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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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die Beine meiner himmelblauen Schlafanzughose aus dünnem Flanell flatterten im Winde.
    »Es wär mir ganz recht, wenn Daniel ihr ’nen Tripper anhängen würde«, sagte ich. »Von mir aus kann es auch Herpes sein, Feigwarzen oder sonst was ausgesprochen Widerliches.«
    »Filzläuse sind auch nicht schlecht«, spann Charlotte den Faden tückisch fort. »Und hoffentlich schwängert er sie. Das nächste Mal, wenn er da ist, geh ich nackt durchs Haus, damit er sehen kann, daß meine Titten größer sind als ihre. Das gefällt der tyrannischen alten Ziege bestimmt nicht.«
    »Tu das!« sagte ich mit Nachdruck. »Außerdem könntest du mit ihm knutschen.«
    »Mit größtem Vergnügen«, stimmte sie begeistert zu.
    »Noch besser wäre es, mit ihm ins Bett zu gehen. Möglichst in ihres, wenn du es irgendwie hinkriegst«, schlug ich mit boshaftem Vergnügen vor.
    »Blendender Einfall«, kreischte Charlotte.
    »Und dann sag ihr, daß er gesagt hat, sie wär im Bett beschissen gewesen, und du wärst viel besser.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Charlotte zweifelnd. »So einfach würde ich den wahrscheinlich gar nicht rumkriegen. Er scheint sie wirklich zu mögen. Warum versuchst du es nicht?«
    »Ich?«
    »Ja, du hättest viel bessere Chancen«, sagte sie. »Ich bin überzeugt, daß Daniel ’ne Schwäche für dich hat.«
    »Schon möglich«, sagte ich trübselig. »Aber wir sprechen von Sex, Charlotte. Da käme er mit ’ner Schwäche wohl nicht besonders weit, was?«
    Wir beide lachten und fühlten uns besser. Nur mußte ich wieder an Daniel denken – er sprach kaum mit mir. Vielleicht sprach ich auch kaum mit ihm. Jedenfalls war etwas an der Sache merkwürdig.
    Wir holten das Geld, gingen durchnäßt und haßerfüllt nach Hause zurück und gaben es mißmutig Karen, die sich auf dem Sofa lümmelte.
    »Ich kann mir also meinen Schirm sonstwo hinstecken?« fragte sie schelmisch. Ich wurde vor Verlegenheit rot, sah aber dann, daß sie grinste.
    »Ja«, lachte ich. Die Spannung war verflogen.
    »Ich geh schlafen. Gute Nacht«, sagte ich.
    »Gute Nacht«, rief Karen hinter mir her. »Ach, übrigens, Lucy, du und Charlotte müßtet am Donnerstag abend im Haus sein, wegen der Vorbereitungen und zum Putzen.«
    Ich blieb in der Tür stehen und erkannte, daß eine weitere Voraussetzung für das Funktionieren einer Wohngemeinschaft darin besteht, sich einen Knüppel mit einem Nagel drin über den Kopf ziehen zu lassen.
    »Wird gemacht«, murmelte ich, ohne mich umzudrehen. Die ganze Nacht träumte ich davon, daß ich Karens Klamotten in schwarze Abfallsäcke steckte und diese für die Müllabfuhr vor die Tür stellte.
     
    Am Donnerstag abend, dem Abend der großen Vorbereitungen, kam es mir vor, als wäre ich gestorben und in der Hölle.
    Karen hatte beschlossen, den größten Teil der Speisen im voraus zuzubereiten, damit sie am Abend der Essenseinladung nur wenig mehr zu tun brauchte, als schön und gelassen zu sein und den Eindruck einer Gastgeberin zu erwecken, die alles im Griff hat.
    Allerdings war sie so nervös und so eisern entschlossen, Daniel zu beeindrucken, daß sie, wie soll ich das sagen? ... nun, den Eindruck machte, noch schwieriger zu sein als sonst. Dynamisch und voller Willenskraft war sie schon immer gewesen, aber es ist ein Unterschied, ob jemand dynamisch und voller Willenskraft ist oder seine Mitmenschen hemmungslos herumkommandiert. Sie hatte es erreicht, daß dieser Unterschied nicht mehr auszumachen war.
    Offenbar hatte sie beschlossen, die eigentliche Arbeit Charlotte und mich tun zu lassen und selbst eher die künstlerische Gesamtleitung zu übernehmen. Sie beaufsichtigte und beriet uns, leitete uns an und erteilte uns Aufträge.
    Mit anderen Worten, sie hatte nicht die Absicht, wenn es Kartoffeln zu schälen gab, das selbst zu tun.
    Kaum waren Charlotte und ich nach Feierabend zur Tür hereingekommen, als sie uns schon an die Arbeit stellte.
    »Du machst das Spargelsoufflé und die Suppe«, rief sie Charlotte zu, wobei sie mit einem Stift auf sie wies und von einer Liste ablas: »Da kommen Karotten, Paprikaschoten, Auberginen und Zucchini rein, gewürzt wird mit Koriander und Zitronengras.«
    »Und du«, rief sie mir zu, »machst ein Kartoffelgratin, Kiwipüree, Heidelbeergelee und Schlagsahne. Außerdem putzt du Pilze und bist für das Gebäck zuständig.«
    Charlotte und ich waren wie vor den Kopf geschlagen. Von den meisten dieser Dinge hatten wir kaum je gehört, ganz zu schweigen davon, daß

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