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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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einen Kuss auf die glühend
heiße Stirn. »Die Welt steht uns offen, und wir haben Zeit, unglaublich viel Zeit .
Wir müssen uns nicht sofort entscheiden.«
    Maria
nickte, Erleichterung zeichnete sich auf ihren Zügen ab. »Hiroshi, ich muss dir
etwas sagen.«
    »Was
denn, mein Engel?«
    Sie
trat einen Schritt von ihm zurück, seine Hände in den ihren haltend, und sah
ihm tief in die Augen. »Meine Periode ist schon lange überfällig. Natürlich
könnte es auch am Stress liegen, doch vielleicht ...«
    Taoyama
ließ sie nicht weiterreden – mit einem Jubelschrei hob er sie in den Himmel
empor und drehte sich lachend mit ihr um die eigene Achse. »Mein Herz, das ist
fantastisch! Wir werden Eltern! Eine Familie!«
    Er
setzte sie zurück auf den Boden und umarmte sie ein weiteres Mal, diesmal lang
und innig. »Dieses Kind ist ein Wunder. Ein Wunder!«
    »Ja,
denn es ist unseres«, erwiderte Maria. Auch auf ihre Lippen hatte sich ein
Lächeln gestohlen.
    Eng
umschlungen verharrten sie, vor Glück beinahe trunken an einem Ort, der für
Jahrzehnte von bösen Erinnerungen geschwängert gewesen war.
     
    »Worüber die sich
wohl so freuen?« Taoyamas lauter Jubelschrei war bis zu uns herübergedrungen
und hatte unser bedrückendes Gespräch über Mike unterbrochen. Ich war froh über
diese Ablenkung, denn nun verschwand endlich dieser starre Ausdruck von Kiros Zügen,
und er wandte den Kopf, um zu dem ungleichen Pärchen zurückzublicken.
    Er
hob die Schultern. »Sie sind am Leben. Ich denke, das ist Grund genug.«
    Ich
deutete ein Lächeln an. »Das ist wahr.«
    »Für
wen sind eigentlich diese hier?«
    Kiro
deutete auf zwei abseits gelegene Grabhügel, die ich aufgeschichtet hatte und
unter denen keine Körper ruhten. Unvermittelt gefror mein Lächeln. Ich
schluckte krampfhaft und kämpfte darum, die aufwallenden Tränen zurückzuhalten.
    »Meine
Eltern.«
    Kiros
Gesicht wurde betroffen, er berührte sacht meine Wange. »Das tut mir leid,
Laura. Deine Eltern sind tot?«
    »Für
mich schon. Hiroshi sagte, die Wohnung meines Vaters sei leer gewesen. Bei
meiner Mutter wird es wohl nicht anders sein. Selbst wenn sie überlebt hätten,
irgendwo, weiß ich, dass sich unsere Wege niemals wieder kreuzen werden. Es ist
besser, ich trauere jetzt um sie und schließe mit diesem Teil meines Lebens ab,
als mein Dasein mit sinnloser Hoffnung zu trüben, die immer weiter und weiter
schwindet und schließlich stirbt.«
    Kiro
schüttelte ernst den Kopf. »Hoffnung ist niemals sinnlos.«
    »Aber
sie tut weh«, gab ich flüsternd zurück.
    Ich
seufzte schwer und ließ mich in Kiros warme, schützende Arme sinken, die so
ganz anders waren als die Andreas´. Vater und Sohn, nach außen hin gleich und
doch grundverschieden. Der Duft seines Körpers, der mich an taufeuchtes Moos
erinnerte, hüllte mich in eine berauschende Wolke, und für diesen kostbaren
Moment dämmte seine Nähe all meine Sorgen aus wie ein Löschhut die Kerzenflamme.
    Meine
Augen suchten den Himmel, der im ersten Rot des Morgens erglühte. Es hatte die
ganze Nacht gedauert, ehe wir alle Gefallenen bestattet oder zumindest
Gedenkplätze für sie errichtet hatten, und nun waren wir müde und erschöpft.
Trotzdem war ich froh, dass Hansen diesen Vorschlag gemacht hatte. Ein Krieg
ist erst dann wirklich vorbei, wenn man seinen Opfern die letzte Ehre erwiesen und
ein paar Tränen für sie vergossen hat.
    Unter
uns lag die Stadt wie ein ohnmächtiger Moloch. Wie viele die Veränderung wohl
überlebt hatten? Ein Drittel der Weltbevölkerung? Weniger? Ich fragte mich, ob
die Menschheit sich jemals wieder von diesem vernichtenden Schlag erholen
würde.
    »Woran
denkst du?«, fragte Kiro, der die Arme von hinten um meine Taille gelegt hatte
und an meiner Schulter vorbei in die Tiefe sah.
    »An
die Zukunft. Glaubst du, die Welt wird jemals wieder völlig werden wie einst?«
    »Das
will ich nicht hoffen«, gab Kiro ernst zurück. »Denn dann hätte sie nichts aus
ihren Fehlern gelernt.«
    Ich
nickte nachdenklich, wandte mich zu dem jungen Mann um. »Küss mich«, verlangte
ich.
    Er
tat es, und ich fühlte, wie mich ein wohliges Glücksgefühl durchströmte. Wir
waren uns in den vergangenen Wochen so oft körperlich nahe gekommen, ohne dass
echtes Gefühl im Spiel gewesen war – waren Opfer von Lug und Trug geworden, von
Intrige. Ich hatte befürchtet, dass die zarte Pflanze der Zuneigung zwischen
uns durch diese Erlebnisse entwurzelt worden wäre, dass nichts auf der Welt sie
wieder

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