Lübeck
Mengstr. 36, geht auf einen erfolgreichen Bäcker- und Konditormeister zurück: Heinrich Schabbel. Als er 1904 starb, vermachte er der Stadt 125.000 Goldmark, mit der Auflage, ein Museum für Lübecker Altertümer zu gründen. Die Stadt kaufte das Gebäude, stattete es mit wertvollem Mobiliar aus und eröffnete ebenerdig â die Investition musste sich ja lohnen â eine Weinwirtschaft. Nachdem das Haus nach dem Bombenangriff unbewohnbar geworden war, stellte die Kaufmannschaft nach Kriegsende 400.000 DM zur Verfügung, um das Erbe des Bäckermeisters aufrechtzuerhalten. Allerdings wählte man die besser erhaltenen neuen Gebäude in der unteren MengstraÃe, in denen das exquisite Lokal seit 1955 seine zahlungsfreudige Klientel empfängt.
Spaziergang 5: Buddenbrookhaus, St. Marien und Niederegger
MengstraÃe, zweiter Teil
Altehrwürdiges Verlagshaus
Der folgende Abschnitt der MengstraÃe ist mit öder Nachkriegsarchitektur bebaut. Nach der QuerstraÃe Fünfhausen/Schüsselbuden fällt der Schriftzug von Deutschlands ältestem Verlags- und Druckhaus auf, das seit 1579 existiert. Der Verlag Schmidt-Römhild blickt auf eine über 425-jährige Geschichte zurück und steht damit ungeschlagen an erster Stelle der Literatur-Methusalixe. Lorenz Albrecht gründete die Firma, die 1787 von Georg Franz Justus Römhild und dessen Erben, später von Georg Christian Schmidt und schlieÃlich von der Verlagsgruppe Beleke übernommen wurde. Schon früh verlegte sich das Traditionsunternehmen auf Adress- und Telefonbücher. AuÃerdem bringt man Regionalia zu Lübeck und Schleswig-Holstein auf den Markt.
InNr. 8 aâd befindet sich die Wehde , das alte Pfarr- und Küsterhaus der Marienkirche. Das Renaissancegebäude stammt aus dem 17. Jh. und beherbergte 1807â30 die Ernestinenschule (â Spaziergang 4).
Das nächste Haus (Nr. 6) ist aufgrund seiner ausladenden Fassade nicht zu übersehen: Es wurde schlieÃlich von einem Ratsherrn bewohnt. Heinrich Brockes trieb den Bau der Lübecker Wallanlagen voran, vertrat die Interessen der Hanse und lieà sich 1609 zum Bürgermeister wählen.
Spaziergang 5: Buddenbrookhaus,
St. Marien und Niederegger
Buddenbrookhaus
In Nr. 4 befindet sich das zweitbeliebteste Museum Lübecks. Damit keine
Zweifel aufkommen:
Thomas Mann hat im Buddenbrookhaus nie gelebt. Dafür seine Großeltern, die
das weiße Gebäude 1842 erwarben. Das barocke Haus, das zwischenzeitlich eine
Bibliothek führte, wurde im Krieg zerstört, Ende der 1950er-Jahre als
Bankgebäude wieder hochgezogen und erst im Juni 2000 zum Literaturmuseum.
Bevor man den barocken Schweifgiebel und die Dachplastiken „Die Zeit“
(links) und „Das Glück“ (rechts) von Dietrich Jürgen Boy hinter sich
lässt, stößt man auf einen Stolperstein, einen von 30 in Lübeck. Die
Gedenkplakette von Gunter Demnig erinnert anErich Mühsam (siehe auch
Kasten); die gleichnamige Gesellschaft sitzt mit gut sortiertem Archiv
ebenfalls im Buddenbrookhaus.
Danach entfaltet sich auf zwei Stockwerken eine außergewöhnliche
Dauerausstellung zur Familie Mann und zum Jahrhundertroman, für den der
Schriftsteller als 54-Jähriger den Nobelpreis für Literatur erhielt.
Im Erdgeschoss wird in zugänglicher Sprache der Werdegang der
Jahrhundertfamilie nacherzählt: von den ersten Schreibversuchen der begnadeten
Brüder bis zu den Verfilmungen (wobei die neueste von Breloer noch nicht
erwähnt ist). Auch Bilder und Tafeln illustrieren die Stationen eines
ereignisreichen Lebens, z. B. Fotos aus dem Exil oder der Mann’sche
Stammbaum von 1611 bis 1998. Die Geschäftstüchtigkeit Katias, die
Drogenprobleme von Klaus, die Leben von Golo, Erika und der anderen Kinder
können nachverfolgt werden. Lediglich die Homophilie des Haupthelden wird
geflissentlich unter den Teppich gekehrt oder nur sehr am Rande notiert.
Und wer die Stimme des Lübecker Ehrenbürgers hören will, hat die
Möglichkeit, einigen O-Tönen zu lauschen. Manche Besucher sind fast
erschrocken darüber, wie schwülstig und pastörlich der Herr
Nobelpreisträger vorliest. Ein Schmankerl ist dann noch die groteske
Liveübertragung aus Stockholm, die wie ein Fußballspiel kommentiert wird.
Zwei Räume des zweiten Stocks sind ein begehbarer Roman geworden.
Mit einer Buddenbrooks-Ausgabe bewaffnet (Ausleihexemplare vorhanden,
entsprechende Seitenzahlen werden angegeben),
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