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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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Hand auf meine Schulter. Ich war von der
Berührung so überrascht, dass ich einen erschrockenen Aufschrei nicht mehr
vollkommen unterdrücken konnte und wie von der Tarantel gestochen herumfuhr, wobei
ich einen guten Teil meiner Medizin verschüttete.
    »Entschuldige,
ich wollte dich nicht erschrecken«, sagte das unbekannte Mädchen, das wie aus
dem Boden gewachsen neben mir erschienen war. Es wirkte ein wenig peinlich
berührt von meiner heftigen Reaktion, trotzdem lag auf seinen Lippen noch immer
ein leichtes Lächeln. Vielleicht war es festgewachsen.
    »Das
hast du nicht«, brachte ich hervor, nachdem mein Herz aufgehört hatte, Walzer
zu tanzen. »Ich war nur … überrascht.«
    »Verstehe.«
Die andere fuhr sich durch das dunkelblonde Haar. Rasch durchstöberte ich mein
Gedächtnis nach diesem sonnengebräunten Gesicht, wurde jedoch nicht fündig.
    »Kennen
wir uns?«, schlüpfte es mir über die Lippen.
    »Camryn«,
half sie mir auf die Sprünge. »Ich bin in der Parallelklasse.«
    Ich
runzelte die Stirn. »Camryn. Ja, natürlich.« Diesen Namen hörte ich zum ersten
Mal.
    »Bist
du alleine hier?«, fragte sie.
    Ihre
Worte schienen sich wie ein winziger Dolch in meine Magengegend zu bohren.
    »Natürlich
nicht«, kam meine prompte Antwort. »Meine Begleitung wird gleich zurück sein.
Und deine?«
    Ihrem
Sonnenschein-Gesicht konnte ich nicht entnehmen, ob sie mir diese Lüge
abkaufte, denn das in ihren Zügen eingegrabene Lächeln veränderte sich kein
bisschen. »Ebenso. Aber bis es soweit ist, versuche ich, die Langeweile
irgendwie niederzuringen. Außerdem wollte ich dich ein wenig näher kennenlernen,
Laura. Du stehst oft abseits, bist viel alleine, daher dachte ich, du könntest
ein wenig Gesellschaft vertragen.«
    »So,
dachtest du das?«
    »Ich
habe jetzt aber nichts Falsches gesagt, oder?«
    Erst
jetzt wurde ich mir dessen bewusst, wie sehr meine Miene bei ihren letzten
Worten gefroren war. Langsam schüttelte ich den Kopf. »Nein«, erwiderte ich
gedehnt. »Nicht doch.«
    »Du
siehst übrigens fantastisch aus in diesem Kleid«, plapperte Camryn los, als hätte
ich ihr gerade den Startschuss für einen Dauerredewettbewerb erteilt. »Ein ganz
ungewohnter Anblick – du in einem Kleid, meine ich. Einfach, aber
geschmackvoll. Es betont deine Figur. Nur die Schuhe dazu … Nun ja, man kann
nicht immer perfekt sein, nicht wahr? Wir Frauen haben uns ein wenig Nachlässigkeit
in unserer Garderobe schon verdient.« Sie deutete an sich herab und lächelte
Beifall heischend. Ich musterte Camryns teuer aussehende Hochsteckfrisur, ihre
schwarzen Samtpumps und das dazupassende Cocktailkleid, in dessen großzügigen
Ausschnitt ein geschliffener Stein prangte.
    »Jaaaa.
Da hast du irgendwie recht. Wir sind schließlich freie Menschen.«
    »Meine
Rede!«, beteuerte Camryn. »Ich finde es ja beeindruckend, dass du zu diesem
bedeutenden Tag in schlichtem Aufzug erschienen bist. Und ganz ohne jedes
Make-up! Das zeugt von einem riesigen Maß an Selbstbewusstsein. Also, ich für
meinen Teil hätte es nicht gewagt, mich hier ungeschminkt und mit ungemachten
Haaren blicken zu lassen, angesichts all der herausgeputzten, gut aussehenden
Gäste. Wirklich, Hut ab, du musst sehr von dir überzeugt sein. Aber das bist du
sowieso, nicht wahr? Immer wieder, wenn ich dich in der Schule gesehen habe,
habe ich zu mir gesagt: Da geht eine selbstbewusste Frau! Warum sonst würde sie
immer diese scheußlichen, langen Pullover und die zerschlissenen Hosen tragen?«
Sie lachte gackernd. »Aber ich rede und rede und rede, dabei wollte ich dich
eigentlich meinen Freundinnen vorstellen! Sie interessieren sich nämlich alle
ganz brennend für dich!«
    »Irgendwie
bezweifle ich das«, gab ich zurück. Camryns Nähe wurde mir zusehends
unangenehmer. Etwas in ihrem Gehabe störte mich, stieß mich geradezu ab, und
ihr ewiges Geplapper tat mir allmählich in den Ohren weh.
    »Nun
zier dich nicht, Schätzchen, wir beißen nicht, versprochen!«, zwinkerte sie und
griff nach meinem Ellbogen.
    Hastig
zog ich meinen Arm weg. Berührungen waren für mich schon immer ein Tabu
gewesen. »Wenn es denn unbedingt sein muss«, murmelte ich.
    Hatte
sie mich tatsächlich Schätzchen genannt?
    »Siehst
du, sie stehen da drüben, am Buffet.« Gegen meinen Willen griff Camryn zum zweiten
Mal nach mir und zog mich hinter sich her. Dabei winkte sie einer Gruppe von
aufgebrezelten Mädchen zu, die sich am Rande eines großen, wohlgefüllten Buffets
drängten und sich

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