Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
Vom Netzwerk:
Schläger aus der Hand gefallen. Sie antwortete nicht, konzentrierte sich auf das Schloss. Gleich würde er den Schlüssel umdrehen und die Tür aufmachen, und sie würde zuschlagen. Sie umklammerte den Schläger noch fester.
    Nichts bewegte sich. Nur ihre Hände. Sie zitterten. Stille.
    Dann hörte sie Schritte. Badelatschen. War er allein? Ging er wieder weg?
    »Robert?«, rief sie. In dem Moment flog die Tür auf und Robert stand im Raum. Sie hatte keinen Schlüssel im Schloss gehört. Josi hielt die Luft an. Hieß das etwa …
    »War die Tür gar nicht abgeschlossen?«, hörte siesich sagen und schaute auf den Schläger in ihrer Hand.
    »Nein. Warum?«, fragte Robert und lächelte sie an.
    Sie musste sich zusammenreißen, um nicht in die Knie zu sacken. Roberts freundliches Lächeln wich aus seinem Gesicht.
    »Wie sieht das hier denn aus?« Er guckte sich um. »Man kann dich auch keine Minute aus den Augen lassen! Los, komm mit. Es gibt was zu essen. Bevor ich es mir anders überlege! – Und eins kann ich dir sagen: Das räumst du schön alles wieder auf!«

Donnerstag

Gnade dir Gott!
2:11
    Wie ein Hund lief sie hinter ihm her, den Flur entlang, durch den er sie vorhin geschleift hatte, zurück in den anderen Raum mit den Computern und der Küche. Jeder Schritt tat weh und sie konnte an nichts anderes denken, außer dass die Tür nicht abgeschlossen war und sie nicht ein einziges Mal versucht hatte, sie zu öffnen. Nur an der Außentür hatte sie gerüttelt wie verrückt. Wie konnte sie sich nur so von Robert überrumpeln lassen?
    Ihr Magen knurrte und tat weh vor Hunger. Sie hatte das letzte Mal was mit Marina gegessen, heute Morgen – gestern Morgen? Es lag eine Ewigkeit zurück.
    Im Computerraum roch es besser, frischer. Wahrscheinlich hatte er gelüftet. Wenn er schon frische Luft reinließ, dann würde er sie bestimmt gleich gehen lassen.
    »Setz dich da hin«, sagte Robert freundlich und zeigte auf einen der Barhocker. Sie gehorchte.
    »Robert, ich muss mit dir reden.«
    Er schaute sie neugierig an.
    »Dein Vermieter – also, der alte Mann … wo ist er?«
    Sein Blick verfinsterte sich sofort. »Du bist also doch scharf auf ihn!« Seine Mundwinkel zuckten.
    »Nein, natürlich nicht!« Sie schluckte.
    »Lüg nicht!«, schrie er.
    »Ich kenn ihn doch gar nicht!«, schrie sie zurück.
    Robert riss die Kühlschranktür auf. »Also, wie viele Toasts willst du?« Er zeigte auf einen Stapel belegte Toasts, der den ganzen Platz im Kühlschrank einnahm, bis auf ein paar Flaschen, die im Gemüsefach lagen. »Du kannst drei haben oder sogar vier!«
    So viele belegte Toasts hatte sie noch nie gesehen, nicht mal in einer Autobahnraststätte. Aus jeder Stulle lappten Käseränder. Zwischen ein paar Scheiben ganz links lag etwas Dickes, Unförmiges, aber sie konnte nicht erkennen, was.
    »Ich … ich nehme einen.« Ihr wurde wieder schwindelig. Sie musste was essen, nicht nur wegen ihres leeren Magens, auch, um eine normale Situation herzustellen. Zusammen essen war eine normale Situation, eine friedliche Angelegenheit.
    »Ich bin Vegetarier. Ich esse kein Fleisch«, sagte Robert und behielt sie im Auge. »Ich kann niemandem etwas zuleide tun. All die lieben Kälbchen und Lämmchen … Gottes Geschöpfe. Die darf man nicht essen!«
    Er nahm einen Stapel Toasts heraus, legte sie neben den Toaster, den man seitlich aufklappen und die Käsestullen reinlegen konnte. Sie traute sich nicht, ihn danach zu fragen, wie lange er schon Vegetarier war, obwohl es eine normale Frage wäre. Lieber nichts Falsches sagen, wobei man bei Robert nie wusste, was falsch war. Es lag immer an seiner Stimmung.
    Über der Spüle kreisten Fliegen. Sie musste sich sehr beherrschen, Ruhe zu bewahren. Die Tür hatte er gleich hinter ihr wieder abgeschlossen, demonstrativ, und die Schlüssel in seine ausgeleierte Hosentasche gesteckt. Sie konnte das Klimpern bei jedem Schritthören. Es gab nur einen Ausweg: die Fenster. Allerdings waren die Rollläden immer noch ganz heruntergelassen. Da kam sie so nicht raus, obwohl an dieser Seite vom Haus keine Gitter vor den Fenstern waren, wenn sie sich recht erinnerte. Sie fuhr mit dem Blick die Wände ab, konnte keine Sensoren, keine mechanischen Vorrichtungen entdecken, mit denen man diese verdammten Rollläden hochziehen konnte. Wann sollte sie das auch tun? Oder sollte sie ihn einfach um ein bisschen frische Luft bitten, ganz beiläufig, als würde es ihr gerade erst in den Sinn kommen?
    Der Gestank, der

Weitere Kostenlose Bücher