Lukes Verwandlung (German Edition)
brachte ihn noch nicht so weit, sie auch in den Arm zu nehmen. Sie wollte es nicht zulassen, bevor sie sich nicht gegen die Vorwürfe der Männer verteidigt hatte.
„Es ist nicht wahr, Luke“, rang sie ihre zitternden Hände. „Glaub mir, Luke, ich bin keine Hure.“
Warum sie gerade diese Aussage kommentieren musste, wusste Luke nicht. Aber er vermutete, dass es sie davon abhielt, auf den Toten am Boden zu blicken, und daran zu denken, wie knapp sie demselben Schicksal entgangen war.
Wenn sie also jetzt mit seinen Leuten als Zeugen darüber sprechen wollte, sollte sie das mit seinem Segen ruhig tun. Vielleicht würde es sie ja aus ihrem Schockzustand befreien, wenn er sie ein wenig anstachelte.
„Nicht? Schade! Es hätte mir gefallen, wenn du diese schüchterne Jungfrauennummer jede Nacht gespielt hättest.“
Irgendein Idiot lachte unterdrückt, aber Luke überhörte es. Er blickte in Melissas verwirrte Augen und baute die Geschichte noch ein bisschen aus.
„Dann muss ich mich wohl daran gewöhnen, dass du nur das mit mir machst, was ich dir vorher beigebracht habe.“
Jetzt wurde das Lachen nicht mehr unterdrückt, und Luke rechnete damit, dass wieder einmal einer seinen Senf dazugeben würde. Eine Annahme, mit der er richtig lag.
„Hey, Boss, passen Sie bloß auf, dass Sie keinen Fehler dabei machen. Das kommt nämlich alles zu Ihnen zurück.“
„Na, das hoffe ich doch“, scherzte Luke.
„Luke?“
Melissa verstand weder seine, noch die Heiterkeit der Cowboys. Die Unsicherheit, die sie spürte, wollte einfach nicht weichen. Zumindest solange nicht, bis Luke ihren Widerstand überwand, und sie in seine Arme riss.
„Lass dich nie wieder von einer Waffe bedrohen, Melissa“, befahl er ihr grob, um seiner mühsam unterdrückte Angst um sie herzuwerden. Und dann folgte schon der nächste Befehl, um diese Wort wieder vergessen zu machen. „Und jetzt küss mich endlich, Süße.“
Luke wartete nicht darauf, dass Melissa dieser Aufforderung nachkam, sondern senkte seinen Mund selbst auf ihre Lippen. Das Johlen und die Pfiffe der Cowboys störten die beiden nicht, die nur mit sich selbst beschäftigt waren.
Epilog
Das neugeborene Baby sah aus wie ein kleines Kätzchen. Aber das war nicht der Grund, warum es Kitty heißen sollte. Luke hatte diesen Namen vorgeschlagen weil er wusste, dass Melissa das gefallen würde. Und weil er der Frau, die er nie kennengelernt hatte, auf diese Weise danken wollte.
Sie hatte ihm seinen ältesten Sohn geboren. Und Johnny war mehr, als ein Vater sich wünschen konnte. Es war jetzt schon zu erkennen, dass er ein Rancher mit Leib und Seele werden würde. Und Luke hoffte, dass er einmal ganz in seine Fußstapfen trat, und die L-Ranch übernahm.
Obwohl Johnny nicht sein eigen Fleisch und Blut war, stand er seinem Herzen doch um vieles näher, als alle seine anderen Kinder. Außer vielleicht dieses neue kleine Wesen, dass sein Herz genauso erobern würde, wie seine Frau es von Anfang an getan hatte.
„Ich hab dir doch gleich gesagt, dass es dieses Mal ein Mädchen wird“, flüsterte Luke seiner erschöpften Frau zu und küsste sie auf die Stirn.
Die frischgebackene Mutter blinzelte müde, rang sich aber dennoch zu ein paar Worten durch.
„Weil du jetzt genügend Söhne hast, um auf so einen Schatz aufzupassen?“
Luke erinnerte sich daran, genau dieses Argument bei seinen Cowboys vorgeschoben zu haben, als sie sich darüber lustig machten, dass sein erstes Kind nur ein Sohn war. Und er konnte sich auch noch gut daran erinnern, dass dieses Gespräch an seinem Hochzeitstag stattgefunden hatte. Der Gedanke bracht ihn zum Lächeln.
Wärme strahlte aus Lukes Augen, als er ganz zart die Lippen seiner Liebsten küsste. „Das war mein Plan, Süße.“
ENDE
Anmerkung der Autorin
Wer sich darüber wundert, dass ich in dieser Geschichte einer unverheirateten Frau, die nie ein Kind geboren hat, die Rolle einer stillenden Mutter zugedacht habe, dem sei gesagt, dass meine Erklärung dafür den Tatsache entspricht.
Meine Tochter hat bei ihrer medizinischen Ausbildung genau das einmal mit nach Hause gebracht. Jede Frau kann ein Kind stillen, wenn sie die Geduld hat, es einige Male auszuprobieren.
Bei meinen Lesern, die meine Art Geschichten zu erzählen mögen, bedanke ich mich ganz herzlich für ihr Interesse.
Vielen Dank, dass Sie diese Geschichte gelesen haben.
Natascha Artmann
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