Luna-Yoga: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft: Der sanfte Weg zu Fruchtbarkeit und Lebenskraft. Tanz- und Tiefenübungen.
länger lustlos in meinen Salaten herum oder kaute einen ganzen Abend an einer Mohrrübe oder einem Apfel.
Ich glaube nicht, dass Krankheiten eine einzige Ursache haben. Deshalb habe ich auf vielen Ebenen nach Heilung gesucht. Nach zwei Jahren war das carcinoma in situ nicht mehr nachweisbar. Ich hatte viel gelernt – nicht immer nur leicht: Oft war der Weg mühsam, Zweifel kamen auf. Doch war die Erleichterung groß, als der PAP-Abstrich, der mehrmals mit dem Prädikat V bedacht wurde, nach zwei Jahren sogar die allerbeste »Note«, nämlich I, bekam. Lebensmut und Lebensfreude kehrten wieder. Seit damals arbeite ich selbstbestimmt und frei.
Durch die Auseinandersetzung mit meinem Kranksein war ich zum Gesundsein gekommen, hatte begriffen, dass beides zusammengehört. Denn meine spezielle Erkrankung wies mir auch einen speziellen Weg zu meinem Frausein. So entwickelte ich Luna-Yoga.
Wegen meines carcinoma fuhr ich 1981 zu Aviva Steiner nach Israel und begeisterte mich sofort für ihren Ansatz und ihre Methode. Denn als ich bei ihr ankam und meine ersten Stunden bei ihr nahm, hatte ich zuvor mehr als zwei Jahre nicht menstruiert. Nach vier Tagen kam eine Blutung. Das erstaunte und faszinierte mich, ich wollte mehr über diese Bewegungsmuster herausfinden. Bei Aviva Steiner habe ich Übungen gefunden, die Spaß machten. Endlich. Und sie waren eigens für Frauen. Von da an habe ich überall nach Übungen, Bewegungen, Tänzen für Frauen und für die Fruchtbarkeit Ausschau gehalten.
Die unterschiedlichen Rollen von Frau und Mann in den verschiedenen Ländern und Kulturen und der Rückblick in die Geschichte eröffnen neue Ausblicke für unsere eigene Lebensgestaltung. Das Ausprobieren wie auch das Sich-Aneignen anderer Bewegungsformen macht uns freier, gibt uns mehr Möglichkeiten zum Gesundsein zu gelangen.
Die Bewegungskünste in den alten Traditionen weisen häufig einige Gemeinsamkeiten auf – Ausdruck dafür, dass sich der Menschenkörper im Verlauf der Jahrtausende relativ gleich geblieben ist. Auch betonen viele alte Bewegungsschulen das rechte Maß. Dieser Gedanke des Maßhaltens zieht sich über alle Kontinente. Immer wieder wird zudem auf den Wechsel zwischen Anspannung und Entspannung hingewiesen, wird Bezug genommen auf Zyklen und Rhythmen. Und festgelegte Formen wie spontane und impulsive Aktivitäten existieren gleichwertig nebeneinander.
Äste und Zweige des Baums Luna-Yoga, die sich während meiner Reisen bildeten, sind nun nicht immer direkt als diese oder jene Bewegung, dieses oder jenes Ritual aus einer bestimmten Kultur nachweisbar. Viele Ideen strömten indirekt ein, nährten Luna-Yoga von innen heraus. Strukturen gestalteten sich, Formen festigten und verflüssigten sich wieder.
Aus der Vielfalt der Reisemitbringsel möchte ich nur ein paar herausgreifen. Im klassischen Yoga in Indien wird meist noch streng die Disziplin in den Mittelpunkt gestellt. Auch Aviva Steiner in Israel hat ihre Menstruationsgymnastik nach klaren Regeln gegliedert. Unsere westliche Arbeitswelt weist aber schon so viele Normen auf, dass etwas Heilsames eher aus dem offenen Chaos erwachsen kann. Diese Freiheit im Umgang mit alten Traditionen fand ich in den USA und Kanada. Dort konnte ich erleben, wie uralt-ehrwürdige Künste neugierig betrachtet und auf ihre Eignung zur Integration überprüft werden. Das, was guttut, wird übernommen; was nicht bekömmlich ist, lässt man weg. Ohne Skrupel oder Sorge, damit etwas zu verfälschen. »Tradition ist die Weitergabe des Feuers, nicht die Anbetung der Asche«, soll der österreichische Komponist und Dirigent Gustav Mahler (1860–1911) in Wien Anfang des 20. Jahrhunderts seinen Zeitgenossen zugerufen haben, als sie seine modernen Musikdarbietungen kritisierten.
Mit dem Feuer der Begeisterung bleibt die Lebendigkeit erhalten, und das, was dabei entsteht, ist dem heutigen Menschen angemessen. Darin findet sich auch wieder die Forderung nach dem Maß.
Lust an der Bewegung fand ich bei AfrikanerInnen. Einfach tänzeln, den Impulsen des Körpers nachgeben, sich wiegen und drehen, springen und hüpfen und die Fähigkeit, beim eigenen Rhythmus zu bleiben, scheint ihnen in die Wiege gelegt worden zu sein. Wir können es lernen. Dabei geht es nicht nur darum, bei sich selbst zu bleiben, beim Eigenen, sondern zugleich in die Begegnung zu treten, sich in Kontakt und Kommunikation mit den anderen zu bewegen. All das bezieht sich nicht nur auf körperliche Bewegung oder bleibt
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