Lukes Verwandlung (German Edition)
seine Peitsche von dem Gelenk seines Gegners und wickelte diese in aller Seelenruhe wieder zusammen, während er sich den Männern entgegen stellte.
Dass man sie nur mit einer Peitsche um ihren Auftrag bringen wollte, brachte die Fremden zum Lachen.
„Sie hätten sich nicht einmischen sollen, Mister. Jetzt gehören Sie auch zu denen, die wir ausschalten müssen.“
„Das glaube ich nicht, Leute“, widersprach Luke unbeeindruckt. „Auf euch dürften inzwischen ein gutes Dutzend Gewehre zielen. Aber wenn ihr euer Glück versuchen wollt, bitte. Ich habe kein Problem damit, dem Sheriff anstatt lebender Gefangener, ein paar tote Mörder zu übergeben.“
„Wir haben Ihrer Kleinen doch gar nichts getan“, schwenkte einer in dieser Situation sofort von seinem Kurs ab. Er hatte aus dem Augenwinkel einige Cowboys entdeckt, die mit gezogenen Schusswaffen näherkamen.
„Seltsam, Jungs“, blieb Luke fast freundlich, auch wenn die Kälte in seiner Stimme einen Ozean hätte einfrieren können. „Wenn jemand eine Waffe auf meine Frau richtet, dann sehe ich das als Mordversuch an.“
„War nicht unsere Idee. Banks ist der Drahtzieher“, behauptete der, der seinen Auftraggeber ohne mit der Wimper zu zucken erschossen hatte.
Luke war nicht so dumm, diese Behauptung zu schlucken.
„Scheint ein seltsamer Job zu sein, wenn sich der Boss dabei gleich mit umbringen lässt.“
„Der da war nicht unser Boss, Mister. Der Kerl hat ja nicht mal alle Kerzen im Leuchter.“
„Hatte“, korrigierte Luke diese Verteidigungsrede trocken.
„Von mir aus“, stimmte der Sprecher zu. „Aber der Typ hatte wirklich nicht mehr alle beisammen. Wir wollten nur dafür sorgen, dass diese Aktion zu einem sauberen Abschluss kommt.“
„Mit sauber meint ihr wohl keine Zeugen“, vermutete Luke ganz richtig. „Pech, Jungs, eure Zeugen haben sich in den letzten Minuten verzehnfacht.“
Diese Aussicht hörte sich nicht rosig an. Aber einen Deal konnte man vielleicht doch noch einfädeln.
„Was halten Sie davon, Mister, wenn wir die ganze Sache einfach vergessen? Das erspart uns allen eine Menge Unannehmlichkeiten.“
„Ich habe keine Unannehmlichkeiten.“
„Würde ich aber so nicht sagen, Mister“, lächelte der Sprecher der beiden Ganoven boshaft. „Eine Hure als Frau zu haben, wirft kein blütenreines Licht auf den anständigen Ruf eines Mannes.“
Luke befürchtete, dass diese Beschuldigung Melissa traf. Aber er sah sich nicht nach ihr um, als er seine Entgegnung formulierte.
„Ich gebe nichts auf die Meinung anderer. Meine Frau ist niemanden Rechenschaft über ihr Leben schuldig. Weder mir, noch euch, noch einem anderen.“
Damit sah Luke das Gespräch als beendet an. Er schnippe mit den Fingern, und wenige Augenblicke später begannen seine Cowboys, die mittlerweile mit ihren Schießeisen in Hörweite warteten, schon damit, die Eindringlinge dingfest zu machen und ihren verletzten Freund zu versorgen. Lukes Priorität lag, oder besser gesagt stand, in einer anderen Richtung. Er musste sich um Melissa kümmern, die vor Schock über die Geschehnisse auf ihrem Platz regelrecht erstarrt war.
Aber bevor er sich ihr widmen konnte, fiel ihm noch etwas ein, dem er auf den Grund gehen musste. Er wandte sich erneut an die Männer, die hier absolut nichts zu suchen hatten.
„Wer bezahlt euch für eure Dienste?“
Die Frage war klar, doch die Antwort sagte ihm persönlich nichts. Er kannte keinen Senator Banks, aber es war ihm wichtig, den Drahtzieher mit Namen zu kennen. Und wenn noch einmal jemand einen Anschlag auf seine Frau verüben wollte, wusste er, wen er dafür verantwortlich zu machen hatte.
Den Schuss zu hören, als er schon in Sichtweite der Ranch war, hatte ihm das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und es hatte ihn selbst erstaunt, wie cool er damit umgegangen war, dass jemand Melissa bedrohte. Einen Teil des Gespräches mitanzuhören, hatte ihm in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet.
Er hatte seine süße Frau wirklich in der letzten Nacht entjungfert, da Johnny ganz offensichtlich nicht ihr Sohn war. Das hatte er zumindest ihren Worten entnommen. Und alles andere, was zu dieser Situation geführt hatte, würde sie ihm sicher dann erzählen, wenn sie sich von dieser Bedrohung auf ihr Leben erholt hatte. Aber er würde sie nicht drängen, da unschwer zu erkennen war, dass die vergangenen Ereignisse ein Trauma für sie waren. Und nicht nur für sie, wie er sich eingestehen musste.
Auf Melissa zuzugehen
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