Lucifers Lady
für Sie selbst.“
Später an jenem Nachmittag dachte Catherine über Zeenas Worte nach, als sie im Garten spazieren ging. Ein herrlicher Garten, entworfen von einem Gartenkünstler namens James Bartlow, der aus England geflohen war, ehe seine Schulden ihn ins Arbeitshaus bringen konnten.
Es war ihm gelungen, die einheimischen Blumen mit jenen zu kombinieren, die Lucian von fernen Küsten mitgebracht haben musste. Das Farbenspiel, die Vielfalt der Blüten und Blätter, die verschlungenen Pfade, die zu kleinen Gärten innerhalb des Parks führten, vermittelten den Eindruck eines , Paradieses.
Catherine hatte den Rosengarten am liebsten. Er lag verborgen vor neugierigen Blicken, bot Einsamkeit und Schönheit. Die Rosen waren atemberaubend. Jede einzelne von ihnen war blutrot.
Sie ging zwischen den Rosenbüschen einher, die sie immer wieder berührte, während sie nachdachte.
Die Wahrheit, wo würde sie die finden? Viele Fragen verwirrten sie. Eine der wichtigsten war jene, warum ein Sterbender den Namen ihres Vaters genannt hatte. Und falls es stimmen sollte - warum sollte ein Mann, der Zwangsarbeit verabscheute, einen anderen dazu verdammen?
Sie schüttelte verwirrt den Kopf. Wo würde sie die Wahrheit finden.
Dein Vater.
Der Gedanke verursachte ihr eine Gänsehaut. Könnte ihr Vater Lucians Qualen ein Ende bereiten?
„So in Gedanken versunken, Madam?“
Beim Klang von Lucians Stimme fuhr Catherine herum. Wie er so da stand, nur mit einer schwarzen Kniehose bekleidet, erinnerte er an eine Götterstatue. Und die Schönheit der Rosen, die ihn umgaben, kämpften mit dem Schimmer seines Haars, das in der Nachmittagssonne glänzte.
Dein Vater, erinnerte sie eine Stimme.
Schuldbewusst wandte sie sich ab. Sie musste die Dokumente ansprechen, wegen denen sie hier war. Sie durfte sie nicht länger ignorieren und so tun, als gäbe es sie nicht.
„Etwas lastet schwer auf deinem Gemüt“, sagte Lucian und näherte sich ihr von hinten, umfasste sanft ihre Taille und drehte sie zu sich herum.
Sie nahm ihren Mut zusammen und reckte sich. „Wir müssen miteinander reden.“
„Ich hatte etwas anderes im Sinn, als ich dir hierher folgte.“
Sie konnte den sinnlichen Klang seiner Stimme nicht verkennen. Und plötzlich erinnerte sie sich an ihre Geschichte mit den Rosenblättern auf ihrem Leib während des Liebesspiels. Die Vorstellung ließ sie erschauern.
„Bitte, Lucian“, flüsterte sie, und ihre Kraft, ihnen beiden dieses Vergnügen zu verweigern, schwand mit dem Blick auf die Rosen dahin.
„Ist das wichtig für dich?“ fragte er und strich über ihren schlanken Nacken.
„Sehr“, brachte sie heraus.
Er ließ den Arm sinken. „Dann werden wir reden. Aber . . .“ Er vollendete den Satz nicht, sondern küsste sie. „Es wird ein kurzes Gespräch werden.“
Sie atmete rascher, und nicht aus Leidenschaft. Sie fürchtete seine Reaktion auf ihre Fragen, sie fürchtete, dass er ihr die Antworten verweigern würde, und am Ende, wenn dieser Konflikt nicht gelöst wurde, den Niedergang ihres Vaters.
Sie trat einen Schritt zurück, brauchte etwas Abstand zu ihm. „Mein Vater“, sagte sie und war nicht sicher, wie sie beginnen sollte.
Er erstarrte, und plötzlich wirkte er einschüchternd.
Sie fuhr fort: „Mein Vater befindet sich in großer Gefahr, wie du weißt.“
Er ballte die Hände zu Fäusten, sagte aber nichts.
Tränen brannten in ihren Augen, doch sie beherrschte sich. Sie liebte Lucian. Liebte ihn mehr, als sie es jemals für mög-lich gehalten hätte. Aber seine Verbitterung und sein Zorn beherrschten ihn wider jede Vernunft. Sie hatte keine Wahl. Sie musste ihn damit konfrontieren.
„Du hast Dokumente gefälscht, durch die mein Vater des Verrats angeklagt werden konnte.“
Zorn erfasste ihn, und er trat auf sie zu.
Sie wich zurück. Seine Wut wirkte beinahe greifbar.
Er blieb stehen. „Hast du meinen Schreibtisch durchsucht?“ Unwillkürlich presste sie die Hand an die Brust, suchte nach ihren Perlen. Doch sie fühlte nur den weichen Baumwollstoff ihres Kleides. „Du hast mir keine andere Wahl gelassen.“
„Ich ließ dir viel mehr“, sagte er ernst.
Catherine musste nicht lange überlegen, um ihm zu antworten. Sie lächelte traurig und schüttelte den Kopf. „Du gabst mir deinen Schutz, bewahrtest mich vor Leid, aber im Gegenzug . . .“
Sie hielt inne und holte tief Luft. „Im Gegenzug hältst du mich gefangen, als deine Mätresse, und verweigerst mir jede Information über
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