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Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
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Fenster einschlagen konnte, damit sie um Hilfe rufen konnte. Sie ging zum Schrank, rüttelte an den Türen. Wenigstens war er nicht abgeschlossen. Sie fand Gartenklamotten, Sitzkissen, Blumenzwiebeln, Tischdecken, Gartenfackeln. Unten im Schrank lag eine große, schwarze Tasche. Sie zurrte den langen Reißverschluss auf. Ein modriger Geruch kam ihr entgegen und erinnerte sie an die alte Bademütze ihrer Oma. Sie nahm eine Taucherbrille aus der Tasche, Schnorchel, Schwimmflossen – alles viel zu weich, um die Milchglasscheibe einzuschlagen. Sie zog einen Taucheranzug aus der Tasche. Er sah genauso aus wie der von dem Meeresforscher Jacques Cousteau. Weißer Puder rieselte heraus und stieg ihr in die Nase. Sie musste niesen und warf den Anzug in den Schrank zurück. Eine Puderwolke stob auf. Sie knallte die Schranktür zu.
    Zu einer Taucherausrüstung gehört doch auch ein Messer, ging es ihr durch den Kopf. Das hatte sie oft genug in Filmen gesehen. Sie öffnete den Schrank noch mal und wühlte die ganze Tasche durch, fand keins. Mist!
    »Robert!«, brüllte sie und hämmerte mit den Fäusten gegen die Holztür, lief gegenüber zur Stahltür und trat dagegen. Dann lehnte sie sich mit dem Rücken an die Wand und rutschte langsam runter.
    Da saß sie nun, taub, dreckig und schwindelig vor Wut. Alles tat ihr weh. Sie fühlte sich ganz klein, wie früher, als sie hingefallen war, die Knie aufgeschrammt, und Mama sie hochgehoben und getröstet hatte. »Mama!«, weinte sie. »Hilf mir doch! – Papa, wo bist du? – Lou!« Es kroch ihr eiskalt den Hals hinauf.
    Sich selbst zu bedauern brachte auch nichts. Ihr musste was einfallen! Wieso fiel ihr nichts ein, verdammt noch mal!
    »Max!«, schrie sie. Hätte sie doch wenigstens Max Bescheid gesagt, wohin sie fuhr. Hatte er am Telefon etwas von dem Kampf mitbekommen? Er machte sich bestimmt Sorgen. Wahrscheinlich hatte er Barbara schon angerufen, weil ihr Handy tot war. Und Barbara würde ihm sagen, dass sie bei Miriam sei. Würde er sich damit zufriedengeben? »Max«, sagte sie und versuchte, ganz stark an ihn zu denken. Vielleicht klappte ja eine Verständigung durch Gedankenübertragung. Wie oft hatte sie schon an jemanden gedacht und genau in dem Moment meldete sich der andere.
    »Max! Ich bin hier! Hol mich hier raus! Ich bin nicht bei Miriam! – Hörst du mich, Max!«
    Sie lauschte. Es war still, wie in einem schalldichten Raum. Sie schaute sich um. Neben der Waschmaschine stand eine Packung Persil Megaperls . Daneben Weichspüler und Fleckenmittel in Plastikflaschen. Sie ging zu den Bananenkartons und fand jede Menge Zeitschriften, Reiseführer und eine Einmal-Unterwasser-Kamera. Auch aus Plastik. Sie warf sie mit voller Wucht Richtung Fenster und traf noch nicht mal die Scheibe.
    Draußen war es jetzt dunkel. Sie sackte in sich zusammen, saß wieder auf dem Fußboden. Sie musste einen klaren Kopf behalten. Wie spät mochte es jetzt sein?
    Wenn Max bei Barbara nachgefragt hatte, warum ihr Telefon tot sei, würde Mama bestimmt Miriam anrufen und erfahren, dass sie gar nicht dort gewesen war. Und dann? Dann würde sie die Polizei anrufen, nach all dem, was in den letzten Tagen passiert war. Wahrscheinlich lief schon eine Suche nach ihr. Aber würde Barbara auch auf die Idee kommen, dass sie zu Robert gefahren war?
    Josi überlegte, ob sie das Adressbuch offen gelassen hatte, die Seite mit Roberts neuer Adresse. – Und wenn nicht? Sie fing wieder an zu weinen. Die Tränen liefen einfach.
    Das hatte sie nun davon, dass sie Robert nie treffen wollte, sich immer eine Ausrede hatte einfallen lassen, obwohl Mama ihr mehrmals mitgeteilt hatte, dass Robert immer nach ihr frage und sich sehr freuen würde, sie einmal wiederzusehen. Nun hatte sie ihre Strafe, weil sie insgeheim froh gewesen war, als Robert in dieandere Familie ging, endlich weg war und nichts mehr durcheinanderbringen konnte.
    »Hör gefälligst auf zu heulen und tu was!«, schnauzte sie sich an und erschrak vor ihrer eigenen Stimme. Sie versuchte, klar zu denken, sich vorzustellen, was Thomas in ihrer Situation tun würde, aber so weit reichte ihr Vorstellungsvermögen nicht. Ob er schon in U-Haft war?
    Sie schmeckte Talg im Hals, von dem Puder, und Angst. Sie hatte Angst vor Robert! War es das, was er wollte? Dass endlich mal jemand Angst vor ihm hatte? Dabei hatte sie seine Angst nie ausgenutzt. Warum war er nur so aggressiv und ließ sie dafür büßen, was man ihm angetan hatte?
    Josi versuchte sich zu

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