Schäfer – in der Villa. Carter ist endlich
aufgetaucht. Kein Problem. Ich halte ihn fest, bis Sie hier
sind.«
      Er stellte das Telefon wieder in den Schrank und ging, noch immer leise pfeifend, zur Tür.
    Carter schauderte, plötzlich fror er, und
erst jetzt wurde ihm bewußt, daß der Regen ihn bis auf die
Haut durchnäßt hatte. Jetzt ist es fast vorbei. Aber mein Gott, er war so müde. In
dem goldgerahmten Spiegel auf der anderen Seite der Halle sah er sein
Bild: ein sizilianischer Bauer mittleren Alters, unrasiert, mit zu
langem Haar, mürrischen, groben Zügen, in geflicktem
Tweedanzug und Ledergamaschen, dem die traditionelle lupa ra mit den abgesägten Läufen über der linken Schulter hing. Aber es würde nicht mehr lange dauern. Bald
würde er in Kai ro sein, im Shepherd's Hotel, heiße
Bäder, saubere Laken, Mahlzeiten mit sieben Gängen und
eiskalten Champagner ge nießen. Dom Perignon 35. Noch immer
konnte er dort alles bekommen, was sein Herz begehrte.

      Im Spiegel sah er, daß sich die
grüne Polstertür hinter ihm öffnete und der Butler
erschien. Carter drehte sich um. »Die Contessa will mich
sehen?«
      »Das würde sie nur zu
gern, aber leider ist sie nicht hier. Wir haben sie bereits vor drei
Tagen weggebracht.« Die rechte Hand des Butlers kam mit der
Walther zum Vorschein, und jetzt sprach er Englisch. »Das
Schießeisen, Major Carter, auf den Boden, sehr behutsam, dann
umdrehen und Hände an die Wand.«
      Seltsam, aber nun, da der Augenblick
da war, von dem er immer gewußt hatte, daß er eines Tages
kommen würde, emp fand Carter ein sonderbares Gefühl der
Erleichterung. Er mach te nicht einmal mehr den Versuch, den Bauern
Ciccio zu mi men, sondern legte nach der Weisung des Butlers die lupara auf den Boden und drehte sich mit dem Gesicht zur Wand.
      »Deutscher?« fragte er.
      »Bedaure, ja.« Eine Hand
durchsuchte ihn sachkundig. »Schäfer, Geheime Feldpolizei.
Ich glaubte schon, Sie würden nicht mehr kommen.« Er trat
zurück, und Carter drehte sich um
    und sah ihn an.
    »Die Contessa?«
    »Hat die Gestapo geschnappt. Seit drei
Tagen warten sie jetzt schon in Bellona auf Sie. Ich habe soeben aus
der Küche hinübertelefoniert. In zwanzig Minuten werden sie
hier sein.«

      »Verstehe«, sagte Carter. »Und was machen wir inzwi
    schen?«
      »Wir warten.« Schäfer winkte ihn in das Speisezimmer.
      Carter stellte sich vor den offenen
Kamin und blickte ins Feuer, Dampf stieg aus seiner feuchten Kleidung
auf, und hin ter ihm setzte sich Schäfer ans Ende des langen
Eßtisches, zog ein Päckchen Zigaretten aus der Tasche,
zündete sich eine an und schubste dann das Päckchen über
den Tisch. Carter nahm sich dankbar eine Zigarette, und als er das
Zündholz anstrich, zitterten seine Finger ein wenig.
      Schäfer sagte: »Auf dem
Büffet steht Cognac. Sie sehen aus, als könnten Sie einen
Schluck gebrauchen.«
      Carter ging um den Tisch herum und
goß sich ein Glas ein. Es war einheimischer Cognac, scharf und
gewöhnlich. Er brannte in der Kehle, und Carter hustete und rang
nach Atem. Er goß sich nochmals ein und wandte sich zu
Schäfer um.
      »Auch einen?«
      »Warum nicht?«
      Carter fand ein zweites Glas und ging
damit zum Tisch. »Sagen Sie, wenn es genug ist«, sagte er
und begann einzugie ßen.
      Schäfer hielt ihn immer noch mit
der Walther in Schach. Als er das Glas an die Lippen hob, sagte er:
»Diese Sache tut mir leid, Major. Mir sind diese Kerle von der
Gestapo

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