Lundborg-Westmann & Claes Claesson - 07 - Tödliche Geschäfte
zugetraut, mir einen bestimmten Dienst zu erweisen, oder wie man das jetzt nennen will. Schließlich konnte ich schlecht selbst nach Oskarshamn fahren, um nach dem Teppich zu suchen.«
Er erzählte, dass Lindström den Auftrag, den Teppich ausfindig zu machen, auf Provisionsbasis übernommen hatte. Er hatte diesen nach seiner Rückkehr aus Istanbul angerufen, ihm aber nicht vom Mord an Carl-Ivar Olsson erzählt, was auch Lindström bei früheren Vernehmungen mit Nachdruck betont hatte.
Er wäre nicht daran interessiert, in die Ermittlungen eines Mordfalls zu geraten, hatte Lindström erklärt. Sobald er eine Zeitung aufgeschlagen und daraus von der Ermordung eines Teppichhändlers in Istanbul erfahren hatte, hätte er doch verstehen müssen, wie die Dinge lagen, hatte Claesson eingewandt. Er lese keine Zeitungen, hatte Lindström behauptet, und das hatte vielleicht der Wahrheit entsprochen. Im Übrigen konnte er sich nicht vorstellen, dass Magnus Öberg seinen eigenen Schwiegervater ermordet hatte! Es gebe sicher in Istanbul genug Irre, die dazu fähig wären, meinte er, und Claesson hatte die Frage bis auf weiteres auf sich beruhen lassen.
Laut Lindström hatte Magnus Öberg nicht mehr erzählt, als dass ein wertvoller Teppich von der Witwe aus Istanbul nach Oskarshamn transportiert worden sei und sich entweder bei ihr zu Hause oder im Teppichgeschäft befinden müsse. Möglicherweise war er auch von einem Botendienst angeliefert worden.
»Stimmt das?«, fragte Claesson.
Magnus Öberg nickte.
»Ja. Der Teppich war mir ja in Istanbul durch die Lappen gegangen. Ich rief also Patrik an, erfand eine Geschichte und verschwieg den Tod von Carl-Ivar. Er hatte seine eigenen Arbeitsmethoden, sagte er. Daher hatte er auch einen Teppich geklaut, den Annelie auf der Post abgeholt hatte. Schließlich war er vollkommen davon besessen, diesen Teppich zu finden, ich konnte ihn überhaupt nicht mehr im Zaum halten … ich machte mir natürlich Sorgen, als mir zu Ohren kam, dass er beinahe die falsche Frau erdrosselt hätte … also diese Frau, die jetzt verschwunden ist … Ich fand, dass wir erst mal eine Pause machen sollten. Aber dann dachte ich auch wieder an den Teppich und an das Geld, das so viele Probleme lösen würde …«
Er zuckte mit den Achseln und bat darum, die Toilette aufsuchen zu dürfen.
Sie legten eine kurze Pause ein und ließen Kaffee und Tee bringen.
»Könnten Sie uns jetzt erzählen, wie Sie von diesem teuren Teppich erfahren haben … was Sie überhaupt über das Leben Ihres Schwiegervaters wussten?«, sagte Claesson, als sie die Vernehmung fortsetzten.
»Vor etlichen Jahren … vielleicht vor fünf oder sechs, war ich zufällig im Teppichgeschäft. Das war lange, bevor Annelie dort angefangen hat. Mein Schwiegervater musste zum Zahnarzt und bat mich, eine Weile den Laden zu hüten. Dort war ja nie sonderlich viel zu tun … ich schaute mir eine Weile die Teppiche an, damals kannte ich mich noch nicht mit Teppichen aus. Da entdeckte ich einen Brief.«
»Wo?«
»In einer der unteren Schreibtischschubladen. Ich konnte es nicht lassen, ihn mir etwas genauer anzusehen.«
Er hat rumgeschnüffelt, dachte Claesson.
»Ein Brief und ein Foto von einer Person namens Ayla mit einem Nachnamen, den ich nicht aussprechen kann.« Er verstummte.
»Lasen Sie den Brief?«
»Ja. Sie schrieb, ihre Mutter wäre gestorben, und sie benötigte Geld für die Beerdigung. Erst begriff ich überhaupt nichts, aber denn durchsuchte ich die anderen Schreibtischschubladen und fand eine ganze Mappe mit Briefen und Fotos. Da wurde mir klar, dass mein Schwiegervater ein Doppelleben lebte.«
»Und was empfanden Sie da?«
»Ich fand es widerlich … gleichzeitig imponierte es mir.«
Er lächelte ironisch.
»Haben Sie jemandem erzählt, dass Sie seinem Geheimnis auf die Spur gekommen waren?«
»Ja, ihm, aber sonst niemandem.«
»Wie reagierte er?«
»Er bekam Angst.«
»Was geschah dann?«
Magnus Öberg schwieg.
»Was geschah?«, beharrte Claesson.
»Ich versprach ihm, den Mund zu halten. An jenem Tag, an dem ich sein Geheimnis herausfand, ließ ich erst einmal nichts verlauten. Anfangs wollte ich alles edelmütig für mich behalten, aber dann … Ich glaube, es war kurz vor Weihnachten, deswegen waren wir in Oskarshamn. Ich habe ihn im Teppichgeschäft besucht und erzählt, dass ich Bescheid wusste. Er konnte nicht protestieren, denn in diesem Augenblick kam eine Kundin in den Laden. Sie merkte sicher, dass die
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