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Lulu

Lulu

Titel: Lulu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Wedekind
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aufrichtend)
    Helfen Sie mir doch!
    RODRIGO (eilt herbei und stützt sie)
    Dabei seid ihr dort sicherer vor der Polizei als auf dem hohen Turmseil!
    DIE GESCHWITZ
    Er will Sie nämlich heute nachmittag allein mit ihr reisen lassen.
    SCHIGOLCH
    Er leidet wohl noch an seinen Frostbeulen!
    RODRIGO
    Verlangt ihr denn von mir, dass ich in meinem neuen Engagement in Schlafrock und Pantoffeln debütiere?
    SCHIGOLCH
    Hm – die Schwester Theophila wäre auch nicht so prompt gen Himmel gefahren, wenn sie sich für unsere Patientin nicht so liebevoll erwärmt hätte.
    RODRIGO
    Wenn einer den Honigmond bei ihr abzudienen hat, wird sie sich noch ganz anders zur Geltung bringen. Es kann ihr jedenfalls nicht schaden, wenn sie sich vorher noch etwas auslüftet.
    ALWA (eine Brieftasche in der Hand, zur Geschwitz, die auf eine Stuhllehne gestützt am Mitteltisch steht)
    Diese Tasche enthält zehntausend Mark.
    DIE GESCHWITZ
    Ich danke, nein.
    ALWA
    Ich bitte Sie, sie zu nehmen.
    DIE GESCHWITZ (zu Schigolch)
    Kommen Sie doch endlich!
    SCHIGOLCH
    Geduld, mein Fräulein. Es ist ja nur der Katzensprung über die Spitalstraße. – In fünf Minuten bin ich mit ihr hier.
    ALWA
    Sie bringen sie her?
    SCHIGOLCH
    Ich bringe sie her. – Oder fürchten Sie für Ihre Gesundheit?
    ALWA
    Das sehen Sie doch, dass ich nichts fürchte.
    RODRIGO
    Der Herr Doktor ist nach dem letzten Drahtbericht auf der Reise nach Konstantinopel begriffen, um seinen »Erdgeist« von Haremsdamen und Eunuchen vor dem Sultan zur Aufführung bringen zu lassen.
    ALWA (die Mitteltür unter der Galerie öffnend)
    Sie gehen hier näher.
    (Schigolch und die Gräfin Geschwitz verlassen den Saal. Alwa verschließt die Türe hinter ihnen.)
    RODRIGO
    Sie wollten der verrückten Rakete noch Geld geben.
    ALWA
    Was geht Sie das an?!
    RODRIGO
    Mich honoriert man wie einen Lampenputzer, obschon ich sämtliche Schwestern im Spital habe demoralisieren müssen. Dann kamen die Herren Assistenzärzte und Geheimräte an die Reihe. Und dann …
    ALWA
    Wollen Sie mir im Ernste weismachen, dass sich die Geheimräte durch Sie haben beeinflussen lassen?
    RODRIGO
    Mit dem Gelde, das mich diese Herren gekostet haben, könnte ich in Amerika Präsident der Vereinigten Staaten werden.
    ALWA
    Fräulein von Geschwitz hat Ihnen doch jeden Pfennig, den Sie ausgegeben haben, zurückerstattet. Soviel ich weiß, beziehen Sie außerdem noch ein monatliches Salär von fünfhundert Mark von ihr. Es fällt einem manchmal ziemlich schwer, an Ihre Liebe zu der unglücklichen Mörderin zu glauben. Wenn ich eben Fräulein von Geschwitz darum bat, meine Hilfe anzunehmen, so geschah es gewiss nicht, um Ihre unersättliche Goldgier aufzustacheln. Die Bewunderung, die ich vor Fräulein von Geschwitz in dieser Sache hegen gelernt, empfinde ich Ihnen gegenüber noch lange nicht. Es ist mir überhaupt unklar, was Sie an mich für Ansprüche geltend machen. Dass Sie zufällig bei der Ermordung meines Vaters zugegen waren, hat zwischen Ihnen und mir noch nicht die geringsten verwandtschaftlichen Bande geschaffen. Dagegen bin ich fest davon überzeugt, dass Sie, wenn Ihnen das heroische Unternehmen der Gräfin Geschwitz nicht zugute gekommen wäre, heute ohne einen Pfennig irgendwo betrunken im Rinnstein lägen.
    RODRIGO
    Und wissen Sie, was aus Ihnen geworden wäre, wenn Sie das Käseblatt, das Ihr Vater redigierte, nicht um zwei Millionen veräußert hätten? – Sie hätten sich mit dem ausgemergeltsten Ballettmädchen zusammengetan und wären heute Stallknecht im Zirkus Humpelmeier. Was arbeiten Sie denn? – Sie haben ein Schauerdrama geschrieben, in dem die Waden meiner Braut die beiden Hauptfiguren sind und das kein Hoftheater zur Aufführung bringt. Sie Nachtjacke Sie! Sie Schnodderlumpen! Ich habe auf diesem Brustkasten noch vor zwei Jahren zwei gesattelte Kavalleriepferde balanciert. Wie das jetzt mit der Plauze werden soll, ist mir allerdings rätselhaft. Die Ausländerinnen bekommen einen schönen Begriff von der deutschen Kunst, wenn sie mir bei jedem Kilo Mehrgewicht den Schweiß aus den Trikots perlen sehen. Ich werde den ganzen Zuschauerraum verpesten mit meiner Ausdünstung.
    ALWA
    Sie sind ein Waschlappen.
    RODRIGO
    Wollte Gott, Sie hätten recht! Oder wollten Sie mich vielleicht beleidigen? – Dann setze ich Ihnen die Fußspitze unter die Kinnlade, dass Ihnen Ihre Zunge dort drüben an der Tapete spazieren kriecht.
    ALWA
    Versuchen Sie das doch!
    (Tritte und Stimmen werden von außen

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