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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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ansprechend erschienen war. Mein
Oberkörper fühlte sich an, als wäre er in eine Schraubzwinge gepresst, während
mein Unterleib mir irgendwie nackt erschien.
    Ich
nahm vor dem mannshohen Spiegel an meiner Kleiderschranktür Aufstellung, aus
dem meine smaragdgrünen Augen mir ein wenig selbstspöttisch entgegenblitzten.
Zu meiner eigenen Überraschung saß das Kleid wie angegossen, und es betonte die
Linien und Kurven meines Körpers auf eine geschickte Weise, die mir ein
bisschen Angst machte. Für gewöhnlich pflegte ich die Form meines Körpers unter
überlangen Klamotten zu verstecken.
    Ich
kämmte mein schwarzes, langes Haar, das seidig im Licht der untergehenden Sonne
glänzte und einen krassen Kontrast zu meinem blassen Gesicht darstellte. Ich
schauerte leicht. Die intensiv grüne Iris meiner Augen war von dunklen
Sprenkeln durchsetzt und zusätzlich schwarz umrandet, ein naturgegebener
sinnlicher Blick, der mir nun schmerzhaft bewusst wurde, als mir auffiel, dass
meine Augenfarbe beinahe exakt der meines Kleides glich.
    Ich
sah fremd aus in diesem Aufzug, aber auch … hübsch.
    Hastig
verscheuchte ich diesen Gedanken.
    Ich
trug keinen Schmuck oder Make-up, denn ich besaß weder das eine noch das andere
und legte auch keinen Wert darauf. Vermutlich würde ich die am schlichtesten
angezogene Ballbesucherin sein. Ich lächelte in mich gekehrt. Ja, das war ganz
in meinem Sinne.
    »Ich
glaube, das war eine dumme Idee«, seufzte ich. »So wie ich aussehe, fange ich
mir noch einen Kerl ein …«
    Tatsächlich
hatte das männliche Geschlecht bereits ein gewisses Interesse an mir gezeigt, doch
ich war unnahbar geblieben, so kalt und abweisend wie Eis und so hart und
undurchdringbar wie Stein. Sie stießen mich ab, diese Süßholzraspler und
Möchtegern-Machos, die eine Frau mit Körper suchten anstatt mit Geist und
Seele, und ich hatte nicht vor, mich als Vorzeigeobjekt abstellen zu lassen.
Verliebt gewesen war ich noch kein einziges Mal in meinem Leben, was mir mit
meinen achtzehn Jahren einen nicht unbedingt schmeichelhaften Ruf eingebracht
hatte.
    Liebe
war ein Hollywoodprodukt, nichts weiter. Der Zuckerguss, mit dem man
körperlichen Schmutz schmackhaft zu machen versuchte.
    Ich
öffnete den Schrank und zog eine abgetragene Weste hervor, in die ich mich
hüllte. Nun waren meine weiblichen Vorzüge nicht mehr so offensichtlich. Ich
nickte meinem Konterfei zufrieden zu.
    »Schon
besser.«
    Plötzlich
hörte ich, wie im Flur ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde, und ich
erstarrte mitten in der Bewegung. Es musste wohl doch später sein, als ich
gedacht hatte, denn für gewöhnlich kam mein Vater nicht vor achtzehn Uhr aus
seinem Büro gekrochen.
    Ich
verließ mein Zimmer und nahm im Flur Aufstellung, im selben Moment, als die gebeugte
Gestalt meines Vaters in der Tür erschien, dem die Erschöpfung des
arbeitsreichen Tages deutlich anzusehen war. Er schenkte mir nicht mehr als
einen flüchtigen Blick und ein halbherziges, grüßendes Nicken und steuerte
danach sofort die Küche an, vermutlich, um Wasser für einen Kaffee aufzusetzen.
Ich folgte ihm schweigend und beobachtete ihn eine Weile.
    »Hallo,
Vater«, sagte ich schließlich.
    Er
stand mit dem Rücken zu mir, tief versunken in seiner Aufgabe, die launische
Kaffeemaschine zum Laufen zu bringen. »Bitte nicht jetzt, Laura.« Er sah nicht
einmal von seinem Tun auf. »Ich bin nun wirklich nicht in der Verfassung, um dein
Gequatsche über mich ergehen zu lassen.«
    »Ich
nehme an, du hattest keinen besonders guten Tag?«, tat ich ihm den Gefallen zu
fragen. Das Gespräch über seine Arbeit war mit den Jahren beinahe zu so etwas
wie einem Ritual geworden. Um genau zu sein, war es das einzige Gespräch
zwischen uns, einfach, weil es für meinen Vater nichts anderes als seine Arbeit gab .
    Heftig
schüttelte er den Kopf. »O nein, ganz und gar nicht. Du kannst dir gar nicht
vorstellen, was im Augenblick auf den Straßen los ist. Die reinste Massenwanderung!
Als ich dann endlich im Büro ankam, hatte ich bereits eine halbe Stunde
Verspätung.«
    Gegen
meinen Willen musste ich schmunzeln. »Aber du warst doch ohnehin alleine, und
ganz nebenbei leitest du das Büro.«
    Wieder
ein Kopfschütteln, diesmal deutlich verärgerter Natur. »Bestimmte Arbeitszeiten
haben durchaus ihren Sinn, Laura. Natürlich müsste ich nicht pünktlich sein.
Wenn es danach ginge, könnte ich gleich zu Hause bleiben, aber Geld verdiene
ich damit gewiss keines. Weißt du eigentlich, was

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