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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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sich warten lassen. Glücklicherweise war Freddie dem Alkohol sehr zugetan, und in aller Regel gelang es ihr, ihn so abzufüllen, dass sie ohne große Mühe entwischen konnte. Ich hatte immer noch ein ungutes Gefühl wegen des Polizeibeamten, den ich in der Bar gesehen hatte. Je schneller wir diesen Handel unter Dach und Fach brachten, desto besser. Schon vor dem Missgeschick mit dem Blitzschlag hatte mein Gewissen wegen meiner Berufswahl an mir genagt.
    Eine Karriere als Ganovin hatte mir ebenso wenig vorgeschwebt wie Charlie. Ich hatte in einem Büro arbeiten wollen, und sie wollte ursprünglich Kosmetikerin werden. Doch kommen die Dinge nicht immer so, wie man sich das erhofft, und als wir das gesamte Ausmaß von Kips Problemen erfassten, wussten wir, dass wir das Ganze noch einmal überdenken mussten. Unser erstes Ding drehten wir rein zufällig. Charlies Chef betrog sie, indem er ihre Trinkgelder in seine eigene Tasche steckte, sodass wir ihm unsererseits ein bisschen Bargeld aus der Tasche zogen, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
    Es hatte sich damals nicht so angefühlt, als hätten wir damit etwas Unrechtes getan. Wir fügten niemandem Schaden zu – wenn überhaupt, fühlten wir uns ein bisschen wie Robin Hood, was die Sache anging. Uns war, als hätten wir mit unserem Tun einen Sieg errungen für all die einfachen kleinen Leute, die man um ihre kostbaren Löhne und Gehälter betrogen hatte. Daneben bedeutete es, dass wir Kip aus der Stadt herausbringen konnten, nur fragte ich mich in letzter Zeit, ob wir vielleicht zu weit gegangen waren.
    Ich spazierte aus dem Wohnzimmer in die Küche und setzte einen Kessel mit Wasser auf. »Möchtest du eine Tasse Tee?«
    »Ja, bitte, Abbey.«
    Vom Küchenfenster konnte man auf die Straße blicken. Ich sah, dass etwas weiter unten ein Taxi vorfuhr und Charlie ausstieg. Sie wartete, bis das Taxi wieder weggefahren war, bevor sie in Richtung unseres Hauses eilte, und sie blickte nach oben und winkte mir zu, um alsdann im Hauseingang und aus meinem Blickfeld zu verschwinden. Ich nahm einen weiteren Becher vom Regal und ließ einen Teebeutel hineinfallen. Ein paar Minuten später hörte ich Charlies Schlüssel in der Wohnungstür.
    »Hu.« Sie warf ihre Handtasche auf die Arbeitsplatte und kickte ihre Schuhe mit den hohen Absätzen in die Ecke der Küche.
    »Hört sich an, als hättest du eine anstrengende Nacht gehabt.« Ich goss etwas kochendes Wasser auf die Teebeutel.
    Charlie rollte mit den Augen und reichte mir die Milch. »Ehrlich, dieser Mann müsste einen Warnhinweis um den Hals tragen, dass er ein Gesundheitsrisiko darstellt. Der hat mehr Arme als ein Tintenfisch, und seine Anmachsprüche galten schon in den Siebzigerjahren als veraltet.«
    »Ist es dir gelungen, den Termin für die Besichtigung festzusetzen?« Ich fischte die Beutel aus den Bechern heraus und reichte Charlie ihren Tee.
    »Alles organisiert.« Sie verzog das Gesicht und fuhr mit ihren nackten Zehen über den Laminatfußboden.
    »Keine Schwierigkeiten?«
    »Nein. Warum sollte es Schwierigkeiten geben?« Sie sah mich neugierig an.
    »Schau dir mal mein Modell an, Charlie.« Kip strahlte ihr über das ganze Gesicht entgegen, als sie hinter mir ins Wohnzimmer kam und sich aufs Sofa warf. Er betätigte einen Schalter, und winzige blaue Lichter erstrahlten rund um die Außenränder seiner Version des London Eye, das sich da drehte.
    »Das ist wunderschön, Kip«, sagten Charlie und ich wie aus einem Mund.
    Kips Kreationen warfen uns manchmal fast um. Er war so ungeheuerlich begabt und dennoch sozial ein völlig hoffnungloser Fall. Er schaltete den Strom an seinem Modell ab und holte sich seinen Tee. »Nacht.«
    Charlie wartete, bis er zu seinem Zimmer getrottet war. »Wir müssen uns beeilen und diesen Job zu Ende bringen.« Sie fingerte nach einer imaginären Staubfluse auf ihrem Kleid.
    »Wieso, was ist los?« Ich bemühte mich, leise zu sprechen, damit Kip nicht mitbekam, worüber wir redeten. Die Wände in unserer Wohnung waren nicht gerade dick.
    »Ich weiß es nicht genau.« Sie nahm einen kleinen Schluck von ihrem Tee. Es lag nicht in Charlies Natur, nervös zu werden. Ich war in unserer Geschäftsbeziehung diejenige, die schnell mal in Panik geriet.
    »Es ist noch nicht zu spät, alles abzublasen«, regte ich an.
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, mit dem Ding verdienen wir gutes Geld, und wir sind schon fast am Ziel. Es ist alles vorbereitet. Ich habe mich noch einmal vergewissert, und

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