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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Arbeitskollegin.«
    »Und hat sie Ähnlichkeit mit mir?«
    »Wenn man nicht genau hinsieht, ja. Aber sie ist nicht halb so schön wie du«, sagte er munter. »Und auch nicht so lustig, so begehrenswert, so süß und so klug.«
    Ich rührte mich nicht. Das klang vielversprechend. Aber nicht vielversprechend genug.
    »Seit wann gehst du mit ihr?« fragte ich.
    »Ich geh doch gar nicht mit ihr.« Er klang ärgerlich.
    »Aber Charlotte hat gesagt...«
    »Bitte!« Daniel legte sich eine Hand an die Stirn, als hätte er Kopfschmerzen. »Ich bin sicher, daß Charlotte viel sagt, wenn der Tag lang ist, und du weißt, wie gern ich sie habe, aber sie kriegt nicht immer alles richtig mit.«
    »Heißt das, du gehst nicht mit Sascha?« fragte ich.
    »So ist es.«
    »Warum nicht?«
    »Weil ich finde, daß es sich nicht gehört, wo ich doch in dich verliebt bin.« Es durchfuhr mich. Die Worte trafen mich, lange bevor ihnen die Gefühle folgen konnten.
    »Oh«, sagte ich überrascht. Etwas anderes fiel mir nicht ein. Das war ja großartig. Es hätte mir schon genügt, wenn er auf mich scharf gewesen wäre.
    »Ich hätte das nicht sagen sollen«, sagte Daniel mit kläglicher Miene.
    »Warum nicht? Stimmt es nicht?«
    »Doch, natürlich. Ich erzähl doch Frauen nicht einfach grundlos, daß ich sie liebe. Aber ich will dir keinen Schreck einjagen, Lucy. Bitte vergiß, daß ich es gesagt habe.«
    »Ich denke nicht daran«, sagte ich entrüstet. »Das ist das Schönste, was jemals jemand zu mir gesagt hat.«
    »Wirklich?« fragt er hoffnungsvoll. »Willst du damit sagen, daß...«
    »Ja, ja.« Ich fuchtelte aufgeregt in der Luft herum. Ich wollte über seine Worte nachdenken und hatte keine Zeit, mich groß mit ihm abzugeben.
    »Ich liebe dich auch«, fügte ich hinzu. »Wahrscheinlich schon seit ewigen Zeiten.«
    Glück und Erleichterung begannen sich zaghaft in mir zu regen, wurden zu einem beständigen Strom und rissen dann alles mit sich, als wäre ein Damm gebrochen. Aber ich brauchte Gewißheit.
    »Liebst du mich wirklich?« fragte ich ihn argwöhnisch.
    »Aber sicher.«
    »Seit wann?«
    »Schon lange.«
    »Seit Gus?«
    »Schon lange vor Gus.«
    »Und warum hast du mir das nie gesagt?«
    »Weil du dich dann vor Lachen auf dem Boden gewälzt und mich gedemütigt hättest.«
    »Das hätte ich nie getan!« Ich war empört.
    »Hättest du doch.«
    »Meinst du?«
    »Bestimmt.«
    »Möglich«, gab ich zögernd zu. »Es tut mir so leid, Daniel«, entschuldigte ich mich gleich darauf mit Nachdruck. »Aber ich mußte dich einfach schlecht behandeln, weil du viel zu anziehend bist. Das meine ich als Kompliment«, fügte ich hinzu.
    »Ach ja?« fragte er. »Aber all die Kerle, mit denen du gegangen bist, waren ganz anders als ich – wie hätte ich je einem wie Gus das Wasser reichen können?«
    Das stimmte – bis vor kurzem hätte ich mit einem Freund, der weder entsetzliche Geldsorgen hatte noch trank, nicht das Geringste anzufangen gewußt.
    Ich dachte noch eine Weile darüber nach.
    »Und liebst du mich ganz ehrlich?«
    »Ja, Lucy«
    »Ich meine, wirklich.«
    »Wirklich.«
    »Könnten wir dann nicht ins Bett gehen?«

85
    V oll Staunen über meine Schamlosigkeit nahm ich ihn bei der Hand und führte ihn in sein Schlafzimmer.
    Ich war zwischen brennender Begierde und tiefster Verlegenheit hin und her gerissen. Noch immer fürchtete ich, die Sache könne gräßlich schiefgehen.
    Für ihn war es gut und schön, mir zu sagen, daß er mich liebte, aber die eigentliche Bewährungsprobe stand mir im Bett bevor. Und wenn ich da nichts taugte? Immerhin waren wir seit über zehn Jahren gut miteinander befreundet. Da war die Wahrscheinlichkeit groß, daß wir uns vor Lachen kringelten, wenn wir miteinander turtelten und uns gegenseitig anschnulzten.
    Und wenn er mich nun häßlich fand? Er war an Frauen mit gewaltigen Brüsten gewöhnt. Was würde er beim Anblick meines Busens sagen, der eher an zwei Spiegeleier erinnerte?
    Ich war so nervös, daß ich es mir fast anders überlegt hätte. Aber nur fast.
    Ich hatte die Möglichkeit, mit ihm ins Bett zu gehen, und ich war fest entschlossen, sie zu nutzen. Ich liebte ihn. Aber ich begehrte ihn auch.
    Allerdings war nach dem fliegenden Start der Anfall von Verruchtheit, mit dem ich ihn dreist bei der Hand genommen hatte, gleich wieder dahin. Kaum befanden wir uns in seinem Schlafzimmer, war ich ratlos. Sollte ich mich verführerisch auf seiner Habitat-Steppdecke räkeln? Sollte ich ihn aufs Bett

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