Lucky - Nur eine Frage der Zeit
sie umzustimmen. Sie konnte doch noch gar nicht bereit sein, einem Mann die ewige Treue zu schwören! Noch dazu einem Mann, der sich so lächerlich konservativ kleidete … Sie hatte doch noch gar nicht richtig gelebt!
Aber Ellen war nun mal Ellen, und sie hatte ihre Entscheidung getroffen. Sie war sich ihrer Sache so sicher und hatte kein bisschen Angst. Lucky sah, wie sie den Mann anstrahlte, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen wollte, und wunderte sich zum wer weiß wievielten Mal, wie verschieden zwei Menschen sein konnten, die doch dieselbe Mutter hatten. Natürlich konnte ihre Bindungsfähigkeit beziehungsweise seine Bindungsunfähigkeit auch darauf zurückzuführen sein, dass sie unterschiedliche Väter hatten. Denn während Ellen schon mit zweiundzwanzig reif genug war, um zu heiraten, konnte Lucky sich durchaus vorstellen, dass er sich auch mit zweiundachtzig noch zu jung fühlen würde, um sich an eine Frau zu binden.
Dennoch hatte er schließlich die Waffen gestreckt.
Überzeugt hatte ihn letztlich Greg. Die Art, wie er Ellen anschaute, die unverkennbare Liebe, die sich in seinen Blicken zeigte. Das hatte den SEAL schließlich dazu bewogen, den beiden seinen Segen zu geben – und das Versprechen, bei der Hochzeit dabei zu sein und die Braut zu ihrem Bräutigam zu führen.
Obwohl er dafür auf den vermutlich aufregendsten Einsatz des Jahres würde verzichten müssen.
“Sie hat niemanden außer mir”, sagte Lucky leise. “Wenn ich kann, muss ich einfach bei ihrer Hochzeit dabei sein. Ich muss es wenigstens versuchen.”
Der Captain nickte. “Okay.” Diese Erklärung reichte ihm. “Cowboy, pack deine Ausrüstung zusammen!”
Wes Skelly stöhnte enttäuscht auf, hielt aber den Mund, als ihn ein scharfer Blick des Senior Chief traf. Er wandte sich hastig ab.
Captain Catalanotto schaute kurz zu Frisco hinüber, der als Ausbilder auf der Navy-Basis arbeitete, wenn er nicht mit organisatorischen Aufgaben beschäftigt war. “Was hältst du davon, Lucky für dein kleines Projekt einzusetzen?”
Alan Francisco und Lucky waren Schwimmkumpel. Vor Jahren hatten sie gemeinsam das BUD/S-Training – Basic Underwater Demolition/SEAL, die Kampfschwimmerausbildung für angehende SEALs – und die Höllenwoche durchlitten. Anschließend nahmen sie gemeinsam an zahllosen Einsätzen teil. Bis zur Operation Desert Storm. Lucky war kurz davor gewesen, mit der Alpha Squad in den Nahen Osten abzurücken, als er vom Tod seiner Mutter benachrichtigt wurde. Er blieb zurück, während Frisco in den Einsatz zog – und ihm bei einem Antiterroreinsatz in Bagdad das Bein zerfetzt wurde. Obwohl Frisco daher nicht mehr aktives Mitglied der Alpha Squad war, hatte die Freundschaft der beiden Männer überdauert.
Lucky hatte sich sogar bereit erklärt, die Patenschaft für Friscos und Mias erstes Baby zu übernehmen, das bereits unterwegs war.
Frisco nickte. “Gute Idee”, sagte er. “O’Donlon ist genau der Richtige für diese Aufgabe.”
“Was für eine Aufgabe?”, fragte Lucky. “Wenn es darum geht, ein weibliches SEAL-Team auszubilden – jederzeit gern. Ich bin dein Mann.”
Na also, ging doch, er konnte immer noch Witze reißen. Jetzt fühlte er sich schon ein wenig besser. Zwar konnte er nicht mit der Alpha Squad ins Feld ziehen, aber dafür erhielt er eine Chance, wieder einmal mit seinem besten Freund zusammenzuarbeiten. Außerdem gewann sein natürlicher Optimismus die Oberhand. Er wusste einfach, dass ihm in naher Zukunft ein Victoria’s-Secret-Model über den Weg laufen würde. Er lebte schließlich in Kalifornien! Und sein Spitzname lautete nicht grundlos Lucky.
Aber Frisco lachte nicht. Im Gegenteil. Er wirkte ausgesprochen ernst, ja geradezu grimmig, als er sich die Morgenzeitung unter den Arm klemmte. “Weit gefehlt”, antwortete er. “Die Aufgabe wird dir ganz und gar nicht gefallen.”
Lucky schaute dem Mann, den er besser kannte als einen Bruder, in die Augen. Er brauchte nichts zu sagen. Frisco wusste, dass es überhaupt keine Rolle spielte, was sein Kumpel in den nächsten Wochen zu tun bekam. Verglichen mit der verpassten Gelegenheit für den Spitzeneinsatz, den er gerade abgelehnt hatte, würde alles andere unbedeutend sein.
Frisco bedeutete ihm, mit nach draußen zu kommen.
Lucky schaute sich noch einmal im Büro der Alpha Squad um. Harvard kümmerte sich schon um den Papierkram, der ihn für befristete Zeit Frisco unterstellte. Joe Cat führte eine hitzige Diskussion mit Wes
Weitere Kostenlose Bücher