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Lupus - Ankunft der Woelfe

Lupus - Ankunft der Woelfe

Titel: Lupus - Ankunft der Woelfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mo Twin , Sue Twin
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Hartem aufschlug.

46
    Soko, Samstag, 8:15 Uhr

    Alexander Cube stützte seine Ellenbogen auf den schweren Eichenholzschreibtisch. Wochenende, aber das Team arbeitete durch. Die Liste mit den Namen der Patienten lag vor ihm, und inzwischen hatte er auch mit Constanze Bund telefoniert. Unter Tränen hatte sie ihm erzählt, dass sie mehrere atavistische Vibrissen, eine Art Schnurrhaare, an der Oberlippe hätte. Eine unbekannte Genveränderung. Die Dinger wachsen immer wieder nach. Sie wollte sich drei neue so schnell wie möglich entfernen lassen. In ein paar Tagen in der Charité. Bei Professor Palmer war sie nur zur Laser-Behandlung gewesen. Sie hatte sich lästige Haare entfernen lassen wollen. Dabei sei ihm aufgefallen, dass einzelne Haare deutlich dicker und empfindlicher waren. Er habe Gewebeproben genommen und analysieren lassen. Das Ergebnis sei ein Schock für sie gewesen.
    Cube grübelte. War Timo Zweiter auch ein Genveränderter? Er hat bei Professor Antall in der Chirurgie gearbeitet, und er war in dem Projekt der BEA-Klinik. Enhancement, hatte Antall gesagt. Gehirnforschung. War der harmlos wirkende Timo etwa die gesuchte Bestie? Veränderten sich einzelne Patienten im Gehirn? Tabea Niemann hatte vielleicht in ihrem Wahn oder aus Angst Selbstmord begangen. Aber Timo Zweiter könnte der gesuchte Serienkiller sein. Ein harmloser Student war zur Bestie mutiert. In Cubes Kopf rasten die Gedanken. Das wäre zu einfach. Die Verschwörung im Zusammenhang mit der Atavismusseuche schien größer zu sein, als er gedacht hätte, denn offensichtlich wussten wesentlich mehr Ärzte Bescheid, als nach außen gedrungen war. Doch ob das alles etwas mit dem Serienmörder zu tun hatte, war ungewiss. Vielleicht war der blasse, hochintelligente, liebenswerte und zuvorkommende Medizinstudent, wie ihn Professor Antall beschrieben hatte, sogar selbst dem Killer zum Opfer gefallen.
    Cube seufzte. Er brauchte dringend eine Spur. Entweder zu Timo Zweiter oder …? Er biss sich auf die Lippen. Einige, womöglich alle auf der Liste, waren Genveränderte. Wie viele von ihnen waren ahnungslos? Die Bandbreite ihrer Schönheitskorrekturen ließ zumindest den Schluss zu, dass Cube auf weitere Chimären stoßen würde. Lästige Haare, Kieferprobleme, Verwachsungen. Wie lange könnte die Welt noch so tun, als wäre nichts passiert? Die Katastrophe vertuschen …
    Er lehnte sich zurück, tastete nach seiner Kaffeetasse.
    Auf der gegenüberliegenden Seite des Großraumbüros telefonierte Henner Frantz. Plötzlich saß Frantz mit stocksteifem Rücken auf dem Drehstuhl, sprang auf und rannte raus. Cube lauschte auf das, was die Kollegen vor der Digitalwand tuschelten.
    »Die Bestie ist vermutlich genetisch verändert …«
    »Was bedeutet das eigentlich?«
    »Dass sie zum Tier wird.«
    Cube zuckte mit den Schultern. Wenn die Welt den Bach runterging, sollte er vielleicht die bevorstehenden Feiertage auf seiner Burg am schönen Rhein verbringen. Vor allem könnte er dort mit Gull ausgedehnte Spaziergänge machen. Wie er das vermisste.
    Frantz kam zurück, trat seitlich an seinen Schreibtisch. »Ich denke, das solltest du wissen.« Er räusperte sich. »Die Krankenhausbestie hat vermutlich wieder zugeschlagen. Der Chef hat mich eben informiert. Eine Rechtsmedizinerin ist heute Morgen nicht zum Dienst erschienen. Du kennst sie.«
    Für einen Moment setzte Cubes Herz aus. Deshalb war sein Rückruf letzte Nacht ins Leere gegangen. Es schien ein Fluch auf ihm zu liegen. Immer, wenn er sich verliebte, geschah etwas Fürchterliches. Erst Bonny, jetzt Eva. »Was ist passiert?«, sagte er mit dünner Stimme. »Ist sie …?«
    »Nein, keine Leiche. Frau Doktor Palmer wird nur seit gut zwei Stunden vermisst. Aber das ist ein sehr kurzer Zeitraum. Trotzdem …«
    »Was wisst ihr?«
    »Ihr Auto steht verschlossen in einer Seitenstraße der Rechtsmedizin. Sie hat ihren Frühdienst heute Morgen nicht angetreten. Sie hätte um sechs Uhr in der Rechtsmedizin sein müssen. Möglicherweise ist sie schon seit gestern Nacht verschwunden. Die Kollegen aus der Rechtsmedizin haben gegen sieben Uhr mit ihrem Vater telefoniert. Diesem Schönheits-Professor. Er war inzwischen in der Wohnung seiner Tochter. Sie war heute Nacht nicht in ihrem Bett.«
    »Gibt es Kampfspuren? Blut? Irgendetwas?«
    »Bislang nicht.«
    Cube spürte, wie sich Sorge und Hoffnung miteinander vermischten. »Was kann ich tun?«
    »Du weißt ja selbst, zu einem so frühen Zeitpunkt dürfen wir

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