Lukes Verwandlung (German Edition)
herkamen waren ein wenig abartig. Doch die Meisten waren zumindest so klug, ihre geheimen Wünsche nicht im ganzen Haus bekannt zu machen. Und darum war Lilli froh, sich da nicht einmischen zu müssen. Allerdings war kaum zu überhören, dass Banks Ärger machte. Und als Madam Valerie versuchte, sich zu Kittys Zimmer Einlass zu verschaffen, musste sie ihren Türsteher um Hilfe bitten. Doch bis der die Tür aufbrach, hatte sich Banks schon ausgetobt. Kittys Verweigerung hatte ihn so aufgebracht, dass er die Schwangere aufs Übelste verprügelt hatte. Noch ehe Banks auf der Straße landete, setzten bei Kitty viel zu früh die Wehen ein.
Die Geburt eines kleinen Jungen brachte Molly eine ganze Menge Mehrarbeit ein. Da das Baby noch nicht erwartet worden war, fielen die schnell herbeigeschafften Dinge eher ein wenig provisorisch aus. Und Molly wurde mit der Pflege eines Säuglings betraut, obwohl sie keine Erfahrung mit so einer Aufgabe hatte. Aber der brutale Übergriff auf Kitty ließ es kaum zu, dass sie sich selbst um ihr Baby kümmerte und die anderen jungen Frauen mussten weiter ihrer Arbeit nachgehen.
Ein Gutes hatte die Sache wenigstens. Sich um ein Baby zu kümmern, es in den Armen zu wiegen, bestärkte Molly in ihrem Vorhaben, sich einen Mann zu suchen, mit dem sie eine eigene Familie gründen konnte. Sich dort ein neues Leben aufzubauen, wo sie willkommen sein würde, verlor den letzten kleinen Schrecken, wenn die Aussichten so ein kleines zartes Wesen sein würde.
Angesichts des süßen hilflosen Babys, konnte Molly auch kaum verstehen, warum Kitty ihrem Sohn so wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ. Sie tat kaum mehr, als ihn zu stillen und war dann wieder froh, wenn Molly ihn nahm. Lehnte Kitty den Kleinen ab, weil der mögliche Erzeuger des Babys sie so misshandelt hatte? Molly hoffte, dass es nicht so sein würde. Was konnte ein Kind schließlich für seine Existenz.
Zum Glück stellte Molly schnell fest, dass Kittys mangelndes Interesse nur daher rührte, dass sie sich bemühte, so schnell als nur möglich wieder präsentabel auszusehen. Banks hatte ihr versprochen sie nach der Geburt zu heiraten, und diesem Versprechen fieberte sie trotz allem entgegen. Eine sinnlose Hoffnung, die schnell zerstört wurde. Versteckte Drohungen und kleine Zwischenfälle störten schon bald den Ablauf des Bordellalltags.
Die Botschaft war deutlich. Ein Wort über Banks Verbindung zu Kitty, oder gar darüber, dass er der Vater eines Babys sein könnte, das eine Prostituierte geboren hatte, und Madam Valerie konnte ihr Geschäft schließen. Die Prügelattacke fand bei dieser Warnung nicht einmal als ein Halbsatz eine Erwähnung.
Der Vater von Kittys einstigem Stammkunden hatte all seinen Einfluss spielen lassen, um seinen Sohn an die Kandare zu nehmen. Ein Skandal, oder auch nur eine Erwähnung einer solchen Sache würde Ronald Banks nicht dulden. Und um die ganze Angelegenheit unter den Teppich zu kehren, hatte er alle legalen und illegalen Mittel ausgeschöpft. Doch so ein massives Vorgehen blieb nicht ganz unentdeckt, und die Presse begann unangenehme Fragen zu stellen.
Zeugen waren eine hässliche Sache für einen sich anbahnenden Skandal, was Ronald Banks politische Ambitionen gehörig durcheinander bringen konnte. Und aus diesem Grund würde es keine Zeugen dafür geben, was sich sein stumpfsinniger Sohn in den letzten Monaten geleistet hatte.
* * *
Für Molly stand der Tag ihrer Abreise nun fest, denn zu ihrem Glück hatte sich schnell Ersatz für sie gefunden. Ihre Reisetasche war schon seit Tagen gepackt und die Fahrkarte für den Zug, der sie ein gutes Stück nach Westen bringen würde, hatte sie eben gekauft. Jetzt musste sie sich nur noch von den Menschen verabschieden, die sie immer freundlich behandelt hatten. Denn schon in wenigen Stunden würde sie ihr bisheriges Leben hinter sich lassen und sich in ein unbekanntes Abenteuer stürzen.
Das Haus war ruhig, jetzt um die Mittagszeit, wo die Mädchen noch nicht auf Kunden warteten. Wahrscheinlich waren einige noch nicht einmal aufgestanden. Aber von denen, von denen sie sich nicht verabschieden konnte, würde sie zumindest in Gedanken Abschied nehmen. Madam Valerie würde jedoch erwarten, dass sie sie weckte, wenn sie noch schlief. Aber bevor Molly ihre bald schon ehemalige Chefin störte, wollte sie ein letztes Mal nach Kitty und dem Baby sehen. Sie hatte dieses kleine Wesen liebgewonnen, das sie darin bestärkt hatte, ihre eigene Familie haben zu wollen,
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