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Luegen haben huebsche Beine

Luegen haben huebsche Beine

Titel: Luegen haben huebsche Beine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nell Dixon
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verdrückten uns, nachdem sie versprochen hatte, Ende der Woche mit ihm zum Abendessen auszugehen.
    Ein paar Straßen vom Hotel entfernt setzte der Taxifahrer uns ab, ganz in der Nähe einer U-Bahn-Station, von der wir nach Hause kommen konnten. Es war billiger, mit der Bahn zu fahren, und wenn wir mehr als ein Transportmittel benutzten, verringerte sich zudem die Wahrscheinlichkeit, dass uns irgendjemand folgte.
    »Schieß los! Warum der Alarm?«, fragte Charlie, kaum dass wir sicher in der Masse namenloser Pendler Unterschlupf gefunden hatten.
    »Polizist an der Bar.« Ich klammerte mich fest an einen der Haltegurte über mir.
    Die dunkelgrünen Augen meiner Schwester wurden schmal. »Mmm. Glaubst du, dass das arrangiert war?«
    »Keine Ahnung, aber er schien sich sehr für unser Treffen zu interessieren.« Mein Kopf schmerzte, denn es bedurfte einiges an Konzentration, um jemand zu sein, der ich in Wahrheit gar nicht war, und meine falsche Brille mit dem Fensterglas ging mir allmählich auf die Nerven.
    »Wir nehmen uns besser in Acht. Wenn Freddie mich zum Abendessen ausführt, werde ich ihn noch etwas aushorchen.«
    Kip war nicht im Wohnzimmer, als wir nach Hause kamen, aber sein jüngstes Projekt stand unverhüllt auf dem Tisch vor dem Erkerfenster.
    »Kip, wir sind wieder da!« Es sah nicht danach aus, als hätte er während unserer Abwesenheit viel gearbeitet. Seine Schnitzmesser und das Holz lagen immer noch ordentlich aufgereiht neben seinem Werkzeugkasten. Als er auf mein Rufen nicht antwortete, ging Charlie zu seinem Zimmer und klopfte an die Tür. Normalerweise blieb Kip im Wohnzimmer, wenn wir nicht zu Hause waren. Dort fühlte er sich sicher, vor allem, wenn er etwas hatte, woran er arbeiten konnte. Im Augenblick saß er an einer Balsaholz-Nachbildung des London Eye.
    »Er ist nicht in seinem Zimmer.« Ich ging zu Charlie, die immer noch vor Kips Tür stand und sie vorsichtig etwas weiter aufstieß. Es dauerte einen Moment, bis sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Kip ließ seine Vorhänge immer geschlossen, und der grüne Schein des Terrariums, in dem er seinen Leguan hielt, tauchte den Raum in ein gespenstisches Licht wie aus einer anderen Welt.
    »Kip?«
    Meine Augen registrierten eine flimmernde Bewegung unter dem Bett. Ich hob den Spiderman-Volant und hoffte, dass Kips Hamster Claude nicht schon wieder frei herumlief. Es war dunkel unter dem Bett, aber hell genug, dass ich das blasse Blau des Lieblings-T-Shirts meines Bruders erkennen konnte.
    »Kip, ich bin’s, Abbey. Wir sind wieder zu Hause.« Ich trat zurück, und Kip schlängelte sich vorwärts und kroch bäuchlings in die Mitte des Zimmers, wo er sich Charlie in seiner vollen Länge von einem Meter achtzig zu Füßen legte.
    Sie reichte ihm die Hand, um ihm aufzuhelfen. »Was ist passiert?«
    »Es war jemand an der Tür und hat geklopft.« Er schob seine Brille hoch auf den Nasenrücken und blinzelte Charlie an wie ein Uhu.
    Wir nahmen ihn zwischen uns und dirigierten ihn ins Wohnzimmer, wo wir ihn in einen der Sessel drückten.
    »Wie oft hatten wir dieses Thema schon?«, fragte Charlie. Ihre Stimme klang resigniert. Es brachte nichts, Kip anzuschreien. Dann ging er einfach weg, schloss sich im Badezimmer ein und weigerte sich, wieder herauszukommen. »Du brauchst die Tür nicht aufzumachen. Sie ist immer abgeschlossen. Du kannst hier drinnen in aller Ruhe sitzen bleiben.«
    Er nickte gehorsam, wie er es immer tat, doch wussten Charlie und ich genau, dass er ihre Anweisungen bis zum nächsten Mal, wenn jemand schellte oder klopfte, längst wieder vergessen hatte. Es bestätigte uns nur noch mehr in unserem Entschluss, der Stadt zu entfliehen und irgendwo ein neues Leben anzufangen, wo Kip sich sicher fühlte.
    »Wie wäre es, wenn ich zum Abendessen Fischstäbchen machen würde?« Wenn ich ihm sein Lieblingsessen kochte, kam er vielleicht etwas leichter wieder zur Ruhe. Alles, was nicht dem gewohnten Ablauf entsprach, wie ein Klopfen an der Tür, wenn wir nicht zu Hause waren, regte ihn auf.
    »Und dazu Kartoffel-Smileys?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Okay.«
    Ich ging in die Küche, um mit der Zubereitung des Abendessens zu beginnen, während Charlie den Computer anwarf, um im Namen der Forschung für unser nächstes Projekt im Internet die Netze auszuwerfen. Kip kam mir nach.
    »Abbey, wann werden wir so weit sein, dass wir einen Bauernhof kaufen können?« Er sah mir dabei zu, wie ich die Fischstäbchen neben die

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