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Luegen auf Albanisch

Luegen auf Albanisch

Titel: Luegen auf Albanisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Francine Prosse
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vielseitige Jorge, mein Fahrer, ein bisschen was Außereheliches nebenbei hatten. Ich mag nicht mal daran denken, was für ein spezielles Parfüm Steve ihm mitgebracht hat. Wie konnte mir das entgehen? Erinnerst du dich, wie ich dir erzählt habe, dass ich beim Sex Albanisch reden musste? Allerdings habe ich dabei nicht erwähnt, dass er mich Albanisch mit tiefer Stimme reden ließ. Der perverse Steve wollte sich vorstellen, Sex mit einem albanischen Kerl zu haben! Wo wir gerade von Kerlen sprechen, was ist mit dem albanischen Typen passiert, mit dem du am Weihnachtsabend ausgegangen bist?«
    »Nicht viel«, sagte Lula.
    »Ist wahrscheinlich auch besser«, sagte Dunia. »Wie auch immer, Steve ist Vergangenheit. Wie sagt man doch? Wenn es zu gut aussieht, um wahr zu sein, dann ist es vermutlich zu gut, um wahr zu sein? Wenn es wie ein Fisch aussieht und wie ein Fisch riecht, dann ist es vermutlich ein Fisch. Du kennst mich. Ich bin ein ehrlicher Mensch. Erpressung liegt mir nicht. Steve war begeistert, als ich damit einverstanden war, nicht die Hälfte von allem zu verlangen, was er hat. Was ich vermutlich hätte bekommen können, wenn ich durchtrieben oder habgierig wäre.«
    »Herzlichen Glückwunsch«, sagte Lula unsicher.
    »Danke«, sagte Dunia. »Übrigens wollte ich dich auch anrufen. Rat mal, wo ich jetzt bin? Im vierundzwanzigsten Stock der Trump Towers. Mit Blick auf den Hudson. Genau wie Jesus zu Petrus vom Kreuz herab sagte, ich kann dein Haus von hier sehen. Ich habe eine Drei-Zimmer-Wohnung gemietet. Ich dachte, du könntest vielleicht einziehen. Mach dir keine Sorgen wegen der Miete, zumindest jetzt noch nicht. Ich langweile mich. Ich will jemanden, der mit mir rumhängt. He, das ist deine Fahrkarte aus New Jersey raus. Wir räumen Steves Kreditkarten ab. Dann überlegen wir, was wir als Nächstes anstellen.«
    »Es gibt einen Job, den ich gerne hätte«, sagte Lula. Als müsse sie ausgerechnet Dunia davon überzeugen, eine aufrechte Bürgerin der Vereinigten Staaten zu werden. »Für den Anfang als Gerichtsdolmetscherin …«
    »Prima! Ich hab ja schon gesagt, dass ich keine Miete von dir verlangen werde. Wann willst du kommen und dir das hier ansehen?«
    »Ich weiß nicht. Wann würde es dir denn passen?«
    »Jetzt sofort«, sagte Dunia.
    Als Lula am Nachmittag zurückkam, betrachtete sie Mister Stanleys Haus bereits mit dem zärtlichen Abstand einer ehemaligen Bewohnerin. Oder aus dem objektiveren Blickwinkel einer anderen, die hier mal gewohnt hatte. Sie war nicht mehr dieselbe, die nur ein paar Monate zuvor aus ihrem Schlafzimmerfenster die Ankunft eines SUV voller Probleme beobachtet hatte.
    Die letzten Überreste dieses törichten Mädchens waren vom Winterwind, der vom Hudson blies, den eisigen Nadelstichen und Ohrfeigen der Kälte fortgeweht worden, gegen die sie auf ihrem Weg von der U-Bahn zu Dunias überheizter Lobby ankämpfen musste, die so sehr einer Mischung aus einem Kasino in Las Vegas und einen Moskauer Grand Hotel glich. Der uniformierte Portier übergab Lula einem ebenfalls uniformierten Wachmann, der ihr den Fahrstuhl zeigte, in dem ein weiterer Leutnant aus Dunias Privatarmee Lula in den Himmel hinaufbeförderte.
    Dunia wartete vor ihrer Tür, vielleicht um Lula bewundern zu sehen, wie tief Dunias Stöckelabsätze in den Flurläufer einsanken. Willkommen in Amerika! Endlich! Sie hatten einen weiten Weg von Tirana zurückgelegt. Dunia drückte Lula rauchige Küsse auf beide Wangen, führte sie dann in die Wohnung und trat zurück, um zu beobachten, wie ihre Freundin darauf reagierte, dass sich ihnen der Hudson und halb New Jersey zu Füßen warf.
    »Kann sich sehen lassen«, sagte Lula.
    »Schau auch mal in die andere Richtung.« Dunia packte Lula am Arm, während sie die Wolkenkratzer betrachteten, die ihre glänzenden Köpfe durch die Wolken staubigen Sonnenlichts steckten.
    »Es ist ein Untermietervertrag«, sagte Dunia. »In sechs Monaten werde ich jeden Penny ausgegeben haben, den ich von Steve bekommen habe. Aber das ist es wert, findest du nicht?«
    »Ich habe sechzehnhundert Dollar gespart«, sagte Lula.
    »Bring mich nicht zum Lachen«, sagte Dunia.
    »Mir gefällt es, wie du es hier eingerichtet hast«, sagte Lula.
    Dunia sagte: »All die persönlichen kleinen Dinge bestellt und bezahlt, bevor ich Steve verlassen habe. Ich habe vorausgedacht.«
    »Vielen Dank, Doktor Steve«, sagte Lula.
    »Ich habe Steve gedankt, glaub mir«, sagte Dunia. »Jorge, der Fahrer, hat ihm

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