Lupus - Ankunft der Woelfe
Handy. Er kannte die Gravur. E. H. P. für Eva Hortensie Palmer.
Ratlos blickte er auf das zerbrochene Display und drückte die Liste der zuletzt getätigten Anrufe. Sie hatte versucht, ihn anzurufen. Sehr spät. Doch er hatte es nicht gehört. War sie in dem Moment überfallen worden?
Erneut aß er eine Kaffeebohne und schnupperte. Der animalische Gestank stammte eindeutig von Evas Entführer. Hier müsste die Spurensicherung sofort ran. Das war jetzt die einzige brauchbare Fährte. Er prägte sich den herben Gestank ein. Den Kerl würde er kriegen. Und hoffentlich war Eva noch am Leben. Sonst …
Die beiden Streifenpolizisten bogen erneut in die Nebenstraße ein und blickten aufmerksam zu ihm herüber.
Er verstaute Evas Handy in seinem Mantel. Wie sollte er ihnen erklären, dass er den Serienmörder hier gerochen hatte. Das war ein verdammtes Problem. Aber die Spuren an der Mauer müssten gesichert werden. Er befand sich in der Zwickmühle. Er musste doch von seinem Verdacht erzählen. Aber wie konnte er jemandem von seiner sensiblen Nase erzählen? Jetzt, wo die Gerüchteküche gerade überkochte und die Menschen Angst hatten, zu Tieren zu werden. Verdammte Presse! Panikmacher! Verblödungsmedien! Und verdammte Viren!
Ein eisiger Wind schlug ihm entgegen. Er klappte den Mantelkragen hoch und hastete zu seinem Rover. Eva war entführt und nicht tot, dessen war er jetzt absolut sicher. Doch wie hatte der Täter sie weggeschafft? Und was hatte ihre Entführung mit den Morden zu tun? Das alles konnte kein Zufall sein. Um das zu wissen, brauchte man keine große Spürnase zu sein.
An die Möglichkeit, dass Eva tot sein könnte, wollte er keine Sekunde glauben. Er rief Schiller an.
»Eva Palmer ist schon einmal am Mittwochabend angegriffen worden. Habt ihr euch darum gekümmert? Oder liegt ihre Aussage noch bei den unerledigten Randdetails?«
»Woher weißt du das?«
»Sie hat es mir erzählt. Leider konnte sie keine Täterbeschreibung abgeben. Sie ist in ihr Auto gesprungen und losgerast. Und leider hat sie nur einen Schatten und einen behaarten Handrücken gesehen.«
Schiller stöhnte hörbar auf. »Die Bestie?«
»Der Mantel müsste in der Rechtsmedizin zur Untersuchung liegen. Prüft ihn schnellstmöglich auf Spuren. Außerdem habe ich das Handy der Vermissten gefunden. Es lag bei ihrem parkenden Auto direkt vor einer Mauer. Sie muss hier überwältigt und entführt worden sein.«
Schillers Stimme wurde hektisch und vor allem gefühlte zwei Tonlagen schriller. »Gibt es Schleifspuren?«
»Nein.«
»Was?«
»Nein«, rief Cube gegen den Wind. »Keine Schleifspuren. Das Auto steht verlassen da. Ihr müsst aber dringend die Spurensicherung vorbeischicken. Beeilt euch, es gibt gleich Schnee oder Regen!«
Besorgt blickte er zu den dunkelgrauen Wolken am Himmel.
Schillers Stimme überschlug sich. »Ich schicke sofort die Spurensicherung vorbei! Cube, halten Sie die Presse da raus! Nachrichtensperre! Ich will nicht noch mehr Panik. Und vor allem will ich die Bestie nicht aufscheuchen. Sie darf nicht wissen, dass wir ihr auf den Versen sind.«
»Ich bin der Letzte, der mit der Presse redet«, brummte Cube. »Die Medien haben in den letzten Stunden schon genug Unheil angerichtet.«
47
BEA-Klinik, 9:30 Uhr
I ch fahre jetzt weiter in die BEA-Klinik und rede mit ihrem Vater«, knurrte Cube in sein Smartphone. »Vielleicht bringt uns das weiter.«
Er kämpfte gegen eine Migräne an und fühlte sich plötzlich fiebrig. Schiller konnte zwar die Spurensicherung zum Parkplatz schicken, aber die Suche nach einer erst seit zwei Stunden vermissten Frau war mit nichts zu begründen. Hätte Eva ihr Handy nur verloren, und würde sie unverhofft aus den Armen eines Liebhabers wieder auftauchen, bei dem sie die Nacht verbracht hatte, dann müsste Schiller sich die Frage gefallen lassen, ob er Steuergelder verschwendete. Jedoch waren die Spuren eines mutmaßlichen Serienmörders an einer Mauer jede Ermittlungsarbeit wert. Fingerabdrücke, ein paar DNA-Spuren, vielleicht fänden sich sogar Vergleichsspuren an Evas Mantel. Hoffentlich kam ihnen nicht der Schneeregen dazwischen.
Cube wartete Schillers Antwort nicht ab. Er wollte mit Palmer reden, aber nichts von Evas Liste erzählen. »Schlechte Verbindung …«, nuschelte er und legte auf.
Auf dem kurzen Weg zur BEA-Klinik ging er rasch durch, was er wusste. Drei getötete Frauen, doch die Wut des Täters schien laut aktuellem Täterprofil nachzulassen. Die letzte Tote
Weitere Kostenlose Bücher