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Luciano

Luciano

Titel: Luciano Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Chance, wenn
sie ihn noch rechtzeitig zu einem guten Chirurgen bringen können.
Ich kann mir vorstellen, daß sein Feldwebel sogar den Teufel
selber zu Klumpen fahren würde, um ihn nach Palermo zu
schaffen.«
    Barbera sagte zu Carter: »Jetzt müssen Sie etwas essen. Ich hole einen Teller Suppe.«
      Er ging hinaus. Luciano und Carter
schwiegen eine Weile. Dann sagte Carter: »Sie könnten sich
in die Berge davonma chen. Wir könnten sagen, Sie seien bei den
Kämpfen getötet worden.«
      Luciano grinste. »He, Sie
wollen doch hoffentlich nicht sa gen, ich hätte Sie um den letzten
Rest von Anstand gebracht?« Er schüttelte den Kopf.
»Nein, ich gehe zurück.«
      »Warum? Weil der Präsident
gesagt hat, daß Sie das tun sol len? Er hat Ihnen nichts
versprochen, das wissen Sie. Sie könn ten auf Jahre hinaus wieder
hinter Mauern verschwinden.«
    »Nun, jeder neue Tag bringt ein neues Risiko.«
      Luciano trat ans Fenster, öffnete es, beugte sich in den Re gen hinaus und sog gierig die Frische ein.
      Über das Tal hinweg begannen hoch droben im Kloster zur Dornenkrone Christi die Glocken zu läuten.

    19

    Und so wurde die Mafia-Karte ausgespielt, und sie
stach. In einer einzigen Nacht desertierten zwei Drittel der
italienischen Truppen, die zur Verteidigung der lebenswichtigen
Stellungen über der Hauptstraße von Cammarata nach Palermo
eingesetzt waren. Sogar ihr Kommandant wurde durch einen Handstreich
der Mafia gefangengenommen und an die Alliierten ausgelie fert.
      Die deutschen Einheiten, die sich
jetzt in einer aussichtslo sen Lage befanden, hatten keine andere Wahl,
als sich schleu nigst abzusetzen. Amerikanische Streitkräfte
stießen im Eil tempo nach Norden vor und erreichten Palermo in
nur sieben Tagen nach der ersten Landung, ein Unternehmen, das General
George Patton später als den schnellsten Blitzkrieg der Ge
schichte bezeichnen sollte.
      Mussolini wurde am 24. Juli von einer
kriegsmüden Nation gestürzt, und am 17. August war trotz
tapferen Widerstands deutscher Einheiten ganz Sizilien in der Hand der
Alliierten.
      Charles Lucky Luciano kehrte ins
Zuchthaus Great Mea dows zurück und stand 1946 vor einem
staatlichen Berufungs gericht. Über die näheren Umstände
des Verfahrens herrschen noch heute widersprüchliche Meinungen.
Fest steht jedenfalls, daß Gouverneur Dewey im Februar 1946 das
Urteil revidierte und Luciano nach Ellis Island geschickt und dann nach
Italien abgeschoben wurde.
      Fast sechzehn Jahre später, am
25. Januar 1962, erlag er auf dem Flughafen Capodichino bei Neapel
einem Herzanfall. Die Leiche wurde in der Kapelle des Englischen
Friedhofs ver wahrt, bis die Überführung nach Amerika
stattfinden konnte.
    Scharen von Neugierigen strömten herbei,
doch nach drei Tagen war das Interesse abgeflaut, und der junge
Reporter und der Fotograf von Associated Press wollten schon ihre
Koffer packen, als ein kleiner Touristenbus am Friedhof vorfuhr.
Vierzehn oder fünfzehn Leute stiegen aus und begaben sich zur
Kapelle, in der Mehrzahl schnatternde Amerikanerinnen.
      »Bloß Touristen«,
sagte der junge Reporter säuerlich. »Fünfhundert Lire
für einen Blick auf eine Leiche. Jetzt wird's wohl Schluß
sein. Leg den Gang ein, wir fahren.«
      Er trat zur Tür der Kapelle und
spähte hinein. Die Frauen beugten sich übers
Altargeländer und gafften den Sarg an. Hin ter ihnen sah der
Reporter einen grauhaarigen, etwa sechzigjäh rigen Mann im
schwarzen Mantel stehen.
      Die Gruppe machte kehrt und strebte
zur Tür. Der grauhaari ge Mann blieb stehen, um wegen des kalten
Winds den Man telkragen hochzuschlagen. Plötzlich wurde er von
einem hefti gen Hustenanfall geschüttelt.
      »Geht's Ihnen nicht gut?« fragte der Reporter besorgt.
      »Raucherhusten, hat nichts zu bedeuten. Versuche seit Jah
    ren, es mir abzugewöhnen.«
      »Sie haben ihn also nicht gekannt?«
      »Wen? Luciano?« Professor Carter lächelte. »Hat ihn über
    haupt jemand gekannt?« Und er wandte sich
ab und ging durch den Friedhof hinaus zur Straße, wo die
übrigen Touristen gera de wieder ihren Bus bestiegen.

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