Lupus - Ankunft der Woelfe
schon immer so gut gewesen war. Besonders morgens schien sein Geruchssinn mehr und mehr dem eines Hundes ebenbürtig zu werden.
Um seine angespannten Nerven zu beruhigen, griff er zum Telefonhörer und wählte die Nummer der Rechtsmedizin. Er hoffte, wenigstens durch Eva an Neuigkeiten zu kommen. Wenn er schon nicht vor Ort sein durfte.
»Doktor Palmer ist nicht zu sprechen. Ein Termin«, informierte ihn eine verschlafen klingende Frauenstimme.
Cube bedankte sich und legte auf. Die Tür zum Großraumbüro öffnete sich und Frieder steckte den Kopf herein. »Guten Morgen. Alle ausgeflogen?«
»Ja«, brummte Cube. »Ein weiteres Mordopfer.«
»Darf ich raten? Eine Frau! Und wieder im medizinischen Umfeld.«
»So ist es.«
Frieder nickte wissend. »Habe ich es doch gewusst. War noch was?«
»Ja, Schiller möchte, dass ich mit dir ein Gespräch über Bella führe.«
»Ich bin im Bilde.«
»Ist der Tratsch schon bei dir angekommen?«
»Das ist ein schweres traumatisches Ereignis, wenn man seinen eigenen Hund erschießen muss. Wollen wir gleich reden?«
»Das wäre hilfreich.« Cube erhob sich. »Bella hat mich angegriffen. Der Tumor. Sie wusste nicht, was sie tat. Ich weiß nicht, warum das jetzt so ein Problem sein soll.«
Frieder stutzte und blickte ihn nachdenklich an. »Angegriffen? Notwehr? Schon notiert. Schiller hat gestern schon etwas in diese Richtung angedeutet. Um genau zu sein, er hat Druck gemacht.«
Cube grinste. »Er braucht mich.«
»Ich weiß!«
»Dann sollten wir das Gespräch schnell hinter uns bringen.«
»Bei mir gibt es aber nur Tee …«
Vierzig Minuten später hatte er es hinter sich gebracht. Bedenkenlos einsatzfähig , hatte Frieders Abschlusskommentar gelautet. Trauer sei völlig normal. Cube hatte Einsicht gezeigt. »Ich hätte die Dienstwaffe nicht nehmen dürfen. Natürlich musste das zu Schwierigkeiten führen. Frantz hat richtig gehandelt, es Schiller zu sagen.«
Frieder hatte genickt. »Und wenn ich den Chef richtig verstanden habe, dann braucht er dich schnellstmöglich wieder voll einsatzfähig.«
»In der Tat«, hatte Cube geantwortet, war aufgestanden und hatte den Tee stehen lassen. »Aber jetzt brauche ich einen starken Kaffee.«
Dann hatte er Baum angerufen. »Wie weit seid ihr?«
»Wir sind in einer halben Stunde zurück. Es lohnt sich nicht mehr, jetzt noch rauszufahren. Bist du wieder im Team?«
»Ja.«
»Das klingt gut.«
»Ja, das finde ich auch.«
Nachdem er aufgelegt hatte, nahm er sich die Liste von Eva vor, die sie ihm gestern Abend geschickt hatte. Sie hatte keine Ahnung gehabt, um was für eine Liste es sich handelte. Jedoch war die Selbstmörderin Tabea Niemann darauf notiert.
»Dieselbe Gensequenz wie bei dem Serienmörder. Mein Vater verschweigt mir etwas. Ich kenne ihn zu gut, um nicht zu merken, wenn er mich belügt«, hatte sie gesagt.
Angeblich hatte ihr Vater von der veränderten Hand der Niemann nichts gewusst, als er ihr die Nase gerichtet hatte. Cube blickte auf das Foto. Er müsste Eva unbedingt erreichen. Sie sollte das Gesichtsgewebe auch noch überprüfen. Vielleicht fänden sich dort ebenfalls die Genveränderungen. Vielleicht hatte ihr Vater doch davon gewusst …
Beim zweiten Anruf an diesem Morgen hatte er sie sofort in der Leitung.
»Hallo, ich bin es.«
»Gibt es was Neues? Konntest du mit der Liste etwas anfangen?«
»Ich denke, sie bringt mich ein gutes Stück weiter. Aber weshalb ich anrufe: Habt ihr eine Genprobe vom Gesicht der Selbstmörderin genommen? Möglicherweise finden sich dort ebenfalls diese Veränderungen?«
»Ja, das habe ich gleich heute Morgen veranlasst.«
»Und?«
»Leider nichts. In dieser Hinsicht hat mein Vater die Wahrheit gesagt. Es war tatsächlich nur eine Nasenkorrektur.«
»Sehen wir uns heute noch?«
»Hier ist die Hölle los. Und dann die dritte Leiche. Die Obduktion ist für 13 Uhr angesetzt. Wirst du dabei sein?«
»Vermutlich nicht. Gib mir eure Erkenntnisse am besten telefonisch durch! Ich arbeite in der Zwischenzeit die Liste von dir ab und befrage die Patienten.«
»Was wirst du ihnen sagen?«
»Dass jemand vermisst wird. Sie hätten mit ihm auf einer Patientenliste gestanden. Natürlich sei es reine Routine, die Fragen müssten sie aber trotzdem beantworten.«
Eva lachte. »So in etwa dachte ich mir das schon. Ich melde mich dann wieder, Professor Steinmeier ruft nach mir.«
»Bis später.«
»Tschüss.«
»Pass auf dich auf!«
»Mach ich.«
Er legte das Telefon
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