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Lügen haben rote Haare

Lügen haben rote Haare

Titel: Lügen haben rote Haare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne-Marie Käfer
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kommt mir bekannt vor. In der Dusche läuft noch immer Wasser.
    »Paul? Hallo …? Hm, du scheinst in einem Funkloch zu stecken, ich verstehe kein Wort. Wähle bitte noch mal durch, ich observiere gerade in Sülldorf …«, dann legt sie auf.
    Mich trifft der Schlag! Ich sacke zusammen. Wenn diese Stimme nicht zu Geneviève Schneider gehört, fresse ich mit einer Heugabel sämtliche Kuhfladen in einem Umkreis von fünf Kilometern! Fahrig versuche ich, die gewählte Nummer zu löschen, dabei rutscht mir das Mobilteil aus den Händen. Es tanzt zwei, drei Mal in der Luft, und bevor ich es wieder auffangen kann, fällt es scheppernd auf den Holzboden. Die Abdeckung fliegt von dem Mobilteil, der Akku springt heraus. Mein Herz klopft so heftig gegen meine Rippen, dass ich Bedenken habe, es könne ebenfalls herausspringen. In dem kleinen Bad wird das Duschwasser abgestellt. Hastig schlüpfe ich in die bereitliegenden leichten Sommerklamotten, stopfe die Visitenkarte in die Hosentasche und renne barfuß und ungekämmt nach draußen. Conny sitzt alleine, nervös an ihren Fingernägeln kauend, am Tisch.
    Sie springt hastig auf. »Und?«
    Ich unterbreche sie ungehalten. »Gib mir dein Handy und deine Latschen, ich gehe kurz in den kleinen Wald.« Sie pariert sofort, ich stapfe los. Während der wenigen Meter bis zu dem Forst tanzen wirre, aber logische Gedanken durch meinen Kopf, die ich versuche, in die richtige Reihenfolge zu bringen. Vivi ist eine Schnüfflerin! Sie kann nur eine Schnüfflerin sein. Paul, der Fiesling, hat sie auf mich angesetzt! Er hat sie in die Firma eingeschleust … und klar! Aus diesem Grund tauchte sie auf dem Campingplatz auf der Insel auf. Ich Idiotin! Und nicht nur das. Er hat sich mit ihr auch noch auf den Futon gelümmelt. Ich fasse es nicht!
    Vor lauter Wut vergesse ich zu heulen, was normalerweise eine Pflichtübung in solchen Situationen ist. Ich zwinge mich zur Ruhe und wähle erneut diese beschissene Handynummer. Besetzt! Ich wähle erneut. Besetzt! Ich wähle Pauls Handynummer; ha, in flagranti erwischt, ebenfalls die schnelle Tonfolge. Es ist keine große Kunst, den Zusammenhang herzustellen. Paul kommt aus dem Bad, findet das iPhone, setzt es zusammen. Da Paul Vivi nicht zurückruft, ruft sie ihn an.
    Endlich! Nach etlichen Wählversuchen innerhalb von drei ellenlangen Minuten geht der Ruf durch.
    »Geneviève Schneider …«
    Ich räuspere mich, balle die sprichwörtliche Faust in der Tasche und spreche eine Tonlage höher als gewöhnlich. »Conny Jörgensen hier, ich möchte mich erkundigen, was die Observation meines Mannes ergeben hat. Das Stichwort lautet Hanni und Nanni.«
    »Oh, hallo Frau Jörgensen, ich denke, ich kann sie beruhigen.«
    Es folgt eine Litanei. Mein Schwager habe gestern Nachmittag in einem Baumarkt Farbe, Quast und Pinsel eingekauft. Danach habe er einen kurzen Stopp vor dem Fastfood-Restaurant McDonald’s gemacht, aus dem er nach exakt acht Minuten, wohlbemerkt … mit nur einer Tüte Fastfood, gekommen sei. Sie habe Fotos geschossen. Anschließend sei die Zielperson auf direktem Wege nach Hause gefahren. Um 23:43 Uhr seien alle Lichter im Haus erloschen gewesen. Anton habe definitiv die Räumlichkeiten nicht verlassen. Heute sei, bis zu diesem Zeitpunkt, ebenfalls nichts Auffälliges passiert. Sie habe erneut Fotos geschossen, die belegten, dass ›mein Mann‹ in farbverschmierter Kleidung einen Eimer, wahrscheinlich mit Schmutzwasser, in den Gully vor dem Haus gegossen habe.
    Ich stammele ein kurzes »Danke« und schreie spitz auf, als ich mich umdrehe und mit meiner Schwester zusammenstoße.
    »Alles im grünen Bereich, du kannst dich freuen, Conny. Anton macht einen auf Tünch-Anchamun, er pinselt eure Hütte.«
    Ein Freudenkiekser verlässt Connys Lippen; sie umarmt mich stürmisch, dann rennt sie, barfuß, los. »Mamaaaa, Papaaa, Anton streicht an!« Dabei wedelt sie bescheuert mit den Armen durch die Luft.
    Mir soll es egal sein, wie sie Mamaaa und Papaaa ihre plötzliche Begabung, hellseherische Fähigkeiten zu besitzen, beibringen will.
    Als ich unser Zimmer betrete, sitzt Paul auf dem Bett und spielt mit dem Handy. Das schlechte Gewissen steht ihm ins Gesicht geschrieben. »Möhrchen, ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
    Wütend gifte ich ihn an. »Nichts da, Möhrchen! Saure Gurke darfst du mich nennen. Und deine Erklärungen kannst du dir in den Allerwertesten schieben!« Ich äffe ihn nach. » Wir werden uns immer die Wahrheit sagen,

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