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Lucifers Lady

Titel: Lucifers Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donna Fletcher
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die letzten Stufen hinab und spähte in das Empfangszimmer zur Rechten.
    Himmelblau und üppiges Grün passten hervorragend zusammen, um dem weitläufigen Raum eine Atmosphäre wie unter freiem Himmel zu verleihen. Zufrieden, dass der Raum leer war, warf sie rasch einen Blick in den Speisesalon, schüttelte den Kopf über den großen Tisch darin und fragte sich, wann Lucian wohl Gelegenheit hatte, so viele Gäste zu unterhalten, dann eilte sie den langen Gang hinunter.
    Vor einer verschlossenen Tür, ganz am Ende zur Rechten, blieb sie stehen. Aufmerksam sah sie zu beiden Seiten, und als sie sicher war, dass niemand sie beobachtete, drehte sie behutsam den Knauf, schob die Tür auf, schlüpfte hinein und schloss sie vorsichtig wieder hinter sich.
    „Ich habe viel zu lange gewartet. Ich muss diese Dokumente finden“, sagte sie zu sich selbst. Sie hatte zugelassen, dass Lucian ihre Tage und ihre Nächte in Anspruch nahm. Sie hielt sich schon beinahe einen Monat auf der Insel auf. Und einen großen Teil dieser Zeit hatte sie mit Lucian verbracht. Die Tage, aber auch die Nächte, die ohnehin ihm gehörten. Sie gingen niemals allein schlafen. Stets liebten sie sich in seinem großen Bett, und stets schliefen sie in den Armen des anderen ein.
    Catherine war sehr behutsam umgegangen mit ihren Gefühlen und auch mit dem, was sie sagte, seit jenem Tag am Strand, da sie ihm ihre Liebe erklärt hatte. Seither waren sie oft zusammen geschwommen, sie wurde immer besser darin, und ihr Körper wurde gleichmäßig gebräunt von der südlichen Sonne, die jeden Tag auf sie hinab schien.
    Sie hatte mit ihm gelacht, Früchte gepflückt, Muscheln gesammelt und ihn immer wieder geliebt. Aber nie wieder hatte sie erwähnt, dass sie ihn liebte.
    Jetzt war die Zeit gekommen, der Wirklichkeit ins Gesicht zu sehen und sich zu erinnern, warum sie hier war, eine Gefangene auf dieser Insel. Sie war hier, um das Leben ihres Vaters zu retten.
    Ohne Zweifel standen der Vater oder Charles in Kontakt zu Lucian, obwohl er sich weigerte, mit ihr darüber zu sprechen. Egal, wie oft sie ihn fragte, ihn beinahe anflehte, er verweigerte ihr jegliche Information.
    Ihre Entscheidung stand fest. Sie würde nicht warten, bis er ihr die Papiere zeigte, sondern selbst danach suchen. Und dann? Sie war nicht sicher. Sie wusste nur, dass sie nicht länger herumsitzen und nichts tun konnte. Sie wollte sie suchen. Und wenn sie sie fand, was dann? Ihre Beziehung würde auf eine harte Probe gestellt werden.
    Catherine hatte Lucians Arbeitszimmer schon einmal durchsucht, aber sie war gestört worden und es hatte sich keine weitere Gelegenheit ergeben, mit der Suche fortzufahren. Heute waren Lucian und Santos unterwegs. Er hatte ihr gesagt, dass er den größten Teil des Tages abwesend sein würde. Zeena war auf den Markt gegangen, so dass sie ein paar Stunden Zeit hatte, und Catherine war entschlossen, jede Minute davon zu nutzen.
    Sein Arbeitszimmer spiegelte seinen Charakter wider. Solide, stark, massiv, vom Schreibtisch über die Stühle und Tische bis hin zu den Wandgemälden. Aber die Farben, das helle Blau und das freundliche Weiß, zeigten auch den Teil von ihm, den er zu verbergen trachtete. Den Teil, der liebevoll war und mehr für andere empfand, als er jemals zugeben mochte.
    Catherine schob ihre Gedanken beiseite. Sie hatte nicht viel Zeit zum Nachdenken. Sie trat an seinen Schreibtisch und kauerte sich vor den drei Reihen mit Schubladen nieder.
    Die unterste zuerst, entschied sie. Sie zog sie auf, sie waren sehr schwer.
    Die Lade war bis obenhin mit Papieren voll gestopft. Catherine seufzte. Dies würde viel Zeit kosten. Und das tat es auch.
    Eine Stunde später legte sie das letzte Blatt zur Seite und sah aus dem Fenster. Sie bemerkte die Wolken nicht, die sich zusammenbrauten und für den Nachmittag Regen ankündigten, so tief war sie in Gedanken versunken.
    Lucian war auf Kaperfahrt für England und hatte der Krone reichlichen Gewinn gebracht. Er besaß Karten und Listen mit allen englischen Schiffen, die die Häfen anliefen. Er kannte die Routen der Schiffe ihres Vaters und auch deren Ladung. Es konnte ihm nicht schwer gefallen sein, Dokumente zu fälschen, die zeigten, dass der Marquis mit dem Feind Handel trieb. Lucian hatte sorgfältig Dokumente erstellt, die bewiesen, dass ihr Vater sich des Verrats schuldig gemacht hatte.
    Catherine seufzte tief und schüttelte den Kopf. Er war voller Bitterkeit. Bis er sich davon befreit hatte, würde er keine

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