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Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition)

Titel: Luna Atra - Der schwarze Mond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Vogltanz
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lasse mich nicht von diesem Ding beeinflussen,
das verspreche ich dir.«
    »Dieses
Risiko können wir nicht eingehen«, beharrte ich.
    »Ich
nehme es.«
    Ein
mir nicht gänzlich unbekannter Mann tastete sich behutsam an uns heran. Die
Hälfte seines Gesichts war von einem blutgetränkten Verband verdeckt, weshalb
ich ihn nicht sofort erkannte, aber als er weitersprach, kam mir sein Name doch
noch in den Sinn: Freudt.
    »Mich
kann das Buch nicht täuschen«, sagte er. »Weder kann ich es lesen noch bin ich
ein Magier. Gebt mir die Chance, meine früheren Fehler wiedergutzumachen, indem
ich dieses Werk des Teufels ein für alle Mal vernichte.«
    »Können
wir ihm vertrauen?«, raunte ich Hansen und Kiro zu.
    Kiro
wiegte nachdenklich den Kopf. »Ich … bin nicht sicher.«
    »Bei
meiner Seele, ich schwöre, dass ich es unschädlich machen werde«, sagte Freudt
energisch.
    »Gib
es ihm«, entschied Hansen. »Ich glaube ihm. Er wird sein Versprechen halten.«
    Freudt
nickte feierlich, als Kiro ihm das Buch in die ausgestreckten Hände drückte.
Damit war es besiegelt.
    »Und
nun?«, fragte der Asiate, der die junge Frau, die ich fast getötet hätte, eng
an sich presste. »Ist es nun zu Ende?«
    Hansen
lächelte. »Ja, Hiroshi. Jetzt ist es zu Ende.«
     
     
     

Epilog
     
    Dem
Himmel sei Dank,
    Die
Gefahr ist vorüber!
    Wohl
bin ich noch krank,
    Doch
das schreckliche Fieber,
    Das
Lebensfieber,
    Ist
glücklich bekämpft,
    Ist
endlich gedämpft. […]
     
    Mich
dürstet nicht mehr
    Nach
den dunklen Wellen,
    Denn
all mein Begehr
    Stillt
jetzt eine Quelle,
    Eine
lautere Quelle.
    Lauter
und sanft
    Mit
weichem Ranft.
     
    An Annie, Edgar Allan Poe

Taoyama wischte
sich den klebrigen Schweiß von der Stirn und legte die Schaufel zur Seite.
Sofort war Maria bei ihm, und er umfing sie mit den Armen und zog sie sanft an
sich; sie tauschten einen innigen Kuss aus. Noch immer schauderte ihm, wenn er
spürte, wie mager sein Engel unter den verdreckten Fetzen war, die von Marias
Kleidung noch übrig waren, aber er verbot sich selbst, Zorn gegenüber Andreas
und seinen Schergen zu empfinden. Sie hatten ihre gerechte Strafe erhalten – letzten
Endes sorgte das Universum eben doch für Balance.
    Wehmütig
schweiften Taoyamas Augen über die frisch aufgeschichteten weißen Steinhaufen,
unter denen teils geliebte Menschen, teils nur Erinnerungen an sie vergraben
waren. Nun waren sie also wieder hier, an jenem Ort, an dem für sie alles
begonnen hatte. Der Kreis schloss sich.
    Sein
Herz zog sich schmerzlich zusammen beim Anblick der anderen, die ebenfalls ihre
Schaufeln weggelegt hatten und mit Trauermiene ihrer Liebsten gedachten. Er
entdeckte Kiro und Laura, die flüsternd vor einem Steinmonument standen, das
deutlich kleiner als die übrigen war und unter dem der von kosmischen Kräften
zerschmetterte Körper von Kiros Bruder ruhte. Obwohl das Gesicht des jungen
Mannes nur eine starre Maske war, ahnte Taoyama, dass Laura ihn gerade über das
Schicksal Michaels aufklärte. Schon bald, so hoffte Taoyama zumindest, würde
der junge Magier Tränen in sich finden, um diesen schweren Verlust zu beweinen.
    Hansen
hatte am härtesten geschuftet, als sie Andreas und Eloin bestattet hatten,
hatte nicht eher ausgeruht, ehe seine beiden alten Freunde friedlich unter der
Erdkruste schlummerten. Dabei hatte er darauf bestanden, sie gemeinsam zu Grabe
zu tragen – nun lagen sie Arm in Arm in der Erde und konnten dort der Ewigkeit
harren. Als Taoyama sich nun umsah, fand er Hansen nicht. Wahrscheinlich besuchte
er weitere alte Freunde, die die Zeit nicht überdauert hatten. Die Last der
Vergangenheit, die er mit sich herumtrug, war groß, denn außer ihm war niemand vom
ursprünglichen Zirkel übriggeblieben.
    Taoyamas
Blick schweifte weiter und fiel auf den rothaarigen Polizisten. Freudt hatte
sich bei der Beisetzung der Gefallenen nicht beteiligt – das war in seinem
Zustand nicht möglich gewesen. Seit Stunden saß er beängstigend knapp am Abhang,
das verhängnisvolle Buch neben sich abgelegt. Er hatte versprochen, es zu
verbrennen, sobald er einen sicheren Ort gefunden hatte. Sein Gesicht war unverwandt
in die Ferne gerichtet, als würde er das Panorama bewundern oder einer inneren
Stimme lauschen. Beide Möglichkeiten waren Taoyama unheimlich, und so wandte er
sich rasch von dem Blinden ab.
    »Was
werden wir nun tun? Wohin sollen wir gehen?«, fragte Maria leise an seinem
Hals.
    »Ich
weiß noch nicht«, gab Taoyama zurück und hauchte ihr

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