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Lucy Sullivan wird heiraten

Lucy Sullivan wird heiraten

Titel: Lucy Sullivan wird heiraten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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Bauch.
    In bewundernswert kurzer Zeit fing er wieder an mich zu lieben. Das zweite Mal dauerte unendlich lange, und er tat es mit quälender Langsamkeit, wobei er alle Aufmerksamkeit auf mich und meine Wünsche konzentrierte. Noch nie war ein Mann im Bett so selbstlos gewesen, hatte mir so viel gegeben. Zitternd und erschauernd erlebte ich einen Höhepunkt wie nie zuvor, meine Augen vor Erstaunen und Wonne weit aufgerissen.
    Diesmal schloß er die Augen nicht, als er kam, sondern sah mich unverwandt an. Ich wäre vor Hingabe fast vergangen. Wild drängten wir uns aneinander und konnten einander nicht nahe genug sein.
    »Könnte ich doch an meiner Haut einen Reißverschluß aufmachen und dich in mich hineinholen«, sagte er. Ich wußte, was er meinte.
    Schweigend lagen wir eine Weile da.
    »Das war doch gar nicht so schlecht, oder?« fragte Daniel. »Wovor hattest du denn Angst?«
    »Da gibt’s ’ne ganze Menge«, lachte ich. »Daß du meinen Körper abscheulich finden könntest, daß du widerliche Sachen von mir verlangen würdest.«
    »Du hast einen wunderschönen Körper, und was für widerliche Sachen? So was mit Plastiktüten und Apfelsinen?«
    »Eigentlich nicht, denn du bist ja kein Unterhausabgeordneter der Konservativen, aber anderes.«
    »Da würde ich aber gern wissen, was mir bisher entgangen ist.«
    »Du weißt schon«, sagte ich verlegen.
    »Nein«, sagte er.
    »Na ja«, erklärte ich. »Manche Männer sagen zum Beispiel ›Mach mal ’nen Kopfstand und denk nicht an die Schmerzen, die lassen nach ’ner Weile nach. Halt jetzt deine Beine im Winkel von hundertdreißig Grad, ich komm dann von hinten. Jetzt kannst du dich in einer Art Scherenbewegung drehen, vielleicht so zwanzig Zentimeter, nein, ich hab gesagt, zwanzig Zentimeter, das sind eher fünfundzwanzig – blöde Kuh, willst du mich umbringen?‹ – so was in der Art.«
    Er hörte nicht auf zu lachen, und auch das war wunderbar.
    Dann liebten wir uns erneut, ein wenig schläfriger, ein wenig entspannter.
    »Wie spät ist es eigentlich?« fragte ich irgendwann.
    »So gegen zwei.«
    »Mußt du morgen ins Büro?«
    »Ja. Und du?«
    »Auch. Vielleicht sollten wir ein bißchen schlafen«, sagte ich. Aber wir taten es nicht.
    Da ich schrecklichen Hunger hatte, ging Daniel in die Küche und kam mit einem Paket Schokoladenkekse wieder. Wir lagen im Bett, aßen sie, hielten einander im Arm, küßten einander und sprachen über dies und jenes.
    »Ich sollte wohl besser in ein Fitneßstudio gehen«, sagte er bedauernd und stieß sich einen Finger in den Bauch. »Wenn ich geahnt hätte, daß es dazu kommt, hätte ich das schon vor Monaten getan.«
    Diese Äußerung ließ ihn mir noch mehr ans Herz wachsen als alles andere, was er gesagt oder getan hatte.
    Als die Kekse aufgegessen waren, befahl er mir: »Setz dich hin.« Das tat ich. Er wischte kräftig über das Laken.
    »Ich kann schließlich nicht zulassen, daß du auf Schokoladenkeks-Krümeln schläfst«, sagte er. Während ich ihm zulächelte, klingelte das Telefon, und ich fuhr fast einen halben Meter in die Höhe. Daniel nahm ab.
    »Ja bitte? Ach, hallo, Karen. Ja, ich bin im Bett.« Eine Pause. »Lucy?« fragte er gedehnt, als hätte er den Namen noch nie gehört. »Lucy Sullivan ?« Eine weitere Pause.
    »Deine Mitbewohnerin Lucy Sullivan? Die Lucy Sullivan? Ja, die liegt hier neben mir.«
    »Ja, hier neben mir im Bett«, sagte er. »Möchtest du mit ihr sprechen?«
    Ich machte allerlei abwehrende Gesten, kreuzte beide Zeigefinger und hielt sie dem Telefon entgegen.
    »Doch, ja«, sagte Daniel munter. »Dreimal. Stimmt doch, Lucy, es war dreimal?«
    »Was ist mit dreimal?« fragte ich.
    »Wie oft wir uns in den letzten paar Stunden geliebt haben?«
    »Äh, ja, dreimal«, sagte ich matt.
    »Mit Sicherheit dreimal, Karen. Es kann aber sein, daß wir es noch mal machen, bevor die Nacht um ist. Mußt du sonst noch was wissen?«
    Ich hörte Karen kreischen und toben. Selbst ich bekam es mit, wie sie krachend den Hörer auf die Gabel knallte.
    »Was hat sie gesagt?« fragte ich.
    »Sie hofft, daß wir uns gegenseitig mit Aids anstecken.«
    »Sonst nichts?«
    »Äh, doch.«
    »Los, Dan, was hat sie noch gesagt?«
    »Lucy, ich möchte dich nicht aufregen...«
    »Du mußt es mir sagen.«
    »Daß sie mit Gus geschlafen hat, als du mit ihm gegangen bist.«
    Er sah mich besorgt an. »Hab ich dich jetzt aufgeregt?«
    »Nein. Ich bin eher erleichtert. Ich hatte immer das Gefühl, daß da noch jemand anders

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