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Lügenbeichte

Lügenbeichte

Titel: Lügenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Dölling
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Herrn Rufus zu tun, dem klugen, roten Roboter, der aussah wie ein eckiges Männchen mit zu großen Schuhen? Die Polizisten, die ihn gefunden hatten, hatten Herrn Werner sofort ein Foto geschickt. Als Josi Herrn Rufus auf dem Display von Herrn Werners Smartphone sah, wie er bäuchlings auf dem Pflaster lag, musste sie weinen.
    Herr Werner war daraufhin sofort zu Herrn Dittfurth gehumpelt. Sie wollte mit, aber er wies sie zurecht, sie solle sich bloß nicht in seine Ermittlungen mischen. »Das ist kein Räuber-und-Gendarm-Spiel, junge Dame!«
    Seine Art, mit ihr zu reden, verschlug ihr die Sprache. Herr Werner fuhr gleich fort mit seinem Sermon, sagte, sie solle sich bitte zur Verfügung halten und ihm ihre Handynummer geben. Thomas stand mit verschränktenArmen da und sagte nichts. Machte die Tür hinter dem Hauptkommissar zu und kaute auf seiner Unterlippe herum.
16:30
    Josi rief Max zurück, entschuldigte sich, dass sie ihn am Mittag weggedrückt und noch nicht zurückgerufen hatte. Max war ganz aufgebracht, aber nicht deswegen.
    »Josi, stell dir vor, die Polizei war gerade bei mir. Sie haben mich gefragt, wo ich gestern zwischen dreiundzwanzig und ein Uhr war und ob ich Lilli Sander kannte. Die Tote.«
    Wie selbstverständlich er diesen Namen aussprach!
    »Herr Wagner, dieser Voll-Horst mit den Krücken, hat mich gelöchert.«
    »Herr Werner«, sagte Josi.
    »Was denkt der denn? Ich war doch bei dir!«
    »Ja«, sagte Josi. »Du warst bei mir.«
    »Er hat mich gefragt, ob Lou mich genervt hätte, ob ich lieber allein mit dir gewesen wäre.«
    »Und was hast du geantwortet?«
    »Klar wäre ich lieber allein mit dir gewesen! Aber das heißt doch noch lange nicht, dass mich Lou genervt hat. Der Kleine war echt gut drauf. Wir hatten Spaß! Aber das hat dieser Wagner – sorry, Werner – irgendwie nicht geschnallt. Hat versucht, mir zu unterstellen, dass ich Lou loswerden wollte. Er hat mich total festgenagelt, weil ich doch gesagt habe, mit Lou sei alles in Ordnung, als ich von der Toilette wiederkam. Er hat mich echt fertiggemacht, weil ich gelogen habe, nach dem Motto:Wer lügt, mordet auch. Dabei war das doch nur eine Notlüge. Er kapiert einfach nicht, dass ich mir nichts dabei gedacht habe. Okay, das war scheiße von mir, ich weiß, Josi, aber ich wollte dich nicht anlügen. Das tut mir alles so leid. Andauernd mache ich mir Vorwürfe: Hättest du doch bloß nachgesehen. Hättest du Josi doch bloß gesagt, er sitzt nicht auf dem Sofa. Aber es ist doch verständlich, wie ich reagiert habe, oder? – Sag doch mal, Josi. Das war doch keine vorsätzliche Lüge!«
    »Der kann doch nicht ernsthaft denken, dass du in fünf Minuten mal eben ein Kind entführst und eine Frau umbringst.« Josi lachte laut auf.
    »Er meinte ja auch nicht in den fünf Minuten, als ich auf der Toilette war.«
    »Sondern?«
    »In der Zeit, als ich eine geraucht habe.«
    »Geraucht? Wann hast du denn eine geraucht?«
    »Als du geschlafen hast, Josi. Die berühmte Zigarette danach . Auf deinem Balkon. Du warst so entspannt und so schön, Josi, ich habe dir beim Schlafen zugesehen und dabei eine geraucht.«
    Also doch! Er hatte nicht die ganze Zeit geschlafen, so wie sie!
    »Wann war das?« Josi erschrak selbst vor ihrer schrillen Stimme.
    »Keine Ahnung, bestimmt nach Mitternacht.«
    »Wann bist du wieder ins Bett gekommen?«
    »Gleich danach.«
    Nun erinnerte sie sich auch, dass er nach Rauch gerochen hatte und an seine kühlen Lippen an ihrem Ohr.
    »Josi?«
    »Ja.«
    »Warum sagst du denn nichts?«
    Sie kriegte keinen Ton raus.
    »Ich war nicht weg, Josi. Ich war bei dir. Die ganze Zeit. Du glaubst mir doch?«
    Josi schluckte. »Ja. Klar!«
    »Ich habe dem Wagner nicht erzählt, dass ich auf dem Balkon geraucht habe.«
    »Werner«, sagte sie leise.
    »Dieser Moment, der war so kostbar, du sahst so schön aus, Josi. Ich hätte da noch stundenlang stehen und dich anschauen können, andererseits hatte ich solche Sehnsucht, dich wieder zu spüren, deine Haut, deine Wärme, deine Haare. Und dann bin ich ja auch eingeschlafen, bis du …«
    Josi holte tief Luft. So etwas Schönes hatte ihr noch nie jemand gesagt. Sie hörte Max' Atem durchs Telefon. »Das geht auch keinen was an«, sagte sie leise.
    »Können wir uns nicht noch sehen, Josi?«
    Sie zögerte. »Ich kann nicht, Max. Ich habe Kopfschmerzen. Mir tut alles weh.« Sie wollte nicht, dass Max sie so sah, blass, verheult und völlig ungeschminkt. »Wir reden morgen, ja?« Außerdem war sie

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