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Lukas und die gestohlene Weihnacht

Lukas und die gestohlene Weihnacht

Titel: Lukas und die gestohlene Weihnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Seitz
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eine Decke über die Geschwister und die Pferde setzten die Kutsche in Fahrt. Ihre Hufe klapperten über die Pflastersteine der Straßen und das monotone Rollen der Kutschenräder hallte laut von den stillen Häuserwänden wider. Rebekka überlegte, wo sie den Namen Wichern schon einmal gehört hatte, doch sie wurde vom Schlaf übermannt, ehe sie einen klaren Gedanken fassen konnte.

    Am nächsten Morgen erwachte Rebekka und war allein. Sie rief nach Lukas, doch niemand antwortete. Als sie aufstand, sah sie, dass sie sich in einem großen Raum mit zahlreichen leer stehenden Betten befand. Die Wände waren verputzt und von großen Balken durchzogen, die das Gerüst des Hauses bildeten. Die Decke stand niedrig und war ebenso von Balken gesäumt, so dass sich Rebekka ihren Kopf anschlug. Sie ging zur Tür und trat in einen weiteren Raum ein, in dem viele Kinder waren. In der Ecke stand ein Herd, an dem eine dicke Frau stand und kochte. Es roch herrlich nach gekochtem Hühnerfleisch und leckeren Gewürzen. Rebekka hatte einen Bärenhunger. Einige der Kinder spielten mit Holzfiguren auf dem Boden. Wieder andere saßen am Tisch, einige schrieben etwas und manche bastelten mit Tannenzweigen und bunten Fäden weihnachtliche Dekorationen.

    „Bekki! Endlich bist du auch mal wach!“, hörte sie Lukas rufen. Ihr fiel ein Stein vom Herzen, als ihr Blick auf Lukas traf. Ihr Bruder war wohlauf.

    „Wo sind wir hier, Lukas? Wo ist der Mann, der uns hierher gebracht hat?“
    „Wir sind auf so ner Art Bauernhof. Rauhes Haus heißt das hier. Herr Wichern kommt gleich. Er ist der Lehrer hier und das hier ist eine Art Heim für arme Kinder. Sind alle ziemlich cool hier. Aber wunder’ dich nicht, wenn sie dich anstarren. Du glaubst nicht, wie sehr sie über meine Jeanshose gestaunt haben. Als käme ich von einem anderen Planeten Was gar nicht mal so falsch ist, wenn ich genauer darüber nachdenke …“
    „Scheinbar gab es noch keine Jeanshosen in der Zeit, wo wir jetzt sind“, meinte Rebekka.
    „Du meinst, wann wir sind. Wir sind in der Nähe von Hamburg, in so ´nem Kaff.“
    „Lukas, weißt du, in welche Zeit uns die Schneekugel gebracht hat?“
    „1839. Heute ist der 21. November 1839. Du glaubst nicht, wie Herr Wichern staunte, als er festgestellt hat, dass ich lesen kann. Die meisten Kinder hier lernen das erst.“
    „Er weiß wohl auch nicht, wer wir sind, oder Lukas?“, fragte Rebekka und hoffte, Lukas hatte nicht zu viel ausgeplaudert.
    „Nein. Ich habe ihm nichts gesagt. Er hat mir nur erzählt, dass er uns gestern Abend hierher gebracht hat. Er fragte, ob du in Trauer wärst, weil du nur schwarze Kleidung trägst. Ich sagte ihm, unser Opa sei gestorben. Sicher ist sicher.“
    „Das war gut so. Ich bin stolz auf dich!“
    „Aber Rebekka, was machen wir hier? Wieso hat uns die Kugel hierher gebracht? Welchen Weihnachtsbrauch gibt es hier?“
    „Das müssen wir noch herausfinden. Ich habe da so eine Vermutung. Ich möchte das aber noch für mich behalten. Lass uns erst einmal abwarten und sehen, wer diese Menschen hier sind und was sie machen.“

    Nach einem leckeren Mittagessen sprach Herr Wichern mit den Kindern. Lukas erzählte ihm, wer sie waren. Rebekka befürchtete, Herr Wichern würde ihnen nicht glauben und da die Schneekugel 1839 noch nicht erfunden war, verbarg sie sie vor ihm. Tatsächlich sagte Herr Wichern weder, dass er ihnen glaubte noch dass er es nicht tat. Außer dass sie aus der Zukunft waren, erzählten sie nichts. Herr Wichern ließ ihre Geschichte unkommentiert stehen und erzählte ihnen dagegen von sich selbst:

    „Mein voller Name ist Johann Hinrich Wichern. Ich war früher Lehrer im Hamburger Vorort St. Georg. Dort sah ich, wie viel Leid und Elend es bei den Kindern gab. Dank meines Freundes Sieveking war es mir möglich, dieses Haus hier zu kaufen, und seit einigen Jahren nehmen wir hier Kinder auf. Wir geben ihnen zu essen, bieten ihnen saubere Lebensbedingungen und lehren sie Lesen, Schreiben und Rechnen. Und gestern am späten Nachmittag entdeckte ich Euch am Straßenrand kauern, halb nackt und halb erfroren. Nun seid Ihr hier und obwohl ich nicht weiß, ob ich Euch glauben kann, seid Ihr hier herzlich willkommen. Übrigens, die Glaskugel in deiner Tasche darfst du ruhig behalten. Ich nehme Euch nichts weg. Ein tolles Spielzeug ist das, es scheint darin zu schneien, wenn man sie schüttelt. Sie war dir auf dem Weg hierher herausgefallen, ich habe sie wieder in deine Tasche

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