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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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dabei gegenseitig immer wieder etwas zuflüsterten – sofern
man bei der ohrenbetäubenden Musik um uns herum überhaupt flüstern konnte. Dass
sie mir dabei scheele Blicke zuwarfen und dämlich zu kichern begannen, als ich
mich näherte, entging mir selbstverständlich nicht.
    »Ich
glaube, das ist keine so gute Idee«, sagte ich und machte Anstalten, den
Rückzug anzutreten, doch es war bereits zu spät.
    »Hey,
Mädels, darf ich euch meine neue Freundin vorstellen?«, posaunte Camryn heraus.
»Laura kennt ihr doch bereits, nicht wahr?« Und sie legte mir einen
ungewöhnlich schweren Arm um die Schulter. Unvermittelt versteifte ich mich.
    »Natürlich
kennen wir Laura«, gab eines der Mädchen zurück, ohne ihr Kichern einzustellen.
    »Hübsches
Kleid, Laura«, rief eine andere aus.
    »Nein,
hübsche Schuhe«, kommentierte eine Dritte, und die Bande brach in unbändiges Gelächter
aus.
    Unvermittelt
spürte ich, wie mir die Hitze ins Gesicht schoss.
    »Seid
nicht so gemein«, mahnte Camryn, doch auch sie lachte und schnappte nach Luft.
»Laura hat sich für diesen Tag so hübsch herausgeputzt, sie hat euren
Spott wirklich nicht verdient.«
    Das
reizte die Mädchen ringsum zu noch lauterem Gegacker, und mir war, als wäre ich
unter eine Meute Hyänen geraten, denen vor Gier bereits der Sabber im Maul
zusammenlief und die mich jeden Moment in Stücke reißen würden.
    »Wunderbar.
Wir haben uns alle köstlich amüsiert. Wenn ihr euch an mir sattgesehen habt,
kann ich ja wieder gehen.«
    Ich
streifte Camryns Arm ab.
    »Bleib
doch noch ein bisschen!«, bettelte Camryn.
    »Ja,
bleib noch ein bisschen!«, fielen die anderen Hyänen im Chor ein.
    »Du
musst uns unbedingt verraten, welches Make-up du benutzt! Das sieht so …
natürlich aus!«
    Eine
erneute Lachsalve antwortete auf diese Bemerkung.
    »Gut,
das reicht jetzt«, murmelte ich bei mir und wandte mich um. Dabei rannte ich
ungeschickt in Camryn, die genau hinter mir gestanden war, und entleerte mein
Weinglas auf meinem (für meine Begriffe) sündteuren Kleid. Klebrig und kühl
sickerte der Rotwein in meinen Ausschnitt und saugte meinen BH voll.
    »Oooohhh«,
kam es von allen Seiten.
    »Was
hast du nur angerichtet, Laura!«
    »Nun
wirst du niemals zur Ballkönigin gewählt werden!«
    »Du
hättest wirklich etwas besser aufpassen müssen«, sagte Camryn mit ihrem
synthetischen Lächeln auf den wohlgeformten, geschminkten Lippen. In ihren
Augen blitzte der Hohn.
    Mit
einem Mal drückten heiße Tränen gegen die Innenseite meiner Augen. Ich wollte
sprechen, doch der Zorn erstickte meine Stimme.
    »Was
dachtest du denn?«, fragte eine Platinblonde und funkelte mich herausfordernd
an. »Dass wir zur Feier des Tages dem hässlichen Entlein ein paar Brotkrumen
zuwerfen?« Sie lachte auf. »Du siehst nicht nur aus wie ein Trampeltier, du
bist auch noch genauso dämlich!«
    »Ich
muss sofort hier raus«, stieß ich hervor und stürmte davon. Hinter mir erhob
sich ein neuerlicher Schwall lachender Stimmen, aber ich sah nicht zurück.
    Warum
war ich eigentlich überrascht? Ich hätte ahnen müssen, dass so etwas passieren
würde. Dies war einfach nicht meine Welt. Ich würde niemals hierher gehören,
und nichts, absolut gar nichts konnte etwas daran ändern. Irgendwie fühlte ich
mich sogar erleichtert. Ich hatte versucht, meinem Schicksal einen Riegel
vorzuschieben, aber es war missglückt, und nun konnte ich ruhigen Gewissens
mein altes Leben weiterführen.
    Raschen
Schrittes hielt ich auf den Ausgang zu. Einige der Gäste wichen mir erschrocken
aus, als ich mich rücksichtslos durch die Menge kämpfte, wobei mir nicht wenige
den einen oder anderen Fluch hinterher riefen und wütend die Fäuste schüttelten.
Es war mir gleich.
    Endlich
hatte ich den Ausgang erreicht, und als ich auf das Schulgelände hinauseilte,
peitschte der Regen mir ins glühende Gesicht. Unvermittelt blieb ich stehen und
holte tief Luft, saugte den frischen Sauerstoff in meine Lungen. Ich hatte gar
nicht bemerkt, wie schwer mir das Atmen unter all den Menschen gefallen war.
    Der
Regen hatte mich innerhalb weniger Momente vollständig durchnässt und
verwischte den Fleck auf meinem Kleid, der sich bräunlich wie altes Blut gegen
den Stoff abhob. Rings um mich herum war es vollkommen still – alle Gäste waren
nun im Festsaal. Als ich einen Blick auf meine Armbanduhr warf, wurde mir auch
bewusst, warum: In fünf Minuten würde das Programm des heutigen Abends

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