Lucifers Lady
Gegenteil von Lucians Händen, die sie noch vor einer halben Stunde so heiß und verlangend liebkost hatten.
Das Leben war in diesen zwei Wochen einfach schön gewesen, viel zu schön. Sie hatte viele Bewohner von Heaven kennen gelernt, jeder hatte eine andere schreckliche Vorgeschichte und jeder dankte Gott dem Herrn für Lucians Großzügigkeit.
Ein Mann, klein, untersetzt und stets mit einem Lächeln auf den Lippen, hatte Lucians Freundlichkeit nicht genug loben können. Bei einem Besuch auf dem Marktplatz, wo die Insulaner ihre Waren feilboten, hatte er Catherines Aufmerksamkeit erregt und ihr Mitleid, als er berichtete, er hätte wegen Taschendiebstahls drüben in England drei Finger eingebüßt. Er war dem Tode nahe gewesen, als er auf der Insel ankam, und wenn Lucian nicht befohlen hätte, dass man ihn versorgte, wäre er gestorben.
Lucian kümmerte sich darum, dass er Essen und ein Dach über dem Kopf hatte, bis er für sich selbst sorgen konnte, und dann erklärte man ihm, dass es auf der Insel nicht nötig wäre zu stehlen; würde man ihn trotzdem beim Stehlen erwischen, würde er von der Insel verstoßen. Der Mann hatte breit gelächelt und Catherine zugezwinkert, um ihr zu zeigen, dass er klug genug gewesen war zu erkennen, dass er das Paradies gefunden hatte und nicht beabsichtigte, es zu verlassen. Dann hatte er ihr eine kleine, fremdartig aussehende Frucht gegeben, ihr guten Appetit gewünscht und Gottes Segen.
Catherine hatte anlässlich dieses Besuchs auf dem Markt viel gelernt. Heaven war ein Paradies für seine Bewohner und Lucian derjenige, der es erschaffen hatte.
Die Größe und Großartigkeit seines Heims hatte sie überrascht. Eine offene Kutsche, gut gepflegt, hatte sie vom Markt über eine gewundene Straße einen Hügel hinauf gebracht, zu dem schönsten Haus, das Catherine je gesehen hatte.
Eine breite, mit Muscheln bestreute Auffahrt führte um eine sprühende Fontäne, die den Besucher schon von weitem grüßte, in weitem Bogen zu dem Portal. Das Haus selbst war strahlend weiß, zwei Stockwerke hoch, mit hohen Fenstern, deren geöffnete Läden eine kühle Brise in die Zimmer hineinließen. Um die gesamte zweite Etage herum lief ein Balkon, der mit Bambusstühlen, bunten Kissen und vielen Kübelpflanzen dekoriert war. Auf der vorderen Veranda blühten zahllose Blumen in allen erdenklichen Farben, und hochlehnige Bambusstühle luden zum Sitzen und Entspannen ein.
Das Innere des Hauses war genauso überraschend gewesen. Es gab Möbel aus Rosenholz, elegante Vorhänge an den Fenstern, Vasen und Schalen aus fremden Häfen, Messinglampen, Gemälde mit vergoldeten Rahmen und natürlich die vielen Fenster, die Licht und Luft hereinließen.
Lucian hatte darauf geachtet, dass sein Heim genau nach seinem Geschmack und seinen Vorlieben eingerichtet wurde. Und es war ihm gelungen.
„Ich bringe dir Frühstück, Catherine.“
Sie wandte sich um und begrüßte Zeena, Lucians Haushälterin, obwohl diese Bezeichnung für eine so attraktive Frau eher unpassend wirkte.
„Danke, aber ich esse gleich mit Lucian zusammen.“
Zeena stellte das silberne Tablett auf den Bambustisch draußen auf dem Balkon. „Lucian ist beschäftigt und sagte, Sie sollten mit dem Essen nicht auf ihn warten. “
Catherine hatte in der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft ge-lernt, Zeena zu respektieren. Sie wusste, dass die junge Frau nicht viele Worte machte und nur sagte, was ihr notwendig erschien. In diesem Augenblick also schien sie der Meinung zu sein, dass das, was immer Lucian beschäftigen mochte, Catherine nichts anging.
„Es gibt Obst, Tee und frisches Gebäck. Setzen Sie sich hin und essen Sie.“
Catherine widersprach nicht. Sie war hungrig, und Zeenas Größe und ihre stolze Haltung wirkten einschüchternd. Sie setzte sich und versank fast in den bequemen grüngelben Kissen auf dem Bambussessel. Sie griff nach der silbernen Teekanne und hielt erst inne, als Zeenas Hand danach griff.
Ihre Finger waren lang und schmal. Aber alles an Zeena war anmutig und schlank. Sie hielt sich sehr würdevoll. Ihre dunkle Haut war makellos, ihre Schönheit unübersehbar. Das schimmernde schwarze Haar trug sie geflochten und am Hinterkopf aufgesteckt mit einem schönen Elfenbeinkamm. Ihr Sarong war in den üppigen Farben der Insel gehalten; er war so um den Körper geschlungen, dass er jede ihrer Rundungen betonte.
Sie sprach akzentfrei, ihre Manieren waren vollendet, ihre Haltung war königlich. Catherine hätte
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