Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Luegenbeichte

Luegenbeichte

Titel: Luegenbeichte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beate Doelling
Vom Netzwerk:
erinnern, was ihn so wütend gemacht haben könnte. Dass sie Lou erwähnt hatte? Aber er war doch wegen seinen Computern ausgeflippt, nicht wegen ihr.
    Doch. Auch wegen ihr. Er hatte sie beobachtet, am Samstag, als Max da war. Er musste also im Garten gewesen sein, hinten, beim Baumhaus, und von da aus ins Fenster geguckt haben. Ob der alte Mann mit der Glatze auch dabei gewesen war? Vielleicht war das ein Spanner und Robert wollte ihm was zeigen. Vielleicht waren sie schon öfter da. Manchmal hatte sie so ein Gefühl gehabt, als würde sie beobachtet. Da war also tatsächlich jemand gewesen! Wie widerlich!
    Sie schauderte. Aber aus der Entfernung konnte man nicht viel erkennen und aufs Bett konnte man auch nicht sehen.
    Max und sie. Maxi. Wie kam Robert nur auf diesen bescheuerten Namen. Niemals würde Josi Max so nennen!
    Die Grübelei nützte ihr gar nichts, ihr wurde nur schwindlig davon und übel. Robert hatte sie als Schlange beschimpft, gesagt, sie sei genauso verdorben wie Marina und seine Mutter. Sie sollte Buße tun, um wieder auf den rechten Weg zu kommen. Wie kam er auf so einen Schwachsinn? Ob Robert schizophren war? Er hatte in verschiedenen Stimmlagen mit ihr gesprochen, als wären es verschiedene Personen gewesen. So was nannte man doch Schizophrenie, oder?
    Sie durfte nicht weiter darüber nachdenken, die Angst lähmte sie nur noch mehr. Sie musste vorwärts denken, irgendwas finden, was sie hier rausbrachte.
    Was war mit der Alarmanlage? Wie konnte sie die Alarmanlage aktivieren? Thomas hatte auch eine Alarmanlage – hatte er sie nicht auch einmal aus Versehen ausgelöst? Wie war das noch mal passiert?
    Plötzlich sprang etwas aus der halb geöffneten Schranktür heraus und klackerte und kullerte über den Steinboden. Es dauerte eine Weile, bis Josi begriff: ein Tischtennisball. Er rollte auf sie zu, sie schoss ihn mit Schwung weg. Er flog gegen die Wand und kullerte schräg unter den Kleiderschrank, prallte ab und kam zurück.
    Wovon war er so schnell abgeprallt? Josi bückte sich und sah zwei Schuhkartons unter dem Kleiderschrank. Sie musste sich auf den Bauch legen, um an sie heranzukommen. Sie zog die erste Schachtel heraus, öffnete sie – und sah einen roten Schuh. Sieöffnete die zweite Schachtel. Dann brauchte sie eine Weile, bis sie verstand, was sie da vor sich hatte. Und als sie es verstand, öffnete sie noch mal den ersten Karton: Einer von Marinas roten Riemchenstöckelschuhen lag in dem Karton – aber ohne Absatz. Nur – und die Erkenntnis sickerte jetzt langsam zu ihr durch – war es nicht Marinas Schuh, sondern Lilli Sanders. Der Schuh der Toten, von dem Lou den anderen mitgebracht hatte, ohne Absatz! Es schnürte ihr die Kehle zu, sie konnte kaum atmen. Der andere Karton war voll mit Absätzen, genau solche, wie sie in Lous Detektivkoffer auch gefunden hatte – abgesägte Absätze von High Heels.
    Ihre Gehirnsynapsen sprühten Funken, so schnell versuchte sie, logisch zu denken, um sich einen Reim auf alles zu machen. Der alte Mann, der Lou entführt hatte, war auch Lillis Mörder! Er wohnte hier im Haus! Was, wenn er gar nicht auf Weltreise war, sondern hier irgendwo herumspukte und wusste, was sie inzwischen über ihn wusste …
22:31
    Der kleine Spatz – er hatte auf der Straße gelegen, Flaum auf dem Kopf und immer am Piepen. Sie hatten ihn mitgenommen. Robert hatte ihn nach Hause getragen, behutsam, in den Händen. Zu Hause hatten sie ihm ein Nest in einem Schuhkarton gebaut und den Rest des Tages mit Fliegen und Mücken gefüttert, selbst gefangenen. Sie hatten auch Käfer gesucht, Kellerasseln, und sogar eine Raupe gefunden. Alles hatteder kleine Piepmatz gierig geschluckt. Als sie am nächsten Morgen nach ihm sahen, war er tot. Der Magen war aus seinem Schnabel gestülpt und lag vor ihm, schwer und voll wie ein Fischernetz.
    Warum dachte sie jetzt daran? Den Anblick hatte sie all die Jahre verdrängt, aber jetzt stülpte er sich über sie wie der übervolle Magen aus dem kleinen Schnabel vom Piepmatz.
    Ihre Zähne klapperten. Es war plötzlich eiskalt in dem Raum, als säße sie in einer Tiefkühltruhe. Der alte Mann müsste nur kommen und den Deckel zumachen, dann wäre er sie los. Sie sprang auf, holte tief Luft, trat auf den Tischtennisball. Wo ein Tischtennisball war, mussten auch Tischtennisschläger sein!
    Josi fand auch welche, unter der Tasche mit der Tauchausrüstung. Sie nahm einen Schläger, hielt ihn an der Schlagfläche, ging zum Fenster und knallte den

Weitere Kostenlose Bücher